Apotheken, Einarztgemeinden
Vor-Ort-Versorgung für Patienten gefordert – mit UMFRAGE anbei

RA Markus Lechner, LA Claudia Hagsteiner, NR Selma Yildirim, Ärztin Isabella Thurner, Bgm. Hans Schweigkofler. | Foto: Kogler
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Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Einschränkung von Initiative gefordert; Diskussion in Oberndorf.

OBERNDORF (niko). Rund 300.000 Menschen in Österreich leben in Gemeinden, die zwar einen Hausarzt haben, aber keine Versorgung mit Medikamenten vor Ort. "In Tirol sind dies 25 Gemeinden, eine davon ist Oberndorf", so RA Markus Lechner, Jurist der Initiative Plattform Einarztgemeinde bei einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Zukunft der Landmedizin“. Insgesamt sind in Österreich fast 100 Hausarztstellen unbesetzt und auch dieses Problem wird immer brennender. Schuld daran seien u. a. die Arbeitsbedingungen. "Da würde eine Hausapotheke wesentlich helfen, Stellen wieder zu besetzen", so Lechner.


Hinsichtlich der Medikamentenversorgung fordert die Initiative eine Gesetzesänderung: „Unsere Forderung zur Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum lautet, ärztliche Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Einschränkungen, wie etwa sinnlose Kilometergrenzen zu ermöglichen“, so RA Lechner. Begründet wird dies u. a. mit unnötigen Autofahrten, oft nicht verfügbaren Öffis oder auch nicht verfügbaren Medikamenten.

"Wir kennen das Problem, viele Bürger wünschen sich eine Medikamentenversorgung vor Ort. Unser Ort ist leider zu klein für eine öffentliche Apotheke (2.300 statt der nötigen 5.000 Einwohner, Anm.), aber nicht weit genug von St. Johann entfernt für eine Hausapotheke. Wir fallen also durch den Rost."
"Jedenfalls wäre eine Hausapotheke für die Patientenversorgung perfekt", so die Oberndorfer Ärztin Isabella Thurner, "meine Anträge dafür wurden abgelehnt, da der Weg zur nächsten Apotheke 4,3 Kilometer statt der nötigen 6 Kilometer beträgt." Eine Möglichkeit für Oberndorf sei auch eine "Filialapotheke"; diese seien allerdings kostenintensiv und daher wenig beliebt.
Eine Lanze für die Hausapotheke brach auch der Kirchdorfer Praktiker Franz Pistoja.

Petition liegt auf

Ein Großteil der betroffenen Gemeinden hat sich der Initiative Plattform Einarztgemeinde bereits angeschlossen und eine Petition aufgelegt, mit Hilfe derer sich die betroffenen Bürger mittels Unterschrift beteiligen können. "Es gibt Hoffnung. So hat etwa die Bundeswettbewerbsbehörde klar festgestellt, dass es nicht nachvollziehbar sei, warum ein Patient auf dem Land nach dem Hausarztbesuch noch mehrere Kilometer bis zur nächsten öffentlichen Apotheke für die Ausgabe von notwendigen, verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zurücklegen muss.", so RA Lechner.

Die anwesende Nationalrätin Selma Yildirim (SPÖ) betonte, dass die Bevölkerung bzw. die Patienten im Mittelpunkt stehen müssten. "Und es sollen nicht die Berufsgruppen – Ärzte und Apotheker bzw. deren Kammern – streiten, sondern gemeinsame Lösungen suchen." Auch ein anwesender Apotheker aus der Wildschönau appellierte: "Arbeiten wir zusammen und spielen wir uns nicht gegenseitig aus."

Für die Initiative ist nicht nachvollziehbar, wenn die Apotheker-Standesvertretung davor warnt, dass hunderte Apotheken zusperren würden, wenn alle Einarztgemeinden mit einer Hausapotheke ausgestattet würden. "Diese Behauptungen sind durch nichts bewiesen, das sind Horrorzahlen", so Michael Dihlmann von der Initiative. „Da sind sich die Fachleute bei der Wettbewerbsbehörde und den Krankenkassen ebenfalls einig: Apothekenschließungen durch diese deutliche und notwendige Verbesserung der Versorgung auf dem Land sind keinesfalls zu erwarten“, ergänzt RA Lechner.

Die Diskussion in Oberndorf verlief zum Teil sehr emotional, was vor allem dem Vortragsstil des Initiativensprechers geschuldet war, der von einigen Anwesenden nicht goutiert und lautstark kritisiert wurde. In der Sache war man sich jedoch mehrheitlich einig: Die Medikamentenversorgung "vor Ort" müsse im Fokus stehen und möglich werden. Gesetzte seien in diese Richtung abzuändern.

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