Drogen im Abwasser
Kufstein hat höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain

- Die Abwasseranalyse 2020 zeigt, dass Kufstein innerhalb von Österreich den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnet. (Symbolfoto)
- Foto: Pixabay
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Ergebnisse des Drogenmonitorings über das Abwasser zeigen, Kufstein ist bei Kokain Spitzenreiter in Österreich.
BEZIRK KUFSTEIN (bfl). Das Abwasser einer Region erzählt vieles. Es kann in Zeiten der Pandemie einerseits Aufschluss über das Auftreten des Virus geben, oder aber auch den Drogenkonsum einer Region darlegen.
In europäischen Städten wird das abwasserbasierte Drogenmonitoring seit Jahren eingesetzt, seit 2016 ist auch Österreich dabei. Auch 2020 wurden europaweit die Abwässer von 114 Kläranlagen in 99 Städten bzw. Regionen in Europa analysiert, darunter auch jene von neun österreichischen und einer Südtiroler Kläranlage. In Tirol waren es Kläranlagen in Innsbruck, Hall-Wattens, Strass im Zillertal und Kufstein. Untersucht wurden die Abwässer auf Wirkstoffe bzw. Spuren der Drogen: Cannabis, Kokain, Speed, Ecstacy und Crystal Meth, aber auch Alkohol und Nikotin. Die Untersuchung lässt damit Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 42 Prozent der Tiroler zu.
Kufstein hat bei Kokain Nase vorne
Während der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin in Österreich relativ homogen ist, zeigen die Ergebnisse bei den Drogen ein anderes Bild. Hier sticht die Stadt Kufstein im Österreich-Vergleich besonders hervor, denn sie verzeichnet den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain. Die Daten zeigten bei Kokain einen Verbrauch von 404,04 mg pro 1.000 Personen pro Tag. (Dies sind allerdings an einem sogenannten "Konsummarker" gemessene Mengen.) Auch beim Ecstasy-Konsum nimmt die Region Kufstein den Spitzenwert in Österreich ein und liegt hier weit vor Städten wie Innsbruck oder Graz.
"Was wir gesehen haben ist, dass Kufstein beim Kokain- und Ecstasykonsum den größten Pro-Kopf-Verbrauch aufweist im Vergleich zu den anderen Kläranlagen in Österreich",
erklärt Herbert Oberacher, Leiter des zuständigen forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der Innsbrucker Gerichtsmedizin. Die größten Pro-Kopf-Konsummengen von Speed und Crystal Meth ließen sich indes in Ostösterreich, speziell in Graz, beobachten. In allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei hier grundsätzlich in den Städten mehr konsumiert wird.

- Welche Stoffe im Abwasser gefunden wurden, erklärt Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der Innsbrucker Gerichtsmedizin.
- Foto: MUI/D. Bullock
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Das konsumiert Kufstein sonst noch
Rechnet man die Ergebnisse in Konsumeinheiten um, so zeigt dies für Kufstein folgendes Bild: Ein typischer Kufsteiner würde laut der Abwasseranalyse 2020 pro Tag eine halbe Flasche Bier oder ein Glas Wein trinken und drei Zigaretten rauchen, erklärt Oberacher.
Weiters bei den Konsumeinheiten verzeichnet, werden sechs Joints pro Tag pro 100 Einwohner. Bei den anderen verbotenen Drogen werden in Kufstein täglich pro 100 Einwohner bei Kokain 1,5 Dosen und bei den restlichen Drogen 0,2 Dosen verbraucht. Somit nimmt grob geschätzt einer von 100 Kufsteinern täglich Kokain und fünf pro 1.000 Kufsteiner konsumieren täglich eine der anderen Drogen.
Mehr zur Analyse
2020 wurden für die Abwasseranalyse über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen. Die Analyse erfolgte wie in den vergangenen Jahren im forensisch-toxikologischen Labor des Gerichtsmedizinischen Instituts an der Medizinischen Universität Innsbruck (Direktor: Richard Scheithauer) unter der Leitung des Chemikers Herbert Oberacher.
„Die COVID-19 Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen Auswirkungen auf den Drogenmarkt zu haben. Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass es zu Rückgängen beim Wochenendkonsum von Partydrogen, insbesondere Alkohol und MDMA gekommen ist. Eine weitere Auffälligkeit war die Zunahme des Konsums von Methamphetamin (Crystal Meth) in manchen Regionen. Diese Entwicklung sollte im Sinne frühzeitiger Präventionsmaßnahmen im Auge behalten werden“,
so Oberacher.
Die Ergebnisse der chemischen Analysen werden von der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet und veröffentlicht.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.
Alle Beiträge zum Thema Corona in Tirol gibt‘s hier.





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