Fastenaktion gestartet
Eine Frage der Menschenwürde
WARTBERG/KREMS. "Diana ist eine Vorbildschülerin. Sie hat in der kurzen Zeit so schnell Deutsch gelernt, dass sie zu meinen besten Schülern der Klasse zählte", sagt Christine Weiermair, Volksschullehrerin in Wartberg, über Diana Bako. Sie und ihre Familie lebten seit 2014 im Caritas Gästehaus in Wartberg. Diana ging in die vierte Klasse Volksschule, ihr Bruder Amad war Schulanfänger im Kindergarten, der Vater Ahmed arbeitete für die Gemeinde und als Schülerlotse. Nachdem der Asylantrag der Familie dreimal abgelehnt wurde, teilte die Polizei ihnen am 21. März mit, dass sie sich ins Rückkehrberatungszentrum am Bürglkopf in Fieberbrunn begeben müssen.
"Unmenschliche Bedingungen"
Dr. Gerhard Schwarz , pensionierter Gemeindearzt, besuchte die Familie Bako dort: "Die Bakos sind im Rückkehrberatungszentrum in Fieberbrunn die einzige Familie. Sie leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen: Viele der Männer sind schon sehr lange dort und augenscheinlich psychisch labil. Vor allem Kare hat, als einzige weibliche Bewohnerin, Angst vor Übergriffen – besonders auch auf ihre 10-jährige Tochter." Auch Christine Weiermair fuhr nach Fieberbrunn: "Die Lage kam mir wirklich sehr ernst vor. Die ganze Familie ist psychisch sehr belastet. Die Eltern sind wirklich sehr verzweifelt und hoffnungslos. Diana wirkte sehr traurig und abgemagert. Amad war sehr verschreckt, so kannte ich ihn gar nicht." Warum die 10-Jährige nicht in Wartberg die Volksschule fertig machen darf und wenige Monate vor Schulschluss nach Fieberbrunn gebracht wird, versteht die Pädagogin nicht.
Fasten für die Menschlichkeit
Dass die Eltern gut Deutsch sprechen, sehr bemüht, engagiert und integriert sind, betonen Gerhard Schwarz, Christine Weiermair und zahlreiche Mitglieder der Plattform Vielfalt für Wartberg. "Im letzten negativen Bescheid wurde den Bakos unterstellt nicht integrationswillig zu sein. Im Bescheid standen Dinge, die nicht der Realität entsprachen", so Gerhard Schwarz. Da im Fall der Familie Bako alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind, starteten die Wartberger am Karfreitag eine Fastenaktion. Mehr als dreißig Personen beteiligen sich bereits daran. Jede von ihnen fastet und solidarisiert sich dadurch mit der staatenlosen Familie. Worauf verzichtet wird, kann jeder selbst entscheiden. Mit der Unterschrift auf einem Zettel, der unter anderem in der Pfarrkirche Wartberg aufliegt, erklärt man die Teilnahme. Die unterschriebenen Blätter können dann per Post an Kilianstraße 2, 4552 Wartberg/Krems geschickt werden. "Die Fastenaktion ist zum einen für ein humanitäres Bleiberecht der Familie Bako speziell und zum anderen für mehr Menschlichkeit in der österreichischen Politik insgesamt", so Schwarz. Unmittelbares Ziel sei es, dass die Familie nicht mehr länger im Rückkehrberatungszentrum bleiben müsse, sondern vorerst nach Wartberg zurückkehren dürfe. "Es können sich alle beteiligen, die die Familie kennen, aber auch alle, die sie nicht kennen und ein Zeichen gegen Unmenschlichkeit setzen wollen", betont Gerhard Schwarz.
ORF-Journalistin hält Rede
Zusätzlich zur Fastenaktion werden weiterhin am ersten Donnerstag im Monat Mahnwachen in Wartberg abgehalten. Bei der nächsten Mahnwache am 2. Mai hält die ehemalige ORF-Korrespondentin und Buchautorin Susanne Scholl in Wartberg eine Gastrede. Um 18 Uhr findet sie direkt vor dem Caritas Gästehaus in Wartberg statt.
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