Tour
LK-Funktionäre wollen Zukunft im Bezirk Kufstein sichern

Die Kammerführung besichtigte den Hof von Tanja und Andreas Thrainer (Mitte-rechts) am Niederndorferberg.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Spitzenfunktionäre der Landwirtschaftskammer begaben sich heuer unter dem Motto "Sicherheit und sicher morgen" auf ihre Bezirkstour und sprachen am Niederndorferberg über Landwirtschaft in und nach Krisenzeiten. 

NIEDERNDORFERBERG (bfl). Sicherheit, aber auch ein sicheres Morgen – dieses Thema beschäftigt die Spitzenfunktionäre der Landwirtschaftskammer (LK) derzeit. Auf ihrer Tour durch den Bezirk Kufstein machten sie am Niederndorferberg halt und sprachen dort über die Zukunft der Landwirtschaft.
Dass die Coronokrise auch an der Landwirtschaft nicht spurlos vorbeigegangen ist, merkt man auch am Motto der heurigen Bezirkstour der Landwirtschaftskammer-Funktionäre: "Sicherheit und sicher morgen". Denn es ist die Krise, die gezeigt habe, wie wichtig die Versorgungssicherheit durch die heimische Landwirtschaft an und für sich sei, zeigt man sich seitens der Landwirtschaftskammer überzeugt. Man kann im Bezirk Kufstein, was die Anzahl an Landwirtschaftsbetrieben betrifft, derzeit zumindest noch immer von einer stabilen Situation sprechen. Rund 1.600 bewirtschaftete, aktive Betriebe gibt es derzeit dort. 

Zusammenarbeit ist wichtig

Wie das in der fernen Zukunft aussehen wird, ist ungewiss. Was man seitens der Landwirtschaftskammer jedenfalls künftig weiter vorantreiben und aufrechterhalten will, ist die Zusammenarbeit zwischen den Verarbeitern und den "Veredlern" – damit meint man also jene Glieder der Versorgungskette, die nach den "Produzenten" bzw. Landwirten kommen. Lokale Metzger und Sennereien sollen hier weiterhin auf den Plan gerufen werden und mit den heimischen Bauern vermehrt zusammenarbeiten. "Da braucht es nicht nur einen Bauern, der ein Qualitätsprodukt produziert, sondern wir brauchen vor Ort auch Verarbeiter, die Produkte veredeln", sagt Bezirksobmann Johann Gwiggner. Er ortet in der funktionierenden Zusammenarbeit von Bauern, Verarbeitern und den Konsumenten den "richtigen Weg" – auch und gerade in Zeiten der Krise. Man beobachte, dass zwar weniger Fleisch konsumiert werde, aber es werde auch vermehrt das Augenmerk auf Qualitätsfleisch gelegt – genau das wäre auch für die Zukunft die richtige Entwicklung, sagt Gwiggner abschließend.

Flächendeckender systemrelevanter Bereich

"Corona hat uns schonungslos Fehlentwicklungen und positive Entwicklungen vor Augen geführt", sagt indes LK-Präsident Josef Hechenberger. Wenn man die Abhängigkeit vom Ausland hinsichtlich der Medikamentenproduktion betrachte, zeige sich bei der Landwirtschaft ein anderes Bild. Die Landwirtschaft sei der einzige systemrelevante Bereich, der es trotz aller Widrigkeiten am Markt geschafft habe, dass es die Bewirtschaftung noch flächendeckend gebe. Zu den "Widrigkeiten" zählen auch die schon seit Jahren stagnierenden Produktpreise. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln sei aber dennoch die Grundvorraussetzung für die Gesellschaft, sagt Hechenberger. "Jetzt müssen wir eine Lehre aus der Krise ziehen, dass das auch künftig so bleiben soll", so der LK-Präsident. 
Trotz einer gewissen Aufwertung der Wertschätzung der heimischen Landwirtschaft, ist auch sie in Corona-Zeiten in der Region dennoch unter Druck geraten. So habe die am Niederndorferberg beheimatete Sennerei Hatzenstädt während der Grenzschließung Absatzprobleme, aber auch die Schließung von Tourismusbetrieben im Lockdown, bereitete einigen Zulieferern aus der Landwirtschaft große Probleme. Auch die Fleischproduktion hatte in der Krisenzeit mit einigen Hindernissen zu kämpfen. "Wir haben in den schwierigen Wochen Ende März und Anfang April bei Rindfleisch einen Einbruch von sechzig Prozent gehabt", sagt Hechenberger. 

