Rücktritt & Neuwahlen
Bgm. Seiwald trat zurück, Almberger in Startlöchern

Stefan Seiwald (g. re.) erklärte im Gemeinderat seinen Rücktritt. | Foto: Kogler
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Knalleffekt im St. Johanner Gemeinderat: Bgm. Stefan Seiwald erklärte seinen Rücktritt. Neuwahlen frühestens Ende Juni; Hubert Almberger tritt an.

ST. JOHANN (niko). "Ich bin baff!" war großteils die Reaktion der St. Johanner Gemeindemandatare, als ihnen Bgm. Stefan Seiwald am Ende der GR-Sitzung am 26. März gegen 21 Uhr eröffnete, dass er mit sofortiger Wirkung sein Amt zurücklege und zurücktrete. "Das ist meine letzte Gemeinderatssitzung", so Seiwald.
Das Rücktrittsschreiben, das am Mittwoch in der Gemeinde eintraf, wird eine Woche später rechtskräftig. Dann müssen innerhalb von sechs Wochen Neuwahlen ausgeschrieben werden, so Marianne Döttlinger von der BH.

Im Mai 2012 wurde Seiwald nach dem damals ebenfalls überraschenden Rücktritt von Alt-Bgm. Josef Grander zum neuen Ortschef gewählt (56,7 %), 2016 erfolgte die eindrucksvolle Wiederwahl (80,62 %).

"Kein 70-%-Bürgermeister"

"Ich bin nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, dass es unser St. Johann nicht verdient hat, einen '70-%-Bürgermeister' zu haben. Dafür ist unser St. Johann zu wertvoll. Es braucht jemanden, der sich zu 100 oder sprichwörtlich mehr als 100 Prozent für unser St. Johann einsetzt. Und bevor ich diesem Anspruch nicht mehr gerecht werden kann, habe ich mich dazu entschließen müssen, mein Amt als Bürgermeister aufzugeben", so Seiwald.
Er begründet dies vor allem mit seiner beruflichen Entwicklung, die seinen vollen Einsatz für die Gemeinde künftig nicht mehr zulasse. Es gebe neue Chancen und Herausforderungen im Unternehmen ("goingsoft", Anm.), für die er selbst verstärkt da sein müsse.

"Wir haben in diesen sieben Jahren viel erreicht und gut zusammengearbeitet. Dafür möchte ich allen, meinen GR-KollegInnen, allen Gemeindemitarbeitern, den Vereinen und der Bevölkerung herzlich danken. Es war nicht immer leicht, es hat auch Angriffe, Verleumdungen und Anzeigen gegen mich gegeben; überwiegend hat das Amt aber Spaß gemacht und die Bilanz ist überwiegend positiv. Eine Bitte bleibt noch zu sagen: Macht so weiter - zum Wohle der Gemeinde", so der scheidende Ortschef zu den Mandataren.

Von den Gemeinderäten gab es Standing Ovations, nachdem von allen Fraktionen ein großer Dank an Seiwald ausgesprochen wurde. "Du hast eine große Handschrift hinterlassen, es war phänomenal mit dir zu arbeiten, es ist ein großer Verlust, dass du aufhörst, du hast Meilensteine gesetzt", waren nur einige der Aussagen in Richtung Seiwald.
LH Günther Platter drückte sein Bedauern aus und betonte, wie viele "wegweisende Beschlüsse und Projekte" in Seiwalds Amtszeit vorangebracht wurden.

Nun muss neu gewählt werden (Bgm.-Direktwahl). Wie Seiwald bestätigt, wird für die ÖVP der derzeitige 2. Vize-Bgm. Hubert Almberger antreten. Dieser wird bis zur Wahl auch interimistisch die Ortschef-Agenden wahrnehmen.
Wahltermin ist lt. gesetzlichem Fristenlauf frühestens Ende Jun/Anfang Juli. Die GR-Fraktionen können Kandidaten aufstellen, die Gemeinderäte sind (auch Ersatz-GR, wenn diese bei einem Mandatsverzicht eines GR fristgerecht nachrücken).

