Kreuzfidel am lustigen Friedhof

Foto: Reiter
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Würde jemand die auf dem weltweit einzigartigen Museumsfriedhof in Kramsach befindlichen Grabinschriften und Marterlsprüche heute verwenden, müsste er sich wohl den Vorwurf gefallen lassen pietätlos zu sein.

Vor rund 100 Jahren hatten die Menschen aber noch eine ganz andere Beziehung zu Sterben und Tod. Was heute nach Möglichkeit verschwiegen wird, war damals in aller Munde. Gerade im Alpenraum waren die Bewohner den täglichen Naturgefahren ausgesetzt und auch die Arbeit in den Bergen forderte viele Opfer. Die Medizin ermöglicht uns heute eine lange Lebenserwartung. Kindersterblichkeit ist schon fast eine Seltenheit. Doch noch vor dem 2. Weltkrieg starben viele Menschen schon in jungen Jahren. Ein Sechzigjähriger galt damals fast als Methusalem . So wird verständlich, dass man auch zum Tod früher eine andere Beziehung hatte. Man musste ihm tatsächlich Tag für Tag ins Auge schauen. Um Trauer und Gedanken daran zu verdrängen oder zumindest abzuflachen, hat man sich Sprüchen bedient, die im Gottvertrauen so manchen Menschen erheitern konnten. Wen wundert’s also, wenn man dort folgenden „Lebenslauf“ liest: „Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug“ oder den wohl kürzesten Unfallbericht der Welt, der so lautet: „Aufigschtig'n, obagfall'n, hingwös'n“.

Die in der Sammlung von Hans Guggenberger aufscheinenden Sprüche und Inschriften stammen zum Großteil aus dem 19. Jahrhundert, nur wenige sind älter.

Wer also orginal erhaltene Sprüche lustigen Inhalts in Natura sehen will, kann dies auf dem „Lustigen Friedhof“ in Kramsach tun. Hans Guggenberger hat auf seinem Areal neben seiner Schmiede- und Steinmetzwerkstätte unzählige historischer Relikte restauriert und aufgestellt. Und übrigens: Nicht erschrecken, wenn Sie den Gedenkstein für Gotthilf Fischer („Fischer-Chöre“) sehen, denn der wurde anlässlich der Präsentation des Buches „Wilhelm, bleib g’sund“ errichtet.

Seit dem Vorjahr können im neuen Arkadenhof zahlreiche historische Grabkreuze aus fünf Jahrhunderten besichtigt werden. Darunter finden sich Schaustücke von höchster künstlerischer Qualität.

Geöffnet 365 Tage im Jahr, täglich von 8 bis 18 Uhr, bei freiem Eintritt!

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