Milchpreis
750 Bauern demonstrierten vor Wörgler Spar-Zentrale – mit Video

Rund 750 Bauern marschierten für die Demonstration vor der Wörgler Spar-Zentrale auf. Angeführt wurden sie unter anderem von Bauernbundobmann Josef Geisler und LK-Präsident NR Josef Hechenberger.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Rund 750 Bauern marschierten für die Demonstration vor der Wörgler Spar-Zentrale auf. Angeführt wurden sie unter anderem von Bauernbundobmann Josef Geisler und LK-Präsident NR Josef Hechenberger.
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200 Traktoren rollten vor die Spar Zentrale in Wörgl. Bauern fordern fairen Milchpreis, Lebensmittelkennzeichnung und Stopp von Rabattaktionen.

WÖRGL (bfl). Mit harten Geschützen fuhren Bauern aus ganz Tirol, aber auch aus Vorarlberg und Salzburg am Mittwoch, den 26. Februar in Wörgl auf. Begleitet von rund 750 demonstrierenden Bauern, rollten rund 200 Traktoren zu einer Protestaktion vor der Spar-Zentrale in Wörgl.
Seit Monaten gehen Bauern europaweit auf die Straßen. Sie wollen mehr Solidarität und zudem auf die unfaire Einkommenssituation aufmerksam machen. Nun war es auch in Österreich so weit. Der Österreichische Bauernbund stellte gemeinsam mit den Bauernbund Länderorganisationen Protestaktionen in ganz Österreich auf die Beine. Der Hintergrund zur Demonstration in Wörgl sind laufende Milchpreisverhandlungen mit der Handelskette Spar. Die Bauern wollen mit der Aktion vor allem "faire Preise" für Milch durchsetzen, die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.

Protest mit Traktor und Transparenten

Reihenweise tuckerten Traktoren aller Marken und Farben in der Früh durch Wörgl. Ihr Ziel: der Gewerbepark Wörgl am Gießenweg. Bei der Einfahrt zur Spar Warenanlieferung versammelten sich die Protestteilnehmer, um gegen 9:15 Uhr zur Spar-Zentrale zu marschieren – dies mit Kuhglocken, Milchkannen, Trillerpfeifen und Transparenten.  
Die Bauern sind nicht gerade dafür bekannt schnell und leichtfertig auf die Barrikaden zu gehen. Umso überraschender war die große Teilnahme an der Demonstration. "Wir sind überwältigt von eurer Teilnahme", sagte Bauernbunddirektor Peter Raggl zu Beginn der anschließenden Kundgebung um 10:30 Uhr vor der Spar-Zentrale. 

Bauern legen Forderungen vor

Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler legte dabei gleich zu Beginn die Forderungen der Demonstrierenden dar. "Heute müssen wir leider vor einer einheimischen Handelskette unserem Unmut freien Lauf lassen", so Geisler. Die Handelskette Spar sei nicht willens Anpassungen beim Milchpreis zu machen, so der Vorwurf der Demonstranten. Die Bauern fordern einen Stopp der  „chronischen Aktionitis" und Rabattaktionen bei hochwertigen Lebensmitteln. "Was auch klar sein muss, es gibt keinen Rabatt auf Klimaschutz, auf Tierschutz und auf Pflanzenschutz, und deshalb können diese Aktionen in Zukunft so auch nicht mehr durchgeführt werden", so Geisler.
Eine weitere Kernforderung ist ein fairer Preis – dies nicht nur was die Milch betrifft. "Die Preise müssen nach oben, wenn die Landwirtschaft gepflegt werden soll", so der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Josef Hechenberger. Ebenfalls fordern die Bauern ein Ende der "Konsumententäuschung": "Wir brauchen eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für alle Produktgruppen", so Hechenberger. "Das lassen sich die Bauern nicht mehr gefallen", lautete ebenfalls die klare Ansage des angereisten LK-Österreich Präsidenten Josef Moosbrugger. Ebenfalls bei der Kundgebung zu Wort meldeten sich der Vizepräsident der Salzburger LK, Georg Wagner, LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid sowie die Landesleiterin der Tiroler Jungbauernschaft und Landjugend (TJB/LJ) Stephanie Hörfarter und TJB/LJ-Landesobmann Dominik Traxl. 
"Es muss auch Verhandlungen auf Augenhöhe geben", sagte Geisler in seiner Ansprache. Diese Augenhöhe suchte man auch im Anschluss. Die Spitzenvertreter gingen in die Spar-Zentrale Wörgl, um dort ihren Forderungskatalog zu übergeben und weitere Gespräche einzufordern.

Spar: "Nach wie vor in Verhandlungen"

Auch Spar meldete sich im Zuge der Demonstrationen in einer Aussendung zu Wort: "Bei den Landwirten, die konventionelle Milch erzeugen, gibt es derzeit eine große Sorge: Es werden EU-Förderungen und andere Ausgleichszahlungen wegfallen. Sie befürchten, dass sie noch stärker unter Druck kommen werden. Daher fordern die Bauern von den Molkereien und indirekt von den Handelsketten derzeit massive Preiserhöhungen. Darüber verhandelt Spar derzeit mit den Molkereien. Wissen muss man aber, dass Preiserhöhungen alleine die Lage der Bauern nicht wesentlich verbessern werden, da es hier um ein großes strukturelles Problem innerhalb der Landwirtschaft geht, das eigentlich die Politik lösen sollte."
Aufgabe von Spar sei es, sowohl für die Molkereien als auch für die Konsumenten einen angemessenen Preis zu verhandeln. Das geschehe derzeit. In der Bauernschaft habe sich das falsche Gerücht verbreitet, dass die Preisgespräche abgebrochen worden seien. "Das ist falsch! Richtig ist, dass Spar nach wie vor in Verhandlungen mit den Molkereien ist. Wir sind sicher, dass wir diese Verhandlungen mit den Molkereien auch zu einem positiven Abschluss bringen werden", so die Handelskette in ihrer Stellungnahme. 

Handelskette sieht sich als Partner der Landwirtschaft

Auch den von den Bauern immer wieder geforderten Österreichbonus gebe es laut Spar längst, denn: Von der gesamten in Österreich erzeugten Milch gehen nur ca. 9 Prozent an Spar. Jedoch über 60 Prozent der heimischen Milch würden ins Ausland exportiert, sagt Spar. Dafür bekommen die Molkereien einen deutlich niedrigeren Preis als von den heimischen Handelsketten.
Man sei seit Jahrzehnten ein sehr guter Partner der Landwirtschaft, sagt Spar. Man habe sich in vielen Bereichen sogar freiwillig verpflichtet: wie mit dem AMA-Gütesiegel, bei saisonalem Obst und Gemüse aus Österreich und mit der Bio-Linie "Spar Natur*pur". "Ein derartig starkes Bekenntnis des Handels gegenüber den heimischen Bauern gibt es übrigens in ganz Europa nirgends in dieser Form", so Spar.
Bei Rabattaktionen trage zum größten Teil die Handelskette selbst den Spannenverlust. "Zudem helfen Aktionen den landwirtschaftlichen Erzeugern, den Absatz ihrer Markenprodukte zu erhöhen und Mehr- und Überproduktionen an die Kunden zu bringen. Deshalb werden Aktionen auch oft von den Produzenten selbst gefordert", sagt Spar. 

Bauernbund ruft zu großer Demo in Wörgl auf

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