"Land der Gründer, zukunftsreich": Bundestagung der Jungen Wirtschaft in Innsbruck

Unternehmer Jochen Schweizer erzählte vom Hinfallen und Wiederaufstehen, Stefan Verra begeisterte mit seinem Vortrag über die Macht der Körpersprache und Managementexperte Fredmund Malik brachte mit seinen Ausführungen zu Wandel und Komplexität den Saal zum Nachdenken. Internationale Größen gaben bei der Bundestagung der Jungen Wirtschaft im Congress Innsbruck Einblick in verschiedene Aspekte des Unternehmertums und fesselten rund 1.200 Interessierte aus ganz Österreich.

Zwischen Euphorie und Schwarzmalerei

Währenddessen lud man zum Pressegespräch: Aus dem Osten wurde Optimismus versprüht: Man sei stolz auf die junge Generation. Von einem "Gründer-Boom" und einer "europaweit führenden Überlebensrate" war die Rede. Fast euphorisch zeigten sich WKÖ-Präsident Christoph Leitl und JW-Bundesvorsitzender Herbert Rohrmair-Lewis in Innsbruck. Aus dem Westen kam eine pessimistischere Analyse der gegenwärtigen Situation: WK Tirol-Präsident Jürgen Bodenseer kritisierte fehlende Wertschätzung, man lebe in einer "Zeit der Stagnation und Entwirtschaftung". Vielleicht wird aber auch nur Wandel missinterpretiert. "Das Alte muss von Neuem ersetzt werden", mahnte Malik in seinem Vortrag, nicht, weil das Alte schlecht wäre, sondern weil die Entstehung einer neuen Ordnung im Gange sei: "eine gesellschaftliche (R)Evolution".

Bürokratische Hürden umgehen

Bei einer Sache war man sich absolut einig: Die Bürokratie würde unternehmerische Prozesse verlangsamen, be- oder teilweise sogar verhindern. "Lasst uns einfach arbeiten", richtet JW Tirol-Vorsitzender Mario Eckmaier seinen Appell an die Politik. Wenn die Bürokratie hemmt, wenn Banken nicht finanzieren wird man kreativ und sucht oder schafft Alternativen. Eine dieser Alternativen, die von der Interessensvertretung unterstützt wird, ist "Crowdfundig".

Mehr als ein Trend

"Crowdfunding" avancierte schnell zum Trend und entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Finanzierungsalternative. Projekte aller Art richten sich auf speziellen Internetplattformen an die Öffentlichkeit und suchen nach finanzieller Unterstützung in der Gesellschaft. Auch in Innsbruck hat das funktioniert. "Liebe & Lose"-Gründer Georg Dominguez hat für seinen verpackungsfreien Supermarkt eine "Crowdfunding"-Kampagne gestartet - mit großem Erfolg. Denn während Investoren und Banken seine Vorhaben ablehnten, bekam "Liebe & Lose" überwältigende Unterstützung aus Innsbruck und ganz Tirol. Drei Monate lang lief die Kampagne, mit dem Ziel 50.000 Euro zu generieren. Für jeden Euro, den die Menschen dabei spendeten, gab es im Gegenzug einen Einkaufsgutschein in gleicher Höhe. "Nach Ablauf der drei Monate hatten wir 70.000 Euro. Über 1.600 Leute haben das Projekt unterstützt", so Dominguez. Die Finanzierung war damit gesichert, von den positiven Nebeneffekten, wie einer ersten Einschätzung der Nachfrage, ganz zu schweigen. Am 5. Oktober 2015 wird die erste "Liebe & Lose"-Filiale in der Markthalle eröffnet.

Zukunftsaussichten

In Tirol sind die Gründungszahlen stabil. Doch der Wandel ist zu spüren. Ideen werden innovativer, digitaler, kollaborativer. Man muss ihnen nur Platz zur Entfaltungen geben. Eckmaier würde gerne die Bundeshymne ändern. "Land der Gründer, zukunftsreich." Wenn einem da mal nicht die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung macht.

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