Drogengipfel: Kommission überprüft Todesfälle

Beim Suchtgipfel: Landeskriminalamt-Leiter Gottlieb Türk, LH-Stv. Beate Prettner und Barbara Drobesch (Leiterin der Unterabteilung Prävention und Suchtkoordination in der Abteilung 5) | Foto: Büro LH-Stv. Prettner
  • Beim Suchtgipfel: Landeskriminalamt-Leiter Gottlieb Türk, LH-Stv. Beate Prettner und Barbara Drobesch (Leiterin der Unterabteilung Prävention und Suchtkoordination in der Abteilung 5)
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KÄRNTEN. Anstiege bei Drogentoten und Anzeigen im Suchtgiftmilieu haben mitunter dazu geführt, dass heute ein "Kärntner Suchtgipfel" auf Einladung von Gesundheitsreferentin LH-Stv. Beate Prettner stattfand. Dabei: Vertreter aus Ärzteschaft, Drogenambulanzen, Streetwork und Exekutive. 
Das Hauptproblem, so die Experten, sei das geänderte Konsumverhalten - Mischen von Substanzen, von illegalen Drogen mit verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln und synthetisch hergestellten Produkten. 
Deshalb wolle man vor allem auf Bewusstseinsbildung und Schulung der niedergelassenen Ärzte setzen. 

Benzodiazepine sehr häufig

Eine Kommission soll sich nun die Drogen-Todesfälle der letzten Jahre ansehen. Gibt es z. B. Gemeinsamkeiten? Bereits im Vorfeld sei zu beobachten, dass fast alle Verstorbenen Benzodiazepine eingenommen hatten. "Diese Schlaf- und Beruhigungsmittel werden häufig verordnet, stellen aber in Kombination mit illegalen Drogen eine große Gefahr dar", so Prettner.
Eine "Medikamenten-Vignette" könnte auf die potentielle Gefahr solcher Produkte hinweisen. "Geeignete Schritte" wolle man mit GKK und Ärztekammer erarbeiten.

Früh ansetzen

Auch präventiv will man stärker tätig werden. Prettner: "Prävention setzt vor allem bei Einstiegsdrogen an, wir werden sie aber auch auf Hochrisikosubstanzen wie etwa Ecstasy erweitern." Ebenso wichtig sei das frühe Erkennen von Suchtverhalten.

Bemerkbar ist auch ein Anstieg an leistungssteigernden Mitteln, die eingenommen werden. Hier würden vor allem Lebenskompetenz-Programme greifen. Diese werden bereits in Volksschulen und Neuen Mittelschulen angeboten.

Landärzte involvieren

In Kärnten gibt es 1.500 ambulante Therapieplätze. Laut Prettner erhält auch jeder, der eine stationäre Entwöhnung beantragt, einen Platz. Nun wurde die Drogenambulanz Klagenfurt erweitert, jene in Villach folgt. Eine fixe Drogenberatungsstelle wir in Feldkirchen installiert. Niedergelassene Ärzte sollen zusätzlich mehr motiviert werden, Substitutionsbehandlungen anzubieten. 
Das Land gibt für Drogenberatung und Therapien pro Jahr ca. drei Millionen Euro aus, für Prävention 270.000 Euro.

FPÖ-Kritik: "Mangel an dezentraler Versorgung"

Zu spät kommt der Drogengipfel für FPÖ-Chef Gernot Darmann. Er ortet "massive strukturelle Probleme in der Betreuung von Drogenkranken". Bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern oder Psychiatern, die Substitutionstherapien durchführen, sei Kärnten österreichweit Schlusslicht. Darmann: "Es mangelt an der dezentralen Versorgung. Daher können die bestehenden zentralen Drogenambulanzen den Bedarf kaum abdecken." 
Darmann fordert im Zuge der geplanten Strafrechtsreform des Bundes auch eine Verschärfung der Strafen für Drogendealer - vor allem für jene, die an Jugendliche verkaufen.
Der FPÖ-Chef kritisiert auch hart, dass Prettner den Verein "Oikos" zum Suchtgipfel nicht eingeladen hat.

Team Kärnten: "falsche Prioritätensetzung"

Team Kärnten-Obmann LAbg. Gerhard Köfer spricht über eine "falsche Prioritätensetzung". Die angekündigten Maßnahmen - ob Prävention oder "Vignette" - würden die Drogendealer nicht aufhalten. Köfer wettert: "Prettner & Co. haben heute gezeigt, dass sie nicht bereit sind, das Problem bei der Wurzel anzupacken und sich den Dealern entgegenzustellen."
Besorgt ist er, dass speziell Kokain immer gesellschaftsfähiger wird. Köfer spricht in diesem Zusammenhang vom Wörthersee als "Sammelplatz von Kokain-Konsumenten". 
"Grundsätzlich positiv" ist für ihn der Ausbau der Therapieplätze und Angebote für Suchtgiftkranke. Auch die Ressourcen für kurz- und langfristige Hilfsangebote müssten ausgebaut werden. 

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