Im Spannungsfeld der steten Menschlichkeit

Beim Mittagessen im Stadtcafe der Diakonie de la Tour in Klagenfurt: Rektor Hubert Stotter und Gerd Leitner | Foto: Hude
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  • Beim Mittagessen im Stadtcafe der Diakonie de la Tour in Klagenfurt: Rektor Hubert Stotter und Gerd Leitner
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Diakonie-Rektor Hubert Stotter wählt das Klagenfurter Stadtcafe am Domplatz für den Business Lunch. Seit zwölf Jahren bildet die Diakonie dort Lehrlinge aus, die es im "ersten Arbeitsmarkt" schwer hätten. "Es hat sich gut etabliert", bilanziert er.
Vieles hat Stotter auch seit seinem Antritt auch in der Diakonie de la Tour erreicht. Vor 15 Jahren übernahm der die Leitung der Non-Profit-Organisation. "Wir sind in allen sozialen Feldern tätig", erklärt er. Seit 2007 habe sich das Unternehmen verdoppelt.
"Wir müssen nach wirtschaftlichen Kriterien arbeiten", stellt Stotter fest. "Keine soziale Einrichtung kann es sich leisten, mit roten Zahlen zu arbeiten." Täglich bewegt er sich im Spannungsfeld zwischen "organisatorischer und menschlicher Notwendigkeit".

Menschlich geht mehr
Eines ist für ihn klar: "Menschlich ist immer ein Mehr möglich - wirtschaftlich nicht." Schließlich betreue die Diakonie nicht nur, sondern ist auch Arbeitgeber - derzeit für 1.300 Menschen. "Wenn ich den Fortbestand der Organisation riskiere, wäre das unmenschlich."
Immer wieder gilt es, unangenehme Entscheidungen zu treffen - auch, wenn es um Mitarbeiter geht. "Manchmal ist eine Kündigung die menschlichere Entscheidung, als sie nicht auszusprechen", so Stotter. Leicht falle dies freilich nicht. Schließlich habe man immer Menschen vor sich. Stotter: "Sie müssen spüren, dass man unter dem Widerspruch zwischen Menschlichkeit und Notwendigkeit auch leidet."

Die Altenpflege wächst
Wie gut die Diakonie aufgestellt ist, lässt sich am Wachstum der letzten Jahre ablesen. Am meisten steigerte sich der Bedarf in der Altenpflege. "Der stationäre Bereich ist in Kärnten jetzt ausgereizt", ist Stotter überzeugt. Die Zukunft sieht er in der "Quartiersnahen Betreuung".
Mit dem gängigen Begriff des Betreuten Wohnens hält er sich zurück. "Das weckt Erwartungshaltungen - man muss die gesamte Pflegekette anbieten", so Stotter. Es wären etwa Stützpunkte von Rettungskräften in unmittelbarer Nähe notwendig. Der Diakonie-Chef bezweifelt die durchgängige Machbarkeit.
Stattdessen glaubt er an Wohnverbände. "Man muss die Pflege schon beim Bau mitdenken", sagt er. Ehrenamtlich können sich Bewohner gegenseitig unter die Arme greifen - "mit professioneller Unterstützung."

Die Hilfe unter Nachbarn
Genau dieses Konzept will Stotter anstoßen: Junge Bewohner helfen beim Einkauf, ältere schauen einmal auf die Kinder. Die Bereitschaft dazu nimmt er wahr. "Die nachbarschaftliche Verantwortung wacht wieder auf", ist er überzeugt. "Jetzt müssen wir sie kanalisieren."
Herausforderungen gebe es in der Altenpflege genug. Stotter: "Der Pflegebedarf wird immer höher, die Verweildauer der Bewohner kürzer." Mitarbeiter seien stets mit dem Tod konfrontiert. "Was sind uns diese Menschen wert?", fragt Stotter mit Blick auf das Einkommen von Pflegekräften. Allein kann er das Problem nicht lösen. "Das kann nur die Gesellschaft", fordert er auf. "Es muss ein Dialog einsetzen und die Verschiebung der Prioritäten."

Nur ein Menü steht auf dem Speiseplan
Zu Mittag gibt es stets ein Menü auf dem Speiseplan des Stadtcafes am Domplatz - und das auch in begrenzter Anzahl. "Wenn die Portionen ausgehen, ist es eben so", so Diakonie-Rektor Hubert Stotter.
Seit zwölf Jahren bietet die Diakonie hier jungen Menschen eine Möglichkeit, ihre Lehre zu machen, wenn es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwierig wird. Das Ziel: "Die jungen Leute auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereiten", so Stotter. "Es gelingt uns sehr oft."
Gleich neben an stellen Künstler mit Behinderung ihre Werke in der hauseigenen Galerie aus. Stotter ist stolz auf den Erfolg: "Wir hatten etwa schon gemeinsame Ausstellungen mit dem bekannten Maler Christian Ludwig Attersee."


Zur Sache - Menü

Seit zwölf Jahren betreibt die Diakonie de la Tour das Stadtcafe am Klagenfurter Domplatz.

Die hauseigene Galerie befindet sich neben an. Dort stellen Künstler mit Behinderung ihre Werke aus.

Täglich bietet man dort ein Mittagsmenü an. Der Wochenspeiseplan wird an Stammgäste versendet.

Beim Business Lunch gab es: eine Grießnockerlsuppe und eine Nudelvariation mit gemischtem Salat.

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