Von Zwentendorf bis Troja: Mittermeier teilt aus

Michael Mittermeier kommt nach Innsbruck. | Foto: Manfred Baumann

Michael Mittermeier, der bayerische Kabarettist, kommt am 5. November mit seinem Programm "Blackout" nach Innsbruck (Olympiaworld). Darin schießt er scharf, sicher ist nichts und niemand. Von Lebensmittelskandalen, Fernsehen, Atomenergie bis ins alte Troja – Mittermeier zeigt uns die großen und die kleinen Blackouts der Menschheit.

STADTBLATT: Hast du viele Blackouts selbst durchleben müssen, bis das Thema zum Programm wurde?
Michael Mittermeier: "Jeder hat doch einmal Blackouts. Das fängt schon in der Schule an, dann hast ein Blackout und später mal fragt man sich, ja wo sind denn jetzt die ganzen Infos? Dann gibt's ja die Alkohol-Blackouts, die kennt man auch. 2003 war ich beim Stromausfall (Blackout) in New York dabei, werd ich nie vergessen. Oder Zwentendorf, das war ja ein totaler Politik-Blackout. Wer baut denn ein Atomkraftwerk fertig und macht dann eine Volksbefragung zur Atomenergie? Oder die Helden aus Troja? Zehn Jahre lang führen die Krieg gegen die Griechen und dann stellen die ihnen ein Holzpferd hin und keiner denkt sich was dabei? Das wär ein kollektives Blackout. Da gibt's einen unglaublich coolen Themenmix."

In "Blackout" schneidest du unheimlich viele Themen an. Wie schwer ist es, ein rundes Programm mit einer solchen Themenvielfalt zu gestalten?
Mittermeier: "Was heißt schwer? Die Vielfalt kommt bei mir durch die Improvisation. Ich hab beim Start eines Programmes oft nur ein paar Notizen dabei und probier dann auf der Bühne aus, was funktioniert und was nicht. Dann kommt immer wieder was dazu, wenn's aktuell ist und wieder etwas weg. Ich bin nicht der Typ, der sich abendelang hinsetzt, herumfeilt und sein Programm auf die Minute durchplant."

"Blackout" entstand nach vielen Reisen und Auftritten in der ganzen Welt. Gab es einen ausschlaggebenden Grund, das Programm Blackout (völliges Versagen) zu nennen?
Mittermeier: "Das könnte man eigentlich immer spielen. Blackouts gibt's immer und überall. Momentan aber sehr viele. In Deutschland gerade aktuell: Für unsere Hubschrauber haben wir kein Geld für Ersatzteile, da stehen die alten Dinger rum. Aber 200 Panzer nach Saudi Arabien und Katar verkaufen wir und bei Auslandseinsätzen sind wir auch dabei. Blackouts gibt's auch bei Politikern: ,Ja, i weiß a nimmer wo des Kuvert mit dem Geld herkommen is.' "

Hast du für die Tiroler ein paar Extrabosheiten dabei?
Mittermeier: "Ich mache immer für Österreich eigene Austria Editions. Was ich genau mache, entscheide ich recht kurzfristig. Denn was heute aktuell ist, ist's in drei Wochen schon nicht mehr. Wenn ein Politiker heut im Knast sitzt, ist der in drei Wochen dann schon wieder draußen. Schade finde ich, dass der Mörtel schon geheiratet hat, sonst hätt ich sagen können ,Es findet sich immer eine, die den Mörtel anrührt.' Ich lese viele Zeitungen und schaue mir österreichische Sendungen an und dann improvisiere ich und schaue, wer gerade besonders nervt."

Wie würdest du die Tiroler beschreiben?

Mittermeier: "Gar nicht, das geht nicht. Ich denke überhaupt nicht in Klischees und presse Menschen nicht gern in eine Schublade. Ich seh das Ganze grenzübergreifend. Humor muss etwas Universelles haben, damit er funktioniert. Dann kann man ihm auch einen regionalen Stempel aufdrücken."

Man sagt einigen Kabarettisten nach, privat eher ernst und ruhig zu sein. Wie ist Mittermeier privat?
Mittermeier: "Wo habt ihr das nur her mit ruhig und ernst (lacht)? Ich bin ganz normal, würd ich sagen. Nur halt in der Ausprägung extremer. Ich lebe mich auf der Bühne aus, aber deshalb lebe ich kein anderes Leben. Aber klar, ich renne auch nicht dauernd rum und erzähle jedem Witze."

Gibt es etwas, das dir heilig ist, über das du keine Witze machst?
Mittermeier: "Themenmäßig gibt es nix, was man nicht anfassen darf. Wenn das Thema schwierig ist, dann muss die Comedy umso besser sein. Solange ich niemandem schade, erzähle ich, was ich will. Aber diese Grenze überschreite ich nicht."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.