Bischof in Jeans: „Griaß enk!“ – mit Video!

Hermann Glettler stellte sich den Gläubigen nach der offiziellen Ernennung vor.
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TIROL. Mit einem optimistischen, gewinnenden Lächeln, leger in Jeans gekleidet, begrüßte der neue Bischof Hermann Glettler die Medienvertreter anlässlich seiner Berufung als Bischof der Diözese Innsbruck. „Zuerst möchte ich mich bei Jakob Bürgler für die umsichtige und feinfühlige Leitung der Diözese der letzten 21 Monate bedanken und es ist sicher für in ‚zach’, dass er nicht Bischof wurde. Aber seine Art, wie er das meistert, zeugt von menschlicher Größe“, sagte der neue Bischof.
Bürgler andererseits freut sich auf einen „wachen, lebendigen Bischof, das lässt auf eine ebenso lebendige Zeit mit ihm hoffen.
Der Ruf kam für Hermann Glettler unerwartet, dadurch musste er eine gewisse Komfortzone verlassen. „Meine Familie ist in der Steiermark und ich realisiere nun immer mehr, dass ich weg von meiner geliebten Heimat bin“, erklärte er. Nachsatz: „Jesus kennt mich, meine Schwächen und meine Sünden, trotzdem hat er mich berufen. Das ist Barmherzigkeit.“

Bitte um Geduld

Für Glettler beginne nun die Zeit des Lernens. „Ich will die Menschen, die Bräuche und das Land kennenlernen, auch Tirolerisch als weitere Fremdsprache werde ich sicher lernen“, sagte er schmunzelnd. Er freue sich auf die Menschen in Tirol, auch die Freude über das Bischofsamt komme schön langsam, sagte er. „Aber ich bitte euch um ein wenig Geduld.“
Bischof Hermann will in Tirol den begonnenen Weg der Ökumene und den Dialog mit nichtchristlichen Religionen „mit Herzblut“ fortsetzen, speziell mit der israelitischen Kultusgemeinde und mit dem Islam. Glettler will aber keiner Ortskirche vorstehen, die nur um sich selber und um innerkirchliche Themen kreise. „Als lebendiges Volk Gottes nehmen wir teil an allem, was es an Freude und Gelingen, aber auch an Verwundungen in unserer Gesellschaft gibt.“ Insgesamt blicke er mit großer Freude in die Zukunft, so