Bauen und Wohnen
Mehr als ein Trend: Grüne Fassaden

Ideal ist eine Kombination aus Begrünung und Photovoltaik-Anlagen, wie hier am Beispiel eines zukünftigen Wohnprojekts in der Klagenfurter Strohgasse zu sehen ist. | Foto:  KSW/Architekt Stefan Kartnig
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Die Begrünung von Immobilien in urbanen Räumen leistet einen immer stärker spürbaren und wichtiger werdenden Beitrag als Teil der Maßnahmen für die Klimawandelanpassung.

KÄRNTEN. Die Funktionalität urbaner Grünflächen und ihre positiven Auswirkungen auf das Stadtklima und die Menschen gewinnen angesichts des Klimawandels, der städtischen Verdichtung und des Wärmeinseleffekts immer mehr an Bedeutung. Fassadenbegrünungen rücken daher zunehmend in den Fokus eines nachhaltigen Städtebaus. Noch besser funktioniert das Ganze aber in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen. „Wir verbinden grüne Fassaden grundsätzlich immer mit Photovoltaik. Das Anbringen von PV-Anlagen wird auch seitens vieler Städte immer öfter vorgeschrieben. In Verbindung mit einem darunter angebrachten Gründach erhalte ich rund acht Prozent Verbesserung bei der Effizienz und Leistung von PV-Anlagen. Wie aktuelle Studien beweisen, wirkt sich dies auch auf Kühlung, Staubreduktion und Pflanzen aus“, erklärt Architekt Stefan Kartnig. Vor allem im Bereich der Feinstaubbelastung ist diese Kombination sehr vielversprechend, aber auch die Versickerung des Regenwassers geht langsamer vonstatten und man erhält sozusagen eine natürliche Klimaanlage. „Es bringt mir aber nichts, wenn ich überall nur teure grüne Fassaden anbringe, jedoch keine Bäume mehr pflanze. Wichtig ist aber immer der erste Schritt in die richtige Richtung“, betont Kartnig.

Architekt Stefan Kartnig | Foto: Sissi Furgler Fotografie
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Zunehmendes Problem
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vor allem in den Sommermonaten spürbar. Die Hitze staut sich in den verbauten Gebieten und insbesondere Innenstädten laufend auf. So kommt es zu einem ständigen Kreislauf aus Überwärmung und fehlender Abkühlung in der Nacht, dem eingangs erwähnten Wärmeinseleffekt. „Das ‚Wohnen im Grünen‘ innerhalb des Stadtgebiets ist einer der essenziellen Punkte für zukünftige Bau- und Wohnprojekte. Durch die Planung zusätzlicher Grünstreifen auf den Straßen und das Anbringen von grünen Fassaden kann man beispielsweise eine Reduktion der Fassadentemperaturen von 70 Grad auf rund 30 Grad erreichen“, so die Experten. „Die Vorteile der Fassadenbegrünung liegen vor allem im urbanen Bereich in der Reduzierung der angesprochenen Hitze in den Sommermonaten“, bestätigt auch Berndt Triebel vom Energieforum Kärnten, welches dahingehend auch Unternehmen beratend zur Seite steht. „Nach unserem Check können die Unternehmen aktiv werden und entsprechende Maßnahmen für den Klimaschutz umsetzen“, ergänzt Triebel dazu. In Kärnten werden Begrünungsmaßnahmen außerdem durch die Wohnbauförderung des Landes Kärnten gefördert.

In der Maximillianstraße wurde ein Seilsystem als Rankhilfe für die Pflanzen angebracht. | Foto: KSW/Architekt Stefan Kartnig
  • In der Maximillianstraße wurde ein Seilsystem als Rankhilfe für die Pflanzen angebracht.
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Vorzeigeprojekt
Stefan Kartnig war zuletzt an einem besonderen Projekt in der Maximillianstraße in Klagenfurt beteiligt. Dort wurde ein Mix aus Grün- und PV-Anlagen geschaffen. „Der ‚Sun Tree‘ aus Metall kann wie ein Stamm verrotten und hat auf der Spitze eine kleinen PV-Anlage. Er ist Teil eines Triptychons, das sich mit dem rankenden ‚Baum‘ an der Fassade fortsetzt. Dies soll das Klima verbessern und auch als Vorzeigeprojekt für die Zukunft gelten. Hinzu kommen die Klimaschutzbäume, die rund um die Anlage gepflanzt wurden“, erklärt der Architekt. Er erzählt auch, dass man sich „bei der Fassade für Mini-Kiwis als Gewächs entschieden hat. Diese greifen die Fassade nicht an und klettern von selbst. Für den sonnigen Standort wurden uns von einem Pflanzenexperten außerdem Rankender Wein und Efeu empfohlen“, so Kartnig. Damit die Pflanzen ranken können, benötigt man eine Unterkonstruktion. Im privaten Bereich kann hierbei auch auf Holz zurückgegriffen werden, dieses ist aber sicher angriffiger als Mauerwerk. Grundsätzlich gilt: Keine haftenden Pflanzen verwenden, welche die Fassade beschädigen können. Empfehlenswert sind etwa Efeu, Waldrebe oder Wildrosen. Als Alternative zu klassischen Kletterpflanzen eignen sich auch Sukkulenten, Gräser oder Spalierobst. Sprechen Sie aber auf jeden Fall vorab mit einem Pflanzenexperten. Laut Fachleuten dämmen Sie mit einer entsprechenden Planung schon 90 Prozent der zukünftigen Probleme ein. Wichtig sind auch die Versorgung und Pflege. „Bei vielen Systemen bringt man Tröge an und sorgt mit einem Bewässerungssystem für die Versorgung. Die Wasserleitungen sollten im Durchschnitt zweimal im Jahr betreut und gepflegt werden. Die Kosten bei alledem halten sich aber in Grenzen“, so der Architekt.

Fazit
Insbesondere im städtischen Raum wird gerade die sommerliche Überhitzung eine zunehmend größere Herausforderung für den Wohnungsbau der Zukunft. Die Begrünung von Dächern und Fassaden ist daher umso sinnvoller, hat diese doch vielfältige Auswirkungen auf uns Menschen und unsere Umgebung. Nachfolgend zusammengefasst nochmals einige Kernpunkte:
 

  • Biodiversität und Erhaltung von Flora und Fauna
  • Bindung von Feinstaub und geringere Lärm- und Schadstoffbelastung
  • Entlastung der Kanalisation und Pufferung von Starkregenereignissen
  • Schaffung eines Wohlfühlfaktors in Verbindung mit Bäumen und PV-Anlagen
  • Durch die Bepflanzung erzielt man eine zusätzliche Dämmung und bis zu zwei Grad Temperaturunterschied. Auf diese Weise reduzieren sich auch Strom- und Heizkosten.
  • Verbesserung des Raumklimas durch den Einsatz von entsprechenden Pflanzen
  • Begrünte Fassaden sind ein natürlicher Schutzschild gegenüber Wettereinflüssen wie Regen und UV-Strahlung. Somit verlängert sich die Lebensdauer Ihrer Fassade.
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