Seiwald im O-Ton:

"Ich glaube, wir haben gemeinsam vieles erreichen können. Wenn ich „wir“ sage, dann meine ich vor allem Euch – die Bürgerinnen und Bürger von St. Johann, aber besonders auch meine Gemeinderatskolleginnen und Kollegen, unsere Partner im Tourismus, in der Wirtschaft, den sozialen Vereinen, den Kultur- und Traditionsvereinen, „meine Helden der Feuerwehr“ und pauschal alle, denen das Wohl unserer Gemeinde am Herzen liegt. Wir haben neue Projekte für die Entwicklung unserer Gemeinde initiieren und umsetzen können, wir haben – und das war mir besonders wichtig – viele soziale Projekte aufstellen und umsetzen können.
Ich möchte an dieser Stelle nicht eine vollständige Liste von „Erfolgen“ der letzten Jahre aufzählen, sondern nur einige davon in Erinnerung rufen:
Wir haben es in den letzten Jahren gemeinsam geschafft dass…
… unser St. Johann wieder ein ernst zu nehmender Tourismusort ist.
… unsere Panorama Badewelt wieder ein toller Ort für Entspannung und Spaß geworden ist.
… der ehemalige Problembetrieb – die Bergbahnen St. Johann – entschuldet in eine positive Zukunft gehen.
… unser Ortszentrum sich mehr und mehr positiv entwickelt.
… St. Johann seine Stellung als Bildungszentrum des Bezirkes mit einer neue Pflegeschule noch ausbauen wird.
… Der Bau des neuen Kinderzentrums mit neuem Kindergarten und neuer Kinderkrippe bereits auf Schiene ist.
… der Hochwasserschutz für St. Johann massiv ausgebaut und verbessert wurde.
… St. Johann sehr attraktiv für Unternehmensansiedlungen ist und als wirtschaftlicher Hauptort des Bezirkes angesehen wird.
… viele soziale, kulturelle Projekte umgesetzt werden konnten.
… trotzdem die Schulden der Marktgemeinde massiv gesenkt werden konnten und St. Johann nun als eine der finanzstärksten Gemeinden in Tirol gilt.

Diese Liste könnte man noch um einiges fortsetzen. Für mich ist aber wichtig hervorzuheben, dass diese Errungenschaften nicht möglich gewesen wären, wenn nicht alle an einem Strang gezogen und zusammen geholfen hätten.

So möchte ich mich dafür bei allen bedanken, die in dieser Zeit hinter mir gestanden sind, mich unterstützt haben, damit wir unser St. Johann gemeinsam weiter entwickeln konnten.

Blick in die Zukunft

"In den letzten Monaten haben wir einige wichtige neue Projekte auf Schiene gebracht oder in eine gute Richtung lenken können. So werden in der nächsten Zeit meiner Meinung nach ebenfalls tolle Entwicklungen stattfinden können."

"Als ich vor beinahe sieben Jahren Bürgermeister werden durfte, hatte unser gemeinsam mit meinem Geschäftspartner gegründetes Unternehmen eine sehr überschaubare Größe, und es war für mich mit Unterstützung des gesamten Teams des Unternehmens möglich, die herausfordernde Aufgabe des Bürgermeisters der Marktgemeinde anzunehmen. Aufgrund des bisherigen Wachstums und neuer Möglichkeiten für unser Unternehmen dem ich – vor allem aber meinen Mitarbeitern – seit mehr als 15 Jahren in der Verantwortung stehe, wird es mir jedoch in den nächsten drei Jahren nicht mehr möglich sein, durchgehend für unser St. Johann da zu sein."

"Somit habe ich am 27. März meinen Rücktritt eingereicht und den Weg frei gemacht für jemanden, der diesem Anspruch gerecht werden kann.
Es ist mir ein Herzensanliegen, mich bei allen zu bedanken, die mich in den letzten Jahren begleitet und unterstützt haben, ganz besonders bei meiner Familie, weil sie mich in den letzten Jahren immer unterstützt hat – und vor allem weil sie immer akzeptiert hat, dass ich beinahe nie Zeit für sie gefunden habe.
St. Johann ist und bleibt für mich der lebens- und liebenswerteste Ort, den ich mir vorstellen kann."

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