Rückkehr der Wölfe
"Es braucht machbare Lösungen!"

Der Wolf siedelt sich wieder im Alpenraum an | Foto: imagepower/panthermedia
  • Der Wolf siedelt sich wieder im Alpenraum an
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In den vergangenen Wochen haben Wölfe in Oberösterreich wieder vermehrt für Aufsehen gesorgt.

BEZIRKE KIRCHDORF, STEYR-LAND. Im heurigen Jahr wurde bei zwei Wildtierrissen in Oberösterreich der Wolf als Verursacher festgestellt. Im Jänner in Weyer (Bezirk Steyr-Land) und im Mai in Vorderstoder (Bezirk Kirchdorf). Auch in Steyrling, Gemeinde Klaus, sind mittlerweile zwei Risse bestätigt. Die DNA-Ergebnisse zu den aufgenommenen Wildtierrissen in Molln und in Kirchham (Bezirk Gmunden) liegen noch nicht vor. Ebenso sind die Ergebnisse der entnommenen DNA-Proben zu den Nutztierrissen in Unterach (Bezirk Vöcklabruck), in Maria Neustift (Bezirk Steyr-Land) und in Gmunden noch offen. Vermutete Wolfssichtungen wurden in den vergangenen Monaten in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden gemeldet, zu Jahresbeginn zudem auch im Bezirk Steyr-Land.

Wolf ist streng geschützt

Durch den strengen europaweiten Schutz – Wölfe dürfen weder gejagt noch gefangen oder getötet werden – kehren die in Österreich einst ausgerotteten Tiere in den Alpenraum zurück. „In den vergangenen zwei Jahren haben sich in unmittelbaren Nachbarregionen Oberösterreichs 15 bis 20 Wölfe niedergelassen. Damit steigen die Begegnungen mit Mensch und Nutztieren sowie die Risse in unserem Bundesland. Wir bekennen uns zum Schutz des Wolfes, jedoch ist die geltende Regelung des Schutzstatus weder praktikabel noch zielführend“, erklärt OÖVP-Klubobfrau Helena Kirchmayr.

Landwirtschaftskammerpräsidentin Michaela Langer-Weninger verlangt neben dem Schutz des Menschen vor allem Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Alm- und Weidewirtschaft. "Wir brauchen ein wirksames überregionales Wolfsmanagement, das bei einer Gefährdung von Menschen oder Nutztieren auch das Entnehmen von Wölfen ermöglicht“, fordert sie und spricht sich für eine Änderung der EU-Rechtsnormen aus.

"Der Wolf passt nicht mehr hierher"

Kirchdorfs Bezirksbauernkammer-Obmann Andreas Ehrenhuber bekräftigt: "So, wie die Landwirtschaft bei uns aufgestellt ist, passt der Wolf nicht mehr hierher. Siedelt er sich bei uns an, wird das auch für den Tourismus zum Problem."

Für den Obmann der oö. Almbauern, Bgm. Johann Feßl, ist der hohe Schutzstatus des Wolfs nicht mehr gerechtfertigt. Er spricht sich für "wolfsfreie Zonen" aus, die in erster Linie die Almen im Süden Oberösterreichs betreffen. "In diesen Gebieten muss der Abschuss bzw. eine Reduktion möglich sein. Je höher der Jagddruck wird, desto mehr wird die Scheu in einem Rudel verankert."

Bezirksjägermeister Franz Humpl unterstreicht: "Solange der Wolf den Menschen nicht als Feind sieht, so lange wird das ein Problem sein. Der Wolf hat nicht in jedem Winkel Platz, das ist ein Märchen. Mit durchziehenden Wölfen werden wir leben müssen, aber wenn sich Rudel bilden, dann wird es kritisch. Man muss dem Wolf jetzt Paroli bieten und eine entsprechende Raumordnung schaffen."

WWF schlägt Fünf-Punkte-Plan vor

Für den WWF Österreich bedeutet die Rückkehr des Wolfs eine Bereicherung der Natur und der Artenvielfalt, wenngleich er auch eine Herausforderung in der Nutztierhaltung mit sich bringt. Die Naturschutzorganisation hat einen Fünf-Punkte-Plan für ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit den Wölfen erstellt. Demnach muss der Herdenschutz bundesweit einheitlich und stärker gefördert werden. Nutztierhalter gehören besser entschädigt und informiert. Das Hirtenwesen muss belebt werden. Die Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden muss vorangetrieben werden. Das „Österreichzentrum Bär-Luchs-Wolf“ ist zu stärken und ausreichend zu dotieren. „Die Politik muss eine Herdenschutz-Offensive finanzieren und das traditionelle Hirtenwesen stärken“, sagt der Wolfsexperte Christian Pichler. "Populistische Rufe nach Abschüssen tragen nicht zur Problemlösung bei. Das erzeugt ein Klima der Angst und macht Stimmung gegen eine streng geschützte Art. Es braucht machbare und wirksame Lösungen. Schießwütige Parolen sind keine Unterstützung für die Betroffenen!"

Koordination des Wolfsmanagements

Für die Koordination des Wolfsmanagements in Oberösterreich ist die Abteilung Land- und Forstwirtschaft des Landes Oberösterreich zuständig. Die Abwicklung von Entschädigungen im Falle von Wolfsrissen an landwirtschaftlichen Nutztieren (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde) erfolgt ebenfalls durch die Abteilung Land- und Forstwirtschaft. Auskünfte über Herdenprävention (Schutzvorkehrungen gegen Wolfsrisse) können bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich eingeholt werden. Darüber hinaus finden sich auch im Managementplan „Wolfsmanagement in Österreich – Grundlagen und Empfehlungen 2012“, der auf der Homepage des Landes Oberösterreich zum Download bereitsteht, wertvolle Tipps für Vorbeugungs­maßnahmen.

Für die Durchführung eines möglichst effektiven Monitorings als Grundlage für etwaige Maßnahmen ist es besonders wichtig, dass sämtliche Wolfssichtungen und Risse von Wild- und Nutztieren möglichst zeitnah an die regionalen Wolfsbeauftragten oder die Abteilung Land- und Forstwirtschaft gemeldet werden. Zu diesem Zweck wurde auch die Oö. Wolf-Hotline eingerichtet, welche sowohl innerhalb der Amtsstunden (0732/7720-11812) und auch außerhalb der Amtsstunden (0732/7720-18889) erreichbar ist.

Podiusmsdiskussion am 22. Juli 2020

Die Ortsbauernschaften und die Gemeinden Vorderstoder und Hinterstoder laden am Mittwoch, den 22. Juli, um 20 Uhr, zur Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Wolf in die Hösshalle nach Hinterstoder ein.

Ihr Kommen haben zugesagt:
• Gottfried Diwold, Wolfsbeauftragter Land OÖ
• Volkhard Mayr, Direktor Nationalpark Kalkalpen
• Johann Feßl, Obmann OÖ Verein für Alm und Weide
• Michaela Langer-Weninger, Präsidentin Landwirtschaftskammer OÖ
Moderation: Bgm. Gerhard Lindbichler

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