Gewalt
Club Commission will mit "Luisa" in Kufstein Angebot schaffen

Mona Paschinger (Projektleitung "NO!K.O."), Waldemar Schubert ("Drogenarbeit Z6") und Emma Egger (Projektleitung "Luisa ist hier!") (v.l.) wollen auf sexualisierte Gewalt im Nachtleben in Kufstein aufmerksam machen.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Mona Paschinger (Projektleitung "NO!K.O."), Waldemar Schubert ("Drogenarbeit Z6") und Emma Egger (Projektleitung "Luisa ist hier!") (v.l.) wollen auf sexualisierte Gewalt im Nachtleben in Kufstein aufmerksam machen.
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Lokale Gastronomie und Interessierte zu Informationsveranstaltung geladen: Verein sowie Kinder- und Jugendhilfe Kufstein wollen das Nachtleben gemeinsam sicherer machen. Als Hebel dient vor allem "Luisa". 

KUFSTEIN. K.-o.-Tropfen im Getränk und sexualisierte Gewalt im Nachtleben begleiten Nachtschwärmer und vor allem Nachtschwärmerinnen immer wieder – auch im Bezirk Kufstein. Die Stadt Kufstein lud daher kürzlich alle interessierten Jugendlichen, Eltern, Gastronomen aber auch Pädagogen und Pädagoginnen zu einer Informationsveranstaltung ins Rathaus ein. Das erklärte Ziel: Gemeinsam daran arbeiten, das Bewusstsein für K.-o.-Tropfen zu schärfen und die Sicherheit in der Nachtgastronomie zu verbessern.

Luisa und "NO!K.O." 

Veranstalter waren dabei die Innsbrucker Club Commission gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe Kufstein. Sie wollten vor allem die lokale Gastronomie vorwiegend über die Kampagne „Luisa ist hier!“, aber auch über die Kampagne "NO!K.O." informieren. Der Satz "Luisa ist hier!" dient als Codewort bzw. Signal für Frauen im Tiroler Nachtleben. Wer Opfer von anzüglichen Blicken, ungewollten Berührungen oder auch der Verabreichung von Betäubungsmitteln ohne Zustimmung wird, soll nun mit "Luisa ist hier!" ein niederschwelliges Angebot und Hilfe erhalten. Dazu gehören aber auch Tiroler Lokale und das dort arbeitende Personal. 

"Es geht um eine generelle Sensibilisierung, aber auch um die Handlungssicherheit des Personals",

erklärt Emma Egger, Projektleiterin von "Luisa ist hier!" (Innsbruck Club Commission). 

"Es geht um eine generelle Sensibilisierung, aber auch um die Handlungssicherheit des Personals", erklärt Emma Egger.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • "Es geht um eine generelle Sensibilisierung, aber auch um die Handlungssicherheit des Personals", erklärt Emma Egger.
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Gratis-Schulungen fürs Personal

Nach vier erfolgreichen Jahren bietet die Club Commission mit dem Verein "Frauen gegen VerGEWALTigung", dem Frauenhaus Tirol und der "Drogenarbeit Z6" 2023 wieder Schulungen für die Gastronomie an. Mit der Informationsveranstaltung sollten vor allem Nachtlokale in der Region Kufstein über allgegenwärtige Probleme, über das Projekt selbst und über die dazugehörigen kostenlosen Schulungen aufgeklärt werden. Auch die "Drogenarbeit Z6" ist bei den Schulungen an Bord:

"Wir haben erkannt, dass ganz oft Grenzüberschreitungen entstehen. Wenn Menschen in der Nacht unterwegs sind, sind sie häufig nicht nüchtern unterwegs, sondern haben legale oder illegale Substanzen konsumiert",

erklärt Waldemar Schubert ("Drogenarbeit Z6"). Dadurch fallen auch Hemmschwellen, wodurch Übergriffe entstehen. Schubert schult Gastronomiebetreiber und ihr Personal im Know-How von Substanzen. 
Bei den Online-Schulungen bekommt das Personal zudem einen Handlungsleitfaden an die Hand, um zu wissen, wie man auf "Luisa" richtig reagiert. Lokale, die teilnehmen sind dann an Luisa-Stickern, -Plakaten und -Flyern zu erkennen – in ganz Tirol gibt es mittlerweile 52 teilnehmende Lokale. 

Waldemar Schubert erklärt den Grund für die Projektbeteiligung von "Drogenarbeit Z6": "Wenn Menschen in der Nacht unterwegs sind, sind sie häufig nicht nüchtern unterwegs, sondern haben legale oder illegale Substanzen konsumiert." Das könne wiederum zu Übergriffen führen.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Waldemar Schubert erklärt den Grund für die Projektbeteiligung von "Drogenarbeit Z6": "Wenn Menschen in der Nacht unterwegs sind, sind sie häufig nicht nüchtern unterwegs, sondern haben legale oder illegale Substanzen konsumiert." Das könne wiederum zu Übergriffen führen.
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Schwer nachweisbar

Das Interesse seitens der lokalen Politik, Eltern und der Kufsteiner Gastronomie war trotz Ankündigung verhalten, lediglich fünf Teilnehmer und Teilnehmerinnen fanden sich im Bürgersaal zur Veranstaltung ein. Dennoch folgte auf die Informationen der Innsbruck Club Commission auch ein Austausch mit lokalen Politikern, dem Regionalmanagement und einem Lokalbesitzer. Gerade K.-o.-Tropfen sind aktuell in der Region ein Thema: "Der Trend lässt sich nicht nur in Deutschland, in Berliner Clubs, beobachten, sondern es ist auch ein Tiroler Problem", sagt Schubert. Man wisse, dass in bestimmten Kreisen auch wissentlich die gängigsten K.-o.-Tropfen konsumiert werden. Es werden aber auch immer wieder Fälle mit K.-o.-Tropfen zur Anzeige gebracht. Offizielle Zahlen – egal ob im Bezirk oder im Bundesland – sind schwer zu greifen bzw. nicht vorhanden. Das liegt auch an der hohen Dunkelziffer, die mitunter der schweren Feststellbarkeit geschuldet ist: Die Substanzen sind nur kurz und schwer im Körper nachweisbar, erklärt die Club Commission. Man vermute aber, dass es nach der Pandemie ein Hoch gab.

Das Interesse an der Informationsveranstaltung in Kufstein war verhalten.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Auch in Kufstein ein Problem

Das die Problematik auch in Kufstein bekannt ist, bestätigt ein anwesender Gastronom. Es habe schon Fälle mit K.-o.-Tropfen in Kufstein gegeben – ihm seien in der Stadt Kufstein bis Dezember 2022/Jänner 2023 vier bis fünf Vorfälle bekannt. Im Nachhinein sei aber schwer festzustellen, wo bzw. in welchem Lokal eine Verabreichung von K.-o.-Tropfen genau stattgefunden habe. Auch wenn man in dieser Hinsicht "auffällige" Personen nicht in das eigene Lokal lasse, sei das Problem nicht gelöst, erklärt er. Der Gastronom spricht sich hier mitunter für eine höhere Präsenz der Polizei aus.
"Diese Kampagnen und Schulungen sollen konkret an einem Punkt ansetzen. (...) Wenn an allen Ecken gearbeitet wird, schaffen wir es vielleicht irgendwann, dass wir gewaltfrei leben", sagt Emma Egger (Innsbruck Club Commission) abschließend. 

Sind K.-o.-Tropfen und Co ein aktuelles Problem im Kufsteiner Nachtleben?

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