Burnout ist allgegenwärtig

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TIROL/BEZIRK (niko). Die 14.000 Tiroler Beschäftigten in Gesundheits- und Sozialberufen sind starken Belastungen ausgesetzt, wie eine aktuelle AK-Studie aufzeigt (Kasten unten). "Am Ende des Tages fühle ich mich verbraucht, der Kontakt mit Patienten belastet mich stark" - nur zwei Zitate unter vielen, die Studienteilnehmer angeführt haben.
Laut Studie sind emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierte Leistungsfähigkeit bei vielen Fachkräften in den Gesundheits- und Sozialberufen ganz offensichtlich so stark ausgeprägt, dass 41 % der Teilnehmer eine beginnende oder schon fortgeschrittene Burnout-Symptomatik aufweisen. 4 % sind bereits dem klinisch auffälligen Bereich zuzuordnen.
Zur Arbeitszufriedenheit gaben mehr als 39 % an, dass sich diese in den letzten sechs Jahren sehr (12,32 %) bzw. eher (27,16 %) verschlechtert hat, z. B. durch Zeitdruck, Einsparungen, Mobbing, Dienstzeit, mehr Bürokratie, Mitarbeitermangel, Stress sowie geringen Lohn durch schlechten Kollektivvertrag. „Diese Zahlen zeigen deutlich den akuten Handlungsbedarf“, betont AK-Präsident Zangerl. „Es braucht mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten, um den Zeitdruck für die Mitarbeiter zu entschärfen, aber auch aktive Prävention gegen Burnout und Rückenprobleme, weniger Bürokratie im Arbeitsalltag und eine professionelle Personalentwicklung in den Einrichtungen. Und vor allem muss man den Beschäftigten auch mehr Wertschätzung und Anerkennung entgegen bringen."
"Wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir, dass wir alle bereits an der Grenze standen, Burn-Out bereits erlebt haben oder aber zumindest jemanden in unserem Berufsumfeld kennen, der mit dieser Diagnose konfrontiert ist oder war. Die Studie bestätigt in beeindruckender Art und Weise unsere gefühlte Momentaufnahme der Arbeitsbelastung in Gesundheitsberufen. Unsere Kunden werden immer selbstbewusster, qualitätsbewusster und älter, die medizinischen und technischen Anforderungen steigern sich so enorm wie auch unser individuelles Pflegeverständnis. Für mich bedeutet Führen eines Pflegeteams im besonderen Maße die Persönlichkeitsentwicklung und die Fort- bzw. Weiterbildung. Durch aktives Zuhören kann man oftmals bereits die ersten Anzeichen erkennen und wenn nötig professionelle Hilfe wie Coaching oder Supervisionen direkt und unkonventionell anbieten", erklärt Marion Macher, Pflegedirektorin im Rehazentrum Kitzbühel.
"Wir nehmen diese Studie sehr ernst. Sie bestätigt unsere eigenen Beobachtungen - hohe Drop-Out- und Burnout-Rate in den Pflegeberufen. Da uns die Gesundheit unserer Mitarbeiter viel wert ist, haben wir schon vor Jahren begonnen, gezielt Maßnahmen zu setzen: Schulung der Führungskräfte, neue Unternehmenskultur (wertschätzender Umgang), Gesunsheitsförderung, "Fit to work", Personalmangel entgegen wirken (Krankenpflegeschule am BKH in Planung)", so Harald Sinnhuber, Pflegedirektor am BKH St. Johann.
"Burnout ist ein allgegenwärtiges Schlagwort. Die größte Belastung für die Mitarbeiter liegt im psychischen Bereich. Die Belastungen steigen, der Personalmangel schlägt durch, der Spagat zwischen den Ansprüchen von Patienten, Familie bis hin zum Arzt ist für die Beschäftigten fast nicht zu schaffen. Wir versuchen alles, die Situation für alle besser zu machen - mit Weiterbildung, Mitbestimmung bei der Diensteinteilung, Teamschulungen uvm.", so Margit Luxner, Betriebsratsvorsitzende im Altenwohnheim Kitzbühel. Leider würden derzeit viele Burnout-Betroffene die Hilfe, die man anbietet, nicht annehmen.

Schritt für Schritt

Wie die aktuelle Studie aufzeigt sind MitarbeiterInnen in Gesundheitsberufen vielfältigen Belastungen ausgesetzt. "Wir sind uns dieser Thematik bewusst und setzten uns damit auseinander, die Arbeitsbedingungen in unserem Betrieb zu verbessern", erklärt Anna Grafoner vom Sozialsprengel in Kitzbühel.
Neben den strukturellen Rahmenbedingungen, die auf höherer Ebene verbessert werden müssen, sieht man durch die Einführung der Betrieblichen Gesundheitsförderung eine Maßnahme, mit der betriebsintern für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesorgt werden kann. Gestartet wurde das Projekt im Sommer 2013. Das besondere an der Betrieblichen Gesundheitsförderung ist, dass die Maßnahmen von und mit den MitarbeiterInnen entwickelt werden. Die Beschäftigten des Sprengels und des Altenwohnheims wurden in einer Erhebung zu gesundheits-beeinflussenden Faktoren in den Polen Arbeit, Körper, Seele und Soziales befragt. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet ,und auch wenn mehr als 90 % der MitarbeiterInnen gerne in die Arbeit gehen, zeigten sich auch hier, dass im Bezug auf die Arbeitsbelastung und die seelische Belastung dringender Handlungsbedarf besteht und Schritte gesetzt werden müssen. "Anfang des Jahres werden wir in die nächste Phase gehen und es werden zielorientierte Maßnahmen, basierend auf den Ergebnissen der Befragung, ausgearbeitet werden und Schritt für Schritt umgesetzt werden. Wir sind überzeugt, dass dies eine gute Möglichkeit ist, um die MitarbeiterInnen zu stärken und in verschiedensten Bereichen zu entlasten", so Grafoner

Symbolfotos: esta.bw.de
pflegeversicherung.service.de

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