Näher dran geht nicht, besser auch nicht

Ein Theatererlebnis der anderen Art: Die Bühne ist die Bar, das Auto, die Stadt. | Foto: Theater Praesent/ Michaela Senn
  • Ein Theatererlebnis der anderen Art: Die Bühne ist die Bar, das Auto, die Stadt.
  • Foto: Theater Praesent/ Michaela Senn
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INNSBRUCK. Endlich mal was ganz anderes. Wir betreten eine Nachtschwärmerbar (Ausstattung: Katharina Ganner), die nun „Knautschzone“ heißt und früher mal das Theater Praesent gewesen sein muss. Zu einer Zeit, als Theatergeher/innen noch brav auf Stühlen Platz nahmen. Jetzt dürfen sie sich erst mal irgendwo niederlassen, aufmerksam beäugt vom tiefenentspannten Barkeeper (Marco Friedrich Trenkwalder), einer Barchefin im Leopardenminilook (Elke Hartmann), die ihre Gäste später zwischen den Backgroundvideos mit verschwörerisch-sexy Unterton und Yellow-press-tauglichen Autostories entertainen wird. Und nicht zu vergessen jenen vier Barflys, die in Kürze eine Zahl und eine Farbe in den Raum rufen, sich dann kurz per Augenkontakt ihrer ersten Mitfahrer/innen und Begleiter/innen vergewissern und schließlich zu ihren jeweiligen Dates und Verabredungen stürmen werden. Mit uns im Schlepptau, sprich dicht auf den Fersen bzw. auf der Rückbank oder dem Beifahrersitz ihrer jeweiligen Autos. Doch dabei bleibt es nicht. Denn mit jeder neuen Szene werden wir an das jeweilige Gegenüber unserer vorherigen Figur weiter gereicht und erschließen uns so langsam eine Konstellation, die uns viel über abgründige Überlebensstrategien in den verschiedenen sozialen Schichten dieser Stadt erzählt. Das eine oder andere Fragezeichen, das sich auf der Tour schon deshalb auftut, weil man nicht allen Figuren leibhaftig begegnen wird, schließt sich wie schon erwähnt über die Backgroundvideos und nicht zuletzt über die Geschichten, die man sich hinterher von diesem einzigartigen Theaterabend erzählen kann.

Knautschzone

Zu Schauspieler/innen ins Auto einzusteigen und ihnen aus nächster Nähe bei ihren Grenzerfahrungen zuzusehen, so etwas hat es in dieser Stadt wirklich noch nicht gegeben. Die ungemein vielseitige Schauspielerin und Regisseurin Elke Hartmann hat dieses TKI-geförderte Projekt für vier Darsteller/innen und max. 24 Zuseher/innen pro Vorstellung gemeinsam mit Michaela Senn für das Theater Praesent entwickelt. Die Story ist dabei schnell erzählt: eine weltumarmende Musikstudentin aus gutem Haus (Hannah Candolini) trifft auf eine ebenso widerständige wie coole Überlebensdealerin (Tamara Burghart). Deren Bruder, ein fahrig-schutzbedürftiger Obdachloser (Frederick Redavid) gerät wiederum an einen Banker mit ultrarechter Gesinnung (Markus Oberrauch), der seine sexuellen Neigungen vor Kirche, Welt und Ehefrau streng geheim zu halten versteht. Das Besondere dabei ist zweifelsohne die unmittelbare Nähe, die gleichermaßen berührt wie irritiert. Denn unversehens wird man Zeugin eines Drogentrips oder sitzt plötzlich in der Notschlafstelle. Und kommt aus dem Staunen und Betroffensein gar nicht mehr heraus.

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