Transformationen
Kössen: Wenn Müll zur Kunst wird

Martin Steiner (TBU), Projektleiter Hartmuth Brinkmann und Leo De Romedis, Künstler Josef Huber, Bgm. Reinhold Flörl, GR Emanuel Daxer, GR Erwin Schweinester (v. li.).
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  • Martin Steiner (TBU), Projektleiter Hartmuth Brinkmann und Leo De Romedis, Künstler Josef Huber, Bgm. Reinhold Flörl, GR Emanuel Daxer, GR Erwin Schweinester (v. li.).
  • hochgeladen von Johanna Bamberger

KÖSSEN (jos). Die "Auwirtslacke" am Uferweg der Großache in Kössen wurde von 1920 bis 1985 als Müll- und Schrottplatz genützt. Davor wurde zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg Schotterabbau betrieben.
Der ehemalige Müllplatz befindet sich vis-à-vis der Einmündung des Kohlenbachs in die Großache und wurde bis 2008 als Grünland genutzt.
"Durch das Jahrhunderhochwasser im Jahr 2013 wurde die Entscheidung getroffen, das Areal zu räumen und der Ache mehr Raum zu geben", so Umwelt-Obmann und GR Erwin Schweinester.

34 Kunstwerke aus Müll geschaffen

Am 30. Juni 2014 fiel schließlich der Startschuss für die Aushubarbeiten der ehemaligen Deponie. Die 77.690 Tonnen Schrott wurden von 56 Asylwerbern in 6.790 geleisteten Stunden großteils händisch gesiebt und sortiert.
Im Zuge der Ausgrabungen wurden 19 Künstler aus fünf Nationen eingeladen, sich mit den verschiedenen Materialien auseinanderzusetzen. Sie ließen ihrer Kreativität freien Lauf und kreierten im Rahmen des Projektes "Transformationen+" 34 individuelle Werke, die am Montag, den 1. April entlang des Uferweges aufgestellt wurden. "Die letzten Details werden von den Künstlern noch diese Woche fertiggestellt", so GR und Obmann für Kunst Emanuel Daxer. Geleitet wird das außergewöhnliche Projekt von Hartmuth Brinkmann (Kulturschmiede Kaiserwinkl), Künstler Leo de Romedis sowie Daxer seitens der Gemeinde. Die Projektdauer beträgt fünf Jahre. "Anschließend müssen wir uns überlegen, was mit den Skulpturen geschieht. Das hängt aber von der Resonanz der Bevölkerung ab", so Bürgermeister Reinhold Flörl.

"Werke polarisieren"

"Die Werke sollen als Mahnmale für die Zukunft gelten, damit wir lernen, sinnvoller mit Müll umzugehen", so Daxer. Dass der neue Rundweg für Kontroversen unter den Bürgern Kössens sorgen wird, weiß Flörl: "Polarisieren werden die Werke so oder so. Da liegt es an uns, dass wir mit der Bevölkerung richtig kommunizieren, dass wir klarstellen, warum das Projekt realisiert wurde. Des Weiteren wollen wir aus der Vergangenheit lernen. Auch wenn der Rundweg jetzt für Diskussionen sorgt, bin ich mir sicher, dass Kössen in ein paar Jahren hier als Vorreiter gelten wird." Daxer freut sich über eine gute Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern und der Großachengenossenschaft, auf deren Wiesen die Skulpturen ausgestellt sind.
Um auch unter Jugendlichen ein Bewusstsein für Kunst zu schaffen, will De Romedis der Neuen Mittelschule einen Besuch abstatten, um den Schülern die Wertschätzung der Kunst näherzubringen.

Kuriositäten zutage befördert

"Zu den absoluten Kuriositäten, die in der 'Auwirtslacke' ausgehoben wurden, zählen u. a. eine Artilleriegranate sowie Waffen aus dem Ersten Weltkrieg, ein Postbus, eine SPÖ-Wahlliste aus dem Jahr 1980, ein Ortsschild mit der Beschriftung 'Ortsende von Kössen' sowie Grabsteine der alten Friedhofsmauer", so Martin Steiner vom Technischen Büro für Umweltschutz.

Fakten & Daten

  • "Transformationen+" ist ein Leader-Projekt, welches vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, dem Land Tirol und der EU unterstützt wird.
  • Füllzeitraum der Auwirtslacke von ca. 1920 bis 1975
  • Projektkosten: 1,36 Millionen Euro
  • Fläche: 13.500 m2
  • Zeitaufwand für händische Sortierung: 6.790 Stunden, Müll wurde in Fraktionen "KFZ-Reifen", "Glas", "Holz" und "Eisenschrott" geteilt
  • Gesamtmasse: 77.690 Tonnen
  • Gesamtvolumen: 50.800 m3
  • Anzahl der Fuhren für den Abtransport: ca. 4.300

Kunst-, Kultur- & Umwelttage

Am 26. und 27. April finden in Kössen die "1. Kunst-, Kultur- und Umwelttage mit einem facettenreichen Programm statt:

  • 26: April: 14 Uhr: Eröffnung der Umweltausstellung im Veranstaltungszentrum Kaiserwinkl (VZK); 15 Uhr: Eröffnung des Skulpturenweges an der Staffenbrücke; 15.45 Uhr: Segnung des Weges; 17 Uhr: Emfpang im VZK und Rundgang durch die Ausstellung; 18 Uhr: Erstaufführung des Dokufilmes "Transformationen+"
  • 27. April: 9 bis 12 Uhr: Ausstellung Umwelt (VZK), 10 Uhr: Filmvorführung "Transformationen+"
Martin Steiner (TBU), Projektleiter Hartmuth Brinkmann und Leo De Romedis, Künstler Josef Huber, Bgm. Reinhold Flörl, GR Emanuel Daxer, GR Erwin Schweinester (v. li.).
Skulptur in der Alleestraße in Kössen.
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