Landärzte als Mangelware

Ärzte-Diskussionen: Bgm. Rainer Silberberger, Arzt Meinhard Heitzinger, Georg Keuschnigg, Arzt Klaus Schweitzer.
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BEZIRK (niko). Die Probleme sind seit langem bekannt. Jetzt fordert Forum-Land-Obmann Georg Keuschnigg Initiativen des Gesundheitsministers und Geld von den Sozialversicherungen. Ziel: Die Versorgung der ländlichen Regionen mit niedergelassenen Ärzten und deren Hausapotheken zu sichern bzw. die Stellen als Landärzte zu attraktivieren.
„In Westendorf findet sich kein Bewerber für die freie Kassenstelle, in Wildschönau läuft ein Antrag für eine öffentliche Apotheke - bei Bewilligung müssten zwei Hausapotheken dicht machen. In Kirchdorf ist die Hausapotheke aufgrund einer Pensionierung gefährdet“, schildern Keuschnigg und Ärztevertreter Klaus Schweitzer. „Es braucht neue Rahmenbedingungen, denn es gibt schon leere Arztpraxen, in den kommenden zehn Jahren gehen 50 % der Tiroler Landärzte in Pension. Wir brauchen bessere Möglichkeiten für Gruppenpraxen, weniger Hürden für Hausapotheken (Stichwort 4-Kilometer-Regel), bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten und eine Abschaffung der Limits bei Honoraren“, fordert Schweitzer. „Ein Teil der Krankenkassen-Strukturmittel muss für die Niederlassungsförderung bereit gestellt werden; für die Hausapotheken muss es eine Absicherung geben, diese sind für die Finanzierung der Landpraxen unerlässlich und auch ein Anreiz zur Niederlassung von Jungärzten am Land“, ergänzt Keuschnigg.

Versorgung wird schlechter

„Wenn es weniger Landärzte gibt, wird die medizinische Versorgung schlechter und sogar teurer. Hausapotheken sind existeniell wichtig, vor allem um nötige Infrastruktur in den Praxen finanzieren zu können“, weist Praktiker Meinhard Heitzinger (Wildschönau) hin. „Es ist ein Rückschritt, wenn aufgrund bestehender schlechter Regelungen Hausapotheken geschlossen werden müssen. Da wird ländliche Infrastruktur ausgedünnt, zum Nachteil der Bevölkerung und auch zu Lasten des Tourismus“, weiß Wildschönau-Ortschef Rainer Silberberger.
Der Ärtztemangel manifestiert sich dabei nicht nur in ländlichen Regionen, auch an der Klinik oder in Bezirkskrankenhäusern fehlen Mediziner. „Wien saugt alles ab, dazu kommt das Problem mit zu vielen ausländischen Medizin-Studierenden, die nicht im Land bleiben und hier fehlen“, so Schweitzer.
Beispiel Kirchdorf: „Der Nachfolger des in Pension gehenden Arztes müsste die Praxis nach Erpfendorf verlegen, ansonsten verliert er wegen der 4-Kilometer-Regelung (Distanz zur nächsten öffentl. Apotheke, Anm.) die Hausapotheke; das allein zeigt die Unsinnigkeit dieser Regelung, hier bedarf es dringend einer Novellierung des Apothekengesetzes“, so Keuschnigg.

MEINUNG

Landarzt als „best point of service“

ür die medizinische Versorgung der ländlichen Bevölkerung abseits städtischer Ballungszentren ist der niedergelassende „Landarzt“ sicherlich „best point of service“, wie es Ärztevertreter ausdrücken. Mehrere Gründe treiben jedoch die Ausdünnung dieser ärztlichen Versorgung voran, nicht zuletzt unsinnige gesetzliche Regelungen, aber auch strukturelle Fehler in der medizinischen (Hochschul-)Ausbildung.
Hinzu kommt, dass bei diesem Verschwinden von ärtzlicher Infrastruktur nicht einfach der Kaufmann von nebenan - wie bei der postalischen Versorgung als Post-Partner - als „Arzt-Partner“ einspringen kann.
Wenn sich also nicht die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändert und Anreizsysteme für junge Ärzte, sich im ländlichen Raum niederzulassen, forciert, muss man kein Arzt sein, um schwarz für die Versorgung mit medizinischen Dienstleistungen am Land zu sehen. Hier sind sowohl Politik als auch Standesvertretung gefordert, Lösungen zu suchen - und möglichst rasch auch anzubieten.

Ärzte-Diskussionen: Bgm. Rainer Silberberger, Arzt Meinhard Heitzinger, Georg Keuschnigg, Arzt Klaus Schweitzer.
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