LK-Präsident Josef Hechenberger will auch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung im Bereich der Gastronomie. | Foto: Barbara Fluckinger
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Herkunftskennzeichnung soll kommen

Um die Lebensmittelproduktion als Kernkompetenz der Bauern zu sichern, sei die Herkunftskennzeichnung der Lebensmittel von großer Wichtigkeit, zeigen sich die Spitzenfunktionäre überzeugt . Im Nationalrat wurde bereits ein Entschließungsantrag eingebracht, dass bis Ende dieses Jahres mit Beginn 1. Jänner 2021 ein Gesetz vorliegen soll, dass im Bereich der öffentlichen Küchen und der Lebensmittelindustrie gekennzeichnet sein muss, woher die Lebensmittel kommen. Aber auch für eine Kennzeichnung im Bereich der Gastronomie will LK-Präsident Hechenberger weiterhin kämpfen. Wichtig sei ihm, dass die Tiere anständig leben und die Veredelung im Land bleibe. Gegen den Import von Fleisch, wie er derzeit stattfindet, spreche auch der dadurch erzeugte zusätzliche Verkehr. 

Ohne Almwirtschaft keine Infrastruktur

Helga Brunschmid, Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer Tirol, thematisierte auch den Bereich der Infrastrukturpflege der Landwirtschaft. Man dürfe nicht vergessen, dass der ganze Tourismus in der Region davon abhänge, dass die Landschaft gepflegt sei. "Wenn die Almwirtschaft in Frage gestellt wird, wird es auch mit der Infrastruktur nicht mehr gut ausschauen", sagt Brunschmid. Die Wege, die alle gerne benützen, würden auch mit einer bewirtschafteten Landwirtschaft zusammenhängen. Den Vorwurf, dass man in der Tiroler Landwirtschaft nur Monokultur betreibe, weist Brunschmid von sich und den Bauern im Land. "Wenn man von der Tiroler Landwirtschaft spricht, dann spricht man von der Bearbeitung von Grünland und da ist die Bewirtschaftung ein wichtiger Faktor für die Artenvielfalt", so Brunschmid. Grünland könne man nur mit Tieren bewirtschaften. Auch die Tatsache, dass die Almwirtschaft Schutz vor Naturgefahren biete, werde in der Diskussion oft nicht beachtet. 
Bezirksbäuerin Margreth Osl blickte indes auf die heuer anstehenden Wahlen in der Bäuerinnen-Organisation. Sie appellierte an Jungbauern und Jungbäuerinnen weiterzumachen und neue Herausforderungen anzunehmen. 

Fleischverkauf am Niederndorferberg

Am Niederndorferberg besichtigten die Spitzenfunktionäre nun den Betrieb der Familie Thrainer, die sich seit Jahren der Produktion von Qualitätsfleisch widmen. Die Bio-Almochsen der Familie Thrainer haben Zeit zum Heranwachsen. Am Erbhof am Niederndorferberg stehen tiergerechte Haltung und Fütterung an oberster Stelle. Andreas Thrainer verkauft gemeinsam mit seiner Frau Tanja Fleischpakete nicht nur an Privatkunden direkt ab Hof, sondern beliefert auch das Bezirkskrankenhaus Kufstein seit vielen Jahren mit seinem Fleisch. Transparenz ist ihnen dabei besonders wichtig.  „Wir produzieren hochwertiges Fleisch unter den höchsten Tierwohlstandards – also Genuss mit gutem Gewissen. Wir sind froh, dass unsere Kunden das zu schätzen wissen. Denn nur so können wir uns diese Standards leisten. Somit hat jeder einen Mehrwert und dadurch macht die Arbeit richtig Spaß“, erklärt Thrainer. Man dürfe allerdings den Tourismus, aber auch die regionalen Metzer schon mehr in die Pflicht nehmen, regionales Qualitätsfleisch zu kaufen, sagt Thrainer. 

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