Baurestmassendeponie mit Asbestabfällen
Schwoicher wollen geplante Deponie stoppen

Mehr als 300 Interessierte kamen zur Bürgerversammlung rund um die geplante Baurestmassendeponie in Schwoich.  | Foto: Fluckinger
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Bürgerinitiative informierte bei gut besuchter Bürgerversammlung über geplante "Sondermüll"-Deponie und "Asbestendlager". Die Vertreter der Bürgerinitiative und die anwesende Schwoicher Bevölkerung stellen sich gegen die Baurestmassendeponie.

SCHWOICH (bfl). Es ist ein Thema das bei der Schwoicher Bevölkerung große Bestürzung auslöst. Dies verdeutlichte eine von der Bürgerinitiative "Sondermüll- und Asbestendlager Nein!!!" einberufene Bürgerversammlung am Donnerstag, den 11. April. Mehr als 300 Interessierte versammelten sich dazu im berstend vollen Gasthof Neuwirth in Schwoich. Der Grund dafür liegt in einer von der Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH geplanten Baurestmassendeponie in Schwoich.
Die Firma mit Sitz in Bruck an der Mur, die das SPZ Zementwerk am Eiberg 1995 übernommen hat, plant diese im Abbaubereich des Mergelsteinbruchs Neuschwendt. Auf 39.650 Quadratmetern sollen sich die Maßnahmen für die Baurestmassendeponie erstrecken, die dann über 20 Jahre laufen soll. Errichten will die Firma Sickerwasserdrainagen und -sammelleitungen, Schächte sowie Sickerwassersammelbecken. 34.000 Kubikmeter an Baurestmassen sollen dort pro Jahr angeliefert werden. Die Krux an der Sache: Es ist auch vorgesehen, an der südlichen Böschung einen Abschnitt für Asbestabfälle zu errichten.

Kritikpunkte der Bürgerinitiative

Dieses "Asbestendlager" will die Bürgerinitiative verhindern. Bei der Bürgerversammlung in Schwoich informierten die Vertreter die Bevölkerung über die geplanten Maßnahmen sowie über gesundheitliche Risiken durch Asbest. Sie kritisierten die Planung eines solchen Lagers in der Nähe zu einem Wohngebiet. Die Asbestfaser (verschiedene faserförmige kristallisierte Silikat-Minerale) wird seit rund fünfzig Jahren offiziell als krebserzeugend bewertet und ist seit 1990 in Österreich verboten. Dr. Albert Zawadil, Facharzt für Allgemein- und Unfallchirurgie, informierte die Anwesenden bei der Versammlung über mögliche, schwerwiegende gesundheitliche Folgen.
Das Asbest solle in Schwoich zwar in Big Bags hermetisch verschlossen entladen werden, die Arbeiter müssten bei der Entladung aber dennoch mit Schutzkleidung arbeiten, so die Bürgerinitiative. Sie befürchten eine Verfrachtung von Asbestfasern, da in Schwoich fast ganzjährig ein starker Wind aus südwestlicher Richtung wehe. Im Gutachten hinsichtlich der Luftemissionen zum geplanten Projekt seien aber Daten von einer Wetterstation in Kufstein verwendet worden, so ein Kritikpunkt der Bürgerinitiative. Bei den Schadstoffen hinsichtlich der Luft werde vor allem auf den LKW-Verkehr eingegangen. Als "Emissionsmindernde Maßnahmen" sei derzeit lediglich eine Fortführung der bestehenden manuellen Befeuchtung der Fahrwege aufgeführt. "Uns würde eigentlich interessieren: Was passiert denn mit dem abgelagerten Asbest und der Luft", sagte Armin Hofreiter von der Bürgerinitiative "Sondermüll- und Asbestendlager Nein!!!". 

Rohrdorfer: "keine Aspestdeponie"

Zur Versammlung kamen auch zwei Vertreter der Firma Rohrdorfer. "Wir planen keine Asbestdeponie", sagte der Gesamtverantwortliche der Rohrdorfer Gruppe, Mike Edelmann. Es wundere ihn, dass man stets über "Asbest" spreche.
"Es geht auch um Baurestmassen, die Sie letztendlich alle erzeugen", so Edelmann. Die Argumentation: Es gehe bei der Ablagerung in Schwoich nicht um Asbeststäube, sondern um die Ablagerung von Eternitplatten und dies in einer anderen Menge, als von der Bürgerinitiative kolportiert. Solange die Eternitplatten nicht geschnitten werden, gäbe es keine bedenklichen Asbeststäube. Die Grundfläche des Asbestkompartiments betrage zudem nur rund zehn Prozent des Gesamtvolumens, sagte Herwig Glössl, Geschäftsführer der Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH.

Information kam "zu spät"

Die Vertreter der Bürgerinitiative und die Anwesenden kritisierten auch die Informationspolitik durch die Gemeinde, die hier eine Parteistellung hat. Die Information über die geplante Deponie sei seitens der Gemeinde zu spät und über zu wenig Kanäle kommuniziert worden. Bgm. Josef Dillersberger verlas bei der Bürgerversammlung in Schwoich eine Stellungnahme. Er lehne die "derzeitige Form der Diskussion in den sozialen Medien als bedenklich ab", verstehe aber die Vorbehalte der Bürger. Dennoch hielt er daran fest, dass der geplante Standort günstig sei. Zudem sei es im Tiroler Unterland notwendig über ein Baurestmassendeponie zu verfügen, damit die hier anfallenden Baurestmassen "nicht durch das halbe Land gekarrt werden müssen". Seitens der Gemeinde würden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Deponierung von Asbest und gefährlichen Abfällen zu verhindern.
Die Vertreter der Bürgerinitiative widersprachen dem und kündigte an, sich mit allen Mitteln gegen die geplante Deponie zu stellen. Man habe bereits auf Eigeninitiative einen versierten Verwaltungsrechtsexperten ausfindig gemacht. Die mündliche Verhandlung der Angelegenheit findet am Mittwoch, den 24. April statt. Bis dorthin will die Bürgerinitiative so viele Unterschriften wie möglich sammeln. Gleichzeitig forderten sie die Anwesenden dazu auf bei Betroffenheit bei der Behörde einen Antrag auf Parteistellung zu stellen. Nur wer eine Parteistellung hat, hat die Möglichkeit einen späteren Bescheid zu beeinspruchen.

Mehr zum Thema finden Sie auf:
www.meinbezirk.at/3332217

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