Waldviertel
Der Klimawandel setzt dem Wald zu
Klimawandel: Das Waldsterben durch die heftige Vermehrung der Borkenkäfer und zu trockenen Böden schreitet voran.
WALDVIERTEL. Der ÖBf-Forstbetrieb Waldviertel-Voralpen betreut 41.000 Hektar Wald. 14.000 Hektar davon liegen verstreut im Waldviertel. Die Bezirksblätter führten ein Interview mit Bernhard Funcke, Leiter des Forstbetrieb Waldviertel-Voralpen der Österreichsischen Bundesforste.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Wald der Region aus?
BERNHARD FUNCKE: Das haben wir in den letzten vier Jahren sehr deutlich gesehen: Temperaturerhöhung, Trockenheit und Stürme führten zur Massenvermehrung von Borkenkäfern und flächigem Absterben der Fichten. Ein vielfaches der normalen Holzmengen konnte kaum rechtzeitig aus dem Wald gebracht und von den Sägewerken verarbeitet werden. Die Holzpreise verfielen so weit, dass oft die Aufforstung nicht finanziert werden konnte. Die feuchte Witterung der vergangenen Monate hat die Lage zwar etwas entspannt, aber der Wald braucht zwei bis drei Jahre, um sich von dieser Klima-Attacke zu erholen. Wir hoffen daher auf feuchte, kühle Sommer, in denen sich der Wald regenerieren kann.
Gibt es dabei Unterschiede in den Regionen?
"Je trockener und heißer die Gegend und je fichtenreicher und uniformer der Wald ist, desto anfälliger ist er für Borkenkäferbefall. Wir hatten sehr hohe Ausfälle auf unseren Flächen in Riegersburg, am Manhartsberg und auch in der Wachau."
Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation werden angestrebt?
"Wir müssen unsere Wälder klimafitter machen, baumarten- und strukturreich! Wir müssen weg von einförmigen, fichtendominierten Wäldern und müssen Mischbaumarten, allen voran Tanne und Eiche, fördern. Am besten, das zeigen auch die neuesten Erkenntnisse aus der Endogenetik, durch natürliche Verjüngung der Bäume, die sich am Standort bewährt haben. Mischbaumarten sind allerding auch beim Wild begehrt. Deswegen ist bei diesem Waldumbau die Unterstützung der Jägerschaft bei der Wildstandsregulation so enorm wichtig, sonst bleiben wieder nur die dem Wild am wenigsten schmeckenden Fichten übrig und wir kommen aus dem Teufelskreis nicht raus. Eine dauerwaldartigere Bewirtschaftung der Wälder soll verhindern, das auch bei Ausfall der Altbäume der Waldboden nie „nackt“ ist und die nächste Baumgeneration schon vorhanden ist und problemlos durchstarten kann."
Können Sie die Schäden des Klimawandels und speziell des Borkenkäfers in Zahlen nennen?
"Den wirklichen Schaden können wir gar nicht beziffern, denn der Wald ist nicht nur Rohstofflieferant sondern auch Wasserspeicher, Klimaregulator, Erosionsschutz, Erholungsraum und vieles mehr. Aber wir können die Mindererlöse aus dem Holzpreis und die Mehrkosten für Käferbekämpfung, Holzernte, Logistik und Waldpflege berechnen. 2020 waren das österreichweit rund 48 Mio. Euro, ein neuer Rekordwert an Klimawandelkosten! Ökologisch und vor allem ökonomisch hat uns das sehr hart getroffen. Wir mussten einen großen Teil der Holzvorräte zu höheren Erntekosten und unmoralisch geringen Holzpreisen opfern und werden weiterhin viel für den Wald der Zukunft tun müssen. Ein Lichtblick: Wir haben den Wink des Klimawandels mit dem Zaunpfahl verstanden, sind innovativ wie selten zuvor und arbeiten hart an einem klimafitten, arten- und strukturreichen „Wald der Zukunft“ für uns alle."
Vielen Dank für das Gespräch!
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