Pleite oder gut aufgestellt: Wörgls Finanzen stehen Kopf

Für 2015 löst die Stadt Wörgl 1,9 Millionen Euro ihrer Rücklagen für Straßen, Hochwasserschutz und Seniorenheim-Planungen auf. | Foto: Archiv
3Bilder
  • Für 2015 löst die Stadt Wörgl 1,9 Millionen Euro ihrer Rücklagen für Straßen, Hochwasserschutz und Seniorenheim-Planungen auf.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von Melanie Haberl

WÖRGL (mel). Haben die Wörgler Freiheitlichen vergangene Woche von einem von der Bezirkshauptmannschaft errechneten Verschuldungsgrad von 83 Prozent und einem Rücklagenstand (ohne Rechnungsergebnis 2014) von rund vier Millionen Euro gesprochen, dementiert Finanzreferent Daniel Wibmer (ÖVP) nun diese Zahlen. "Hier wird eine Grenze der Seriosität überschritten", ärgert er sich.

Sieben statt vier Millionen Euro Rücklagen

"Die von der FPÖ kolportierten Zahlen stimmen zwar, sind aber nicht die ganze Wahrheit", so Wibmer, der am Dienstag die "Realität der Wörgler Finanzen" offenlegte.
Laut Wibmer weist die Stadt Wörgl mit 31.12.2014 einen Rücklagenstand von 6,7 Millionen Euro auf, von dem 1,9 Millionen für Straßen, Hochwasserschutz und Planungen des Seniorenheims aufgelöst werden.
Wibmer dazu: "Somit wären wir bei 4,8 Millionen Euro. Jedoch hat die FPÖ das Rechnungsergebnis 2014 weggelassen, das der Stadt 2,6 Millionen Euro beschert. Daher liegen die realen Rücklagen mit Ende 2015 bei 7,4 Millionen Euro, das sind so viele wie schon seit über 10 Jahren nicht mehr."

2,5 Millionen davon "reserviert"

Bgm. Hedi Wechner (SPÖ) will die Aussagen des Finanzreferenten so nicht stehen lassen: "Es gibt einen Gemeinderatsbeschluss, der besagt, dass eine eiserne Reserve von 2,5 Millionen Euro liegen bleiben muss." Damit stehen laut Wechner 4,9 Millionen Euro zur Verfügung.
"Mit etwa 3,9 Millionen Euro wird der Ausbau des Seniorenheims zu Buche schlagen (ohne Planungskosten), etwa 1,6 Millionen Euro werden mittelfristig noch für den Straßenbau aufzuwenden sein. Selbstverständlich sind hier noch nicht die Rechnungsergebnisse der nächsten beiden Jahre berücksichtigt. Allerdings sind dies nur zwei, bereits feststehende Ausgabenpositionen und es sind keine anderen Projekte ( Feuerwehr, Musikschule, Schul- und Kindegartenzubauten, erweiterter Hochwasserschutz, ...) berücksichtigt. Es ist anzunehmen, dass die Rechnungsergebnisse der kommenden Jahre nicht die Höhe des Rechnungsergebnisses 2014 erreichen werden, da jedenfalls nicht mehr die Dividende der Stadtwerke (500.000 Euro) eingeplant ist", so die Bürgermeisterin.

Schuldenstand je nach Berechnungsmethode

Sauer stößt dem Finanzreferenten auch der von der FPÖ verlautbarte Verschuldungsgrad von 83 Prozent auf. "Das war ein von der BH errechnetes Horrorszenario aus dem Jahr 2013. Hier fallen sämtliche Haftungen der Stadt Wörgl hinein. Die offizielle Berechnung vom Land Tirol spricht von einem Verschuldungsgrad von 30 Prozent im Jahr 2013. Für 2014 sollen die Schulden gar auf 28,9 Prozent sinken", sagt Wibmer, der sich auf die aktuelle Finanzstatistik 2013 des Landes Tirol beruft.
Die Schulden der Stadt Wörgl betragen laut Finanzreferent mit 31.12.2014 rund 21,4 Millionen und mit 31.12.2015 voraussichtlich 20,2 Millionen Euro. Die Haftungen der Stadt liegen mit 31.12.2014 bei 18,4 Millionen und mit 31.12.2015 bei rund 17 Millionen Euro. Die hohen Haftungen (u.a. für Wave, Kraftwerk Ereith, Volksschule, GZW sowie Umwelt- und Wasserwirtschaftsfonds) führt Wibmer auf die Übernahme der WIG im Jahr 2013 zurück. "Doch wie man sieht hat die Stadt Wörgl sowohl die Schulden als auch die Haftungen reduziert."

Sorgsamer Umgang notwendig

Bgm. Hedi Wechner mahnt dennoch zur Vorsicht: "Wir haben Jahre daraufhin gearbeitet, unser Budget zu sanieren, was zum großen Teil gelungen ist. Wir können daher seriös das ein oder andere Projekt, das ansteht, verwirklichen. Es ist aber sicher nicht angebracht in Jubel auszubrechen ob der überschäumenden Finanzen, die uns zur Verfügung stehen, schon gar nicht sollten wieder Beschlüsse, die außerbudgetäre Finanzierungen nötig machen, gefasst werden oder Ausgangslagen geschaffen werden, deren finanzielle Auswirkungen unabsehbar ist. Deshalb ist es auch verständlich, wenn mitunter drastische Zahlen kolportiert werden, um darauf hinzuweisen, dass mit unseren Geldern verantwortungsvoll und sorgsam umgegangen werden muss."

"Realitätsfremd und grob fahrlässig"

Gemeinde- und Nationalrätin Carmen Schimanek (FPÖ) bezeichnet Wibmers Berechnungen als "Schönrederei" und fordert den Rücktritt des Finanzreferenten. "Seine Rechenkünste sind realitätsfremd und eines Finanzreferenten unwürdig! Das ist grob fahrlässig und untragbar. Immerhin war es die ÖVP, die in den vergangenen Jahren mit derartig unseriösen Rechenspielchen Wörgls Bonität schweren Schaden zugefügt hat. Beispiele wie die Nordumfahrung stehen Pate dafür."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.