Zweifel an Eigenständigkeit

Tirol Milch Standort Wörgl | Foto: Tirol Milch
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Der Weg der Tirol Milch scheint zur Berglandmilch (OÖ) zu führen.
TIROL/BEZIRK/HOPFGARTEN (niko). Zwei Gutachten kommen im Resümee letztlich zum Schluss, dass ein „gemeinsamer Weg der Tirol Milch mit den Oberösterreichern große Chancen bietet“, so Interims-Obmann Stefan Lindner (Oberndorf) nach der Präsentation der Expertisen vorige Woche. Ebenfalls ins Auge gefasste Optionen einer Zusammenarbeit mit der NÖM oder Südtiroler Molkereien dürften aus dem Spiel sein – ebenso wie die bisherige Eigenständigkeit des Tiroler Milchunternehmens. Denn eine Mehrheit im Vorstand (28 Mitglieder), im Aufsichtsrat (8 Mitgl.), bei den rund 190 Delegierten und letztlich bei der Generalversammlung im September dürfte einer Fusion mit der Berglandmilch den Vorzug geben. Auch wenn es innerhalb der Bauernschaft und bei den meisten mit dem zukünftigen Tiroler Milch-Weg befassten Politikern Vorbehalte und Widerstände für eine solche mögliche Entscheidung gibt.

Tirol muss drinbleiben
Ziel bei einer möglichen Eingliederung sei eine Sonderstellung für die Tirol Milch: „Wo Tirol Milch draufsteht, wird auch künftig Tiroler Milch drin sein“, verspricht Lindner.
Klar sei zudem, dass man in jedem Fall Restrukturierungen und Einsparungen vornehmen müsse: weniger Produkte, weniger Mitarbeiter (40 Stellen abbauen), weniger Standorte (Lienz soll geschlossen werden), bessere Kapazitätsauslastungen in Wörgl, höhere Wertschöpfung. „Wir liegen beim Umsatz pro Mitarbeiter um 20 % unter der Berglandmilch. Das zeigt, dass wir Handlungsbedarf haben“, so Lindner.
Bliebe man allein, müssten mehrere Millionen investiert werden. Die Maßnahmen würden drei Jahre brauchen. Die Erzeugerpreise könnten erst viel später anziehen als bei einer Einbringung in die Berglandmilch, betont der Obmann.
Scharfe Kritik am Oberösterreich-Weg üben die Grünen, die Liste Dinkhauser und die SPÖ. Aber auch die Bauernvertreter der ÖVP sind wenig begeistert. LR Anton Steixner sieht zwar kurzfristige Vorteile einer Fusion (sofort höhere Milchpreise), persönlich wäre ihm die Eigenständigkeit der Tirol Milch lieber. In dieselbe Kerbe schlägt Kammerpräsident Josef Hechenberger. Auch LH Günther Platter ist von einer Fusion wenig angetan.

Kritik an Fusionsplänen
Im Bezirk Kitzbühel ist die Mehrzahl der Landwirte ebenfalls mit dem Schicksal der Tirol Milch eng verwoben. Viele sehen ihr Heil in der Fusion (= höherer Milchpreis), viele stehen dieser aber kritisch gegenüber. Einer von ihnen ist Leonhard Schroll aus Hopfgarten. „Uns, den kleinen Genossenschaften, wird kein reiner Wein eingeschenkt. Die Tirol Milch muss ja schon länger Probleme haben, uns wird das aber verschwiegen. Mir und vielen anderen wäre lieber, den niedrigen Milchpreis noch zwei Jahre hinzunehmen; in dieser Zeit sollte man Eigenkapital bilden, die Lage beruhigen, die Unternehmensführung erneuern und das Sortiment straffen, und danach wäre auch ein höherer Erzeugerpreis möglich.“ Er befürchtet jedoch, dass die heutige Führung den Betrieb bereits „verschenkt“ habe, „und dabei redet man sich halt auf die Experten aus“, so Schroll. „Als Totschlag-Argument werden das wirtschaftliche Überleben der Tirol Milch und der mögliche höhere Milchpreis angeführt; dass auch ein eigenständiger Weg gangbar wäre, wird gar nicht mehr erwähnt“, meint der Bauer.
Der Landwirt ortet auch eine Verunsicherung der Konsumenten: „Die Kunden haben uns bisher die Treue gehalten. Sie kaufen unsere Produkte, weil sie sicher sind, dass auch Tirol drin ist, wo es draufsteht. Wenn wir aber fusionieren, zweifelt der Konsument daran“, so Schroll.
Zudem seien die Vorgänge bei den vielen personellen Wechseln im Vorstand und in der Geschäftsführung „eine Frechheit“, die letztlich allen viel Geld kos­tet.
Auch die LW-Kammer und das Land Tirol werden von seiner Kritik nicht ausgespart: „Die Landesgelder (Landw.-Budget) kommen großteils nicht bei den Bauern an, sondern fließen „in teure Strukturen wie die Bauernkammer, Zuchtvereine oder den Maschinenring“, so Schroll.

Tirol Milch Standort Wörgl | Foto: Tirol Milch
Für die Tirol Milch tendieren die Gutachter mit TM-Obmann Stefan Lindner zur Fusion mit der oberösterreichischen Berglandmilch.� | Foto: Tirol Milch
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