Reportage
Mpigi – Hoffnungsort für Ugandas Straßenkinder

Carolina Chiavistrelli mit den Kindern von Mpigi.
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Über Tiroler Hilfe zur Selbsthilfe und einen sinnstiftenden Urlaub

MPIGI/ST. JOHANN/WÖRGL (red.). 2011 stieß ein Vorstandsmitglied von Love & Care Österreich bei einer Rundreise durch Uganda auf ein Projekt für Straßenkinder im Slum Kibuli in Kampala. Ein Ort, an dem die Armut nicht drastischer sein könnte und ein Leben für Kinder ohne Eltern unvorstellbar ist. Und dennoch hat sich selbst an solch einem unmenschlichen Ort wie Kibuli ein Funke Hoffnung entzündet, der vielen Kindern einen Weg aus dem erbarmungslosen Elend zeigt.
Verantwortlich dafür sind Menschen, die nicht wegschauen können, die in der Dimension des Erbärmlichen noch das Schicksal des Einzelnen sehen und einfach anpacken. Mpigi, ein kleiner Ort, 40 km von Ugandas Hauptstadt Kampala entfernt, ist der Hoffnungsschimmer für derzeit 75 Straßenkinder. 2013 wurde dort ein bisschen Land angekauft, ein Waisenhaus gebaut, in das ein Jahr später die Kinder übersiedeln konnten, weil das „Leben“ in Kibuli zu teuer wurde. Kaum vorstellbar, dass Lebensmittel so teuer wie hierzulande sind, Zucker z. B. sogar teurer, auch Benzin kostet in Kampala mehr als in Österreich.

Slum-Kinder von Sozialpädagogen betreut

Mit der Investition in Bildung, Ausbau von Zuchtprogrammen für Ziegen/Hühner etc. werden nachhaltige Einnahmenquellen geschaffen. Ebenso mit der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung des Waisenhauses. In erster Linie dient aber der Ertrag aus der Landwirtschaft der Deckung des Grundnahrungsbedarfes der Kinder.
Das Mpigi-Projekt ist gemäß seinen Initiatoren Hilfe zur Selbsthilfe. Jeder gespendete Euro kommt direkt den Kindern zu Gute. Sämtliche Verwaltungsaufgaben werden ausschließlich ehrenamtlich wahrgenommen.

Tiroler Firmen unterstützen

Um die Selbstversorgung zu verbessern, wurde zusätzlich Grund angekauft, mittlerweile sind es insgesamt 32.000 m², auf denen Gemüse, Mais uvm. angebaut werden. Neben Kühen gibt es auch Hühner, Kaninchen und Ziegen. Mit dem Erwerb von 20 Ziegen wurde der Grundstein eines Ziegenzucht-Projektes gelegt, von dem in Folge auch die Dorfgemeinschaft rund um das Waisenhaus profitieren soll. Die Ziegen werden an Nachbarn ausgegeben und somit wird auch für das Gemeinwohl gesorgt. Die Ziegenzucht wurde von Markus Moritz, einem Architekten aus Wörgl, initiiert und gestiftet. 2018 wurde der Bau der Betreuerhäuser abgeschlossen und mit der Errichtung der Dining Hall, einem Aufenthaltsraum für die Kinder, begonnen - beide Projekte mit großzügiger Unterstützung aus Tirol - vorangetrieben hauptsächlich durch die Familien Moritz und Karner. Im Sommer 2018 hat Carlo Chiavistrelli von den HANEL Ingenieuren (St. Johann) die Statik-Berechnungen der Dining Hall übernommen, und sich nach seinem Besuch in MPIGI – begeistert vom Projekt und den Menschen – auf Spenden-Mission begeben, um Land für einen Fußballplatz und weitere Anbauflächen zu erwerben.

Von der Hölle in die Hoffnung


Doch all diese Bemühungen wären wohl umsonst, wäre da nicht Moses Kityo, der als Leiter des Waisenhauses mit seinen rund 80 Kindern über viele Jahre verantwortlich für den Erfolg des Projektes zeichnet. Moses selbst ist in bitterster Armut geboren. Im Alter von 10 Jahren beschließt er zu fliehen. Er macht sich auf den Weg nach Kampala - schlägt sich zwei Jahre als Straßenkind durch, wird wie viele andere Kinder zu harter Arbeit und Geldbeschaffung gezwungen. Doch es gelingt ihm einen Teil des beschafften Geldes zu behalten und sich so immer wieder den Schulbesuch zu ermöglichen. Letztlich schafft er den Abschluss der Grundschule

Als Moses in sein Dorf zurückkehrt, will ihn dort niemand haben, er wird als "verdorbenes Kind" angesehen. Er kehrt für weitere zwei Jahre auf die Straßen Kampalas zurück, als ihn eines Tages seiner älteren Brüder sucht und ihm den Besuch einer weiterführenden Schule ermöglicht. Mit Hilfe seines Bruders baut er ein kleines Transportunternehmen auf, arbeitet als Fahrer, heiratet und bekommt 2 Kinder. Um seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen, geht Moses nach Tansania und verdient dort ein ausreichendes Startkapital. Kurz vor seiner Rückkehr nach Kampala wird er überfallen, seines Geldes beraubt, schwerstens gefoltert und fast zu Tode gebracht. Wieder rettet ihn sein älterer Bruder. Nach langem Krankenhausaufenthalt kehrt er zurück nach Uganda – und findet sich dort als alleinerziehender Vater wieder, denn die Mutter seiner Kinder ist in die USA gezogen. Moses kämpft trotz schwierigster Bedingungen um eine gute Erziehung für seine Kinder: Arnold besucht seit Jahresende 2016 die Mittelschule, Anita hat inzwischen ihr Universitätsstudium aufgenommen. Vor einigen Jahren hat Moses eine neue Lebenspartnerin gefunden, mit der er das Waisenhaus in Mpigi leitet.

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