Strompreisanstieg
Wörgler Opposition von Vorgehensweise enttäuscht

GR Iris Kahn (Grüne), Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl), Ersatz-GR Gerhard Unterberger (Freiheitliche Wörgler Liste) und SR Christian Kovacevic üben scharfe Kritik an der Strompreiserhöhung sowie an der Kommunikation und Vorgangsweise. | Foto: Christoph Klausner
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  • GR Iris Kahn (Grüne), Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl), Ersatz-GR Gerhard Unterberger (Freiheitliche Wörgler Liste) und SR Christian Kovacevic üben scharfe Kritik an der Strompreiserhöhung sowie an der Kommunikation und Vorgangsweise.
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In Wörgl wird aufgrund der kritisierten Strompreiserhöhung der Stadtwerke eine Sondergemeinderatssitzung einberufen.

WÖRGL. Vor Kurzem gaben die Stadtwerke Wörgl bekannt, dass sie alle Haushalts- und Kleingewerbekunden, die vor dem 30. September 2021 einen Vertrag abgeschlossen haben, persönlich über die Kündigung informieren werden und ihnen gleichzeitig den neuen Tarif "wörglSTROM" anbieten. Der Preisunterschied zwischen altem und neuen Vertrag ist allerdings beträchtlich. Immerhin steigt der Arbeitspreis von zuletzt 10 Cent pro Kilowattstunde auf fast 30 Cent, der Grundpreis springt von 1,33 Euro auf 6 Euro. Die Wörgler Opposition (Grüne, Freiheitliche Wörgler Liste, Liste Hedi Wechner und Wir für Wörgl) geht mit der "undurchsichtigen und katastrophalen Kommunikation" nun scharf ins Gericht und hat bereits eine Sondergemeinderatssitzung, welche laut Bgm. Michael Riedhart voraussichtlich am 10. August stattfinden wird, beantragt. Im Gemeinderat am 7. Juli habe man einstimmig beschlossen, "alles in unserer Macht stehende zu unternehmen, um die bevorstehenden massiven Preiserhöhungen für die Wörglerinnen und Wörgler so gering wie möglich zu halten", zitiert SR Christian Kovacevic (LHW) aus dem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag zur Bildung eines Krisenstabs.

"Damit wollten wir Vertragskündigungen vermeiden, aber nun ist genau das passiert und dass wir darüber nicht in Kenntnis gesetzt wurden ist eine Riesenenttäuschung",

so Kovacevic.

Für SR Christian Kovacevic (LHW) hätte der "beschlossene Krisenstab umgehend und nicht erst vier Wochen später einberufen gehört".  | Foto: Christoph Klausner
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Auch Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl) fühlt sich "von den Stadtwerken, dem Management der Wergel AG und dem Herrn Bürgermeister gehäkelt". Im Juni habe die Hauptversammlung der Stadtwerke stattgefunden, wo einzig der Bürgermeister als politischer Vertreter festgelegt sei. Somit habe er bereits vor der Gemeinderatssitzung am 7. Juli von den Erhöhungen gewusst und "das hätte er uns sagen müssen". Für den "Sturm, der durch Wörgl gefegt ist" macht er Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein, Bgm. Michael Riedhart sowie den Vorstand der Wergel AG sowie die Geschäftsführung der Stadtholding GmbH, welche jeweils zur Hälfte die Eigentümer der Stadtwerke sind, verantwortlich.

Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl) fordert Einblicke in die letzten Jahresabschlüsse der Stadtwerke. Ihm sei nur die Bilanz von 2020 zugänglich. | Foto: Christoph Klausner
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GR Iris Kahn versteht ebenfalls nicht, "wie man nur so wenig Wertschätzung als Stromkunde entgegengebracht bekommen kann". Sie befürchtet, dass ohne Hilfe ab Oktober manche im Dunkeln sitzen werden. Trotzdem betont sie, dass der Preis der Stadtwerke im Vergleich zu vielen anderen Anbietern immer noch unschlagbar sei. 

