Gemeinde und Kasse in der Pflicht

Ohne Hausapotheke ist eine Praxis im Hochtal wenig attraktiv, zumal auch die Sprengelnotdienste besetzt werden müssen.
  • Ohne Hausapotheke ist eine Praxis im Hochtal wenig attraktiv, zumal auch die Sprengelnotdienste besetzt werden müssen.
  • hochgeladen von Melanie Haberl

WILDSCHÖNAU (nos/mel). "Dr. Bachmann ist mit Ende März in Pension gegangen. Sehr überraschend für alle hat nun unser einziger Allgemeinmediziner Dr. Heitzinger seinen Vertrag gekündigt. Bis 7. Juni steht er noch als Arzt zur Verfügung. Danach haben wir keinen einzigen Allgemeinmediziner mehr im Hochtal. Als Überbrückung kümmert sich Dr. Maier aus Ebbs um unsere Patienten im Pflegeheim, aber ewig kann das auch nicht weitergehen. In puncto Hausapotheken sind wir für ein duales System. Das große Problem sind nicht die Hausapotheken, die wegfallen, sondern das kleine Dienstrad. Ich bin sehr zuversichtlich, dass eine Erweiterung dieses Dienstrades eine Attraktivierung des Standortes zur Folge hat", erklärt dazu Bürgermeister Rainer Silberberger.
Für TGKK-Obmann Werner Salzburger sind die Probleme im Hochtal eine nicht gerade optimale Konstellation. Salzburger versprach, alles zu unternehmen, um die Versorgung sicher zu stellen. "Wir lassen die Wildschönau nicht im Stich", verspricht er.

Gemeinde ist gefordert
Als Co-Referent im Landärztereferat der Tiroler Ärztekammer wünscht sich auch der Alpbacher Allgemeinmediziner Dr. Bruno Bletzacher ein duales System aus öffentlicher und Hausapotheke: "Diese Überlegung wird intern bereits viel diskutiert, aber letztlich ist die Politik noch zu träge. Die Zuverdienstmöglichkeiten sind nicht unwesentlich: Die zusätzlichen Einnahmen betragen ein Viertel bis ein Drittel des Gewinnes. Es muss auf jeden Fall von allen Seiten versucht werden, einen Kassenarzt zu finden. Auch die Gemeinde ist gefordert. Bisher hatte ich den Eindruck, dass das Bemühen mehr von den Arztkollegen ausging. Wenn sich kein Kassenarzt bereit erklärt, wird sich früher oder später sicherlich ein Privatarzt in der Wildschönau niederlassen. Vielleicht ist das die Zukunft: Ärztezentren in Ballungsgebieten wie Wörgl oder Brixlegg und Wahlärzte in den Tälern. Irgendwie hat man den Eindruck, dass dies alles von der Politik so gewollt ist, da sich dadurch unser Gesundheitssystem leichter finanzieren lässt." In Sachen Sprengel sieht Bletzacher TGKK und Ärztekammer in der Pflicht: "Die Anbindung an einen benachbarten Sprengel muss unbedingt angestrebt werden."
Der Sprengel ist, wenn kein Arzt mehr vor Ort ist, unbesetzt. "Die notwendigen Leistungen müssen von der Gemeinde bei umliegenden Ärzten zugekauft werden", erklärt dazu Dr. Klaus Schweitzer, Co-Referent für Sprengelärzte in der Kammer, "die Ärztekammer, als auch ich in meinem Namen als Vertreter der Sprengelärzte, werden der Gemeinde, sofern sie es wünscht, gerne behilflich sein. Verantwortlich für den Sprengel ist und bleibt die Gemeinde und nicht die Ärztekammer."
Möglich wäre aus der Sicht der beiden Mediziner etwa ein Entgegenkommen von Seiten der Gemeinde "bei Grund- und Wohnraumbeschaffung, Praxiseinrichtung und Kinderbetreuung", so Schweitzer.
Bürgermeister Silberberger meinte bereits, die Gemeinde möchte versuchen, interessierte Ärzte nach Kräften zu unterstützen.

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