Martin Reiter veröffentlichte ein „Kleines Bergbau Wörterbuch“

Martin Reiter präsentiert sein „Kleines Bergbau Wörterbuch“.
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„Auf den Hunt gekommen“ und „Glück auf!“

Haben Sie sich eigentlich einmal überlegt, wo die verschiedensten Begriffe und Redewendungen, die wir heute im Alltag verwenden, eigentlich herstammen? Und hätten Sie gedacht, dass viele von ihnen aus dem Bergbau stammen? Vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil Tirol jahrhundertelang auch eines der wichtigsten Bergbaugebiete Europas war. Der Heimatforscher und Autor Martin Reiter aus St. Gertraudi ist dieser Frage nachgegangen und hat in seinem soeben erschienenen „Kleinen Bergbau Wörterbuch“ so manche Antwort darauf.

So erklärt Reiter zum Beispiel auch die Redewendung „immer der Nase nach“ wie folgt: „Gerade im historischen Silbererzbergbau hatte man ja nur kleine Funzeln, Öllampen ... also sah man recht wenig. Der geschulte Bergmann konnte aber sogar riechen, ob er auf einen Erzgang traf, denn Silber geht meist einher mit Arsen, und beim Anschlagen des Arsens steigt ein knoblauchartiger Geruch auf.“ „Auf den Hunt kommen“, so Reiter, bedeutet, dass es einem nicht gut geht. Reiter: „Der Begriff soll u. a. auch davon abstammen, dass verunfallte Bergleute auf die Hunte (kleine Wagons) gelegt wurden, um sie aus der Grube zu schaffen.“ Auch der Begriff bei Verhandlungen etwas „herauszuschlagen“ (einen Erfolg erzielen) soll laut Reiter aus dem Bergbau stammen, wo das Herausschlagen wertvoller Erze einen Erfolg bedeutete. Reiter: „Das Ganze könnte man noch lange weiterführen. Es soll aber nur kurz darauf hinweisen, dass viele Wörter, Begriffe und Redewendungen, die wir heute unbewusst verwenden, aus der Bergmannssprache stammen.“

Seit vielen Jahrtausenden ist der Bergbau eine Grundlage der kulturellen Entwicklung des Menschen. Von den primitiven steinzeitlichen Feuersteingruben bis zu den heutigen hochmodernen Bergwerksanlagen war es jedoch ein weiter Weg. Reiter: „So ist es kein Wunder, dass sich in dieser langen Tradition, über viele Generationen hinweg, bei den Bergleuten eine eigene Sprache mit vielen fachspezifischen Begriffen entwickelt hat, die für den Laien keineswegs eindeutig sind.“

Die Bergmannssprache gehört zu den ältesten Fachsprachen; bereits aus dem 13. Jahrhundert sind Ausdrücke belegt. Die Sprache ist über Jahrhunderte gewachsen und bewahrt dadurch häufig alte Wortformen und Bedeutungen, die in der modernen Sprache bereits ausgestorben oder verdrängt sind.

Reiter: „Da der Bergbau in Deutschland und Österreich, insbesondere im 18. Jahrhundert, weltweit als führend in der Bergbautechnik galt, verbreiteten sich deutsche bergmännische Termini als Lehnworte in andere Sprachen, so z. B. ins Russische.“ Einige Begriffe führen heute aber auch zu Missverständnissen, weil sie in der aktuellen Umgangssprache einen völlig anderen Sinn haben. Aus diesem Grund hat Martin Reiter in seinem „kleinen Bergbauwörterbuch“, das keinen wissenschaftlichen Anspruch stellt, versucht die wichtigsten Begriffe aus dem Bergbauwesen niederzuschreiben und kurz zu erklären. Reiter: „Aus diesem Grund wird das Werk auch als Wörterbuch und nicht als Lexikon betitelt. Es soll vor allem den interessierten Laien eine kleine Hilfestellung bei der Lektüre von historischen Büchern, Dokumenten, Plänen, Zeichnungen oder auch bei der Begegnung mit aktiven Bergleuten sein.“

Martin Reiter: Kleines Bergbau Wörterbuch, 186 Seiten, 38 s/w-Bilder, Taschenbuch, Format, 130 x 205 mm, Verlag Edition Tirol, ISBN-13 978-3-85361-156-2, Euro 16,50.

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