GR Iris Kahn (Grüne) ist ebenfalls von der Vorgehensweise enttäuscht. Den Stadtwerken zugute hält sie allerdings, dass der Preis im Vergleich zu anderen Anbieter immer noch "unschlagbar" sei. | Foto: Christoph Klausner
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Ersatz-GR Gerhard Unterberger (FWL) sieht in den Stadtwerken "Trittbrettfahrer", die wie viele andere Energieversorger die Krise nutzen, um Gewinnoptimierung zu betreiben. Vor allem die Erhöhung des Grundpreises sei nicht in Ordnung, hier wälze man die Versäumnisse der letzten Jahre auf die Bürger ab. Andererseits zeigt er allerdings auch etwas Verständnis dafür, dass GF Reinhard Jenewein versucht, seinen Betrieb in bessere Zahlen zu führen. Allerdings müsse so etwas "stufenweise und sozial verträglich passieren"

Ersatz-GR Gerhard Unterberger (FWL) fordert ebenfalls Entlastungsmaßnahmen für die Wörglerinnen und Wörgler.  | Foto: Christoph Klausner
  • Ersatz-GR Gerhard Unterberger (FWL) fordert ebenfalls Entlastungsmaßnahmen für die Wörglerinnen und Wörgler.
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Forderung nach Tiefenprüfung

Derzeit diskutiert die Bundesregierung über das "Felbermayr-Modell", wonach ein Teil der Stromrechnung abgenommen wird. Diesen Vorschlag begrüßt auch der Wörgler Opposition, somit würde der neue Stromtarif deutlich abgemildert werden. Allerdings dürfe das nur ein Teil der Lösung sein. Kahn plädiert für mehr Tempo beim Photovoltaik-Ausbau. Zudem werde es bald eine Stromsparkampagne geben, welche nicht nur auf Einsparungspotentiale bei den Bürgern, sondern auch bei der Stadtgemeinde eingeht.
Ponholzer hingegen pocht auf eine Tiefenprüfung der Stadtwerke, da er dort Widersprüchlichkeiten im Finanzgebaren verortet. Im Sondergemeinderat werde er daher Einblick in das Mengengerüst fordern. Daraus soll ersichtlich werden, wieviel Absatz an die Tarifkunden geht, wieviel Eigenerzeugung stattfindet, wie hoch der Anteil der zugekauften Energie ist und wann und zu welchen Preisen Energie gekauft bzw. verkauft wird. Zudem brauche es auch Informationen, was mit den Mengen des Kraftwerks Ehreit, bei dem die Stadtwerke zu 50 Prozent beteiligt sind, passiert. 

"Es ist höchste Zeit, dass die Stadtwerke Wörgl Hilfe von der städtischen Politik und Experten bekommt", 

so Ponholzer, der vermutet, dass betriebsintern viel Potential liegen gelassen werde, welches den Wörglerinnen und Wörglern wiederum zugute kommen könnte. Für Bgm. Riedhart ist die Forderung nach einer Tiefenprüfung nicht nachvollziehbar, da die Stadtwerke von einem mit Experten besetzten, unpolitischen Aufsichtsrat kontrolliert werden. Generell mahnt er zu mehr Sachlichkeit in dieser Causa:

"Vor diesem Dilemma mit dem Preisanstieg stehen wir alle. Ich finde es jetzt schade, dass hier politisch so eine Show gemacht wird",

so Riedhart. Dass die Kommunikation "unglücklich" gelaufen ist, gesteht Riedhart ein, allerdings brauche es jetzt Lösungen. Konkrete Ideen und Ansätze möchte er bereits in der Krisenstabssitzung am 5. August sowie in der öffentlichen Sondergemeinderatssitzung präsentieren. Er ist zuversichtlich, "dort Nägel mit Köpfen zu machen" und erste Entlastungsmaßnahmen zu beschließen. 

Weitere Beiträge zu den Stadtwerken Wörgl findest du hier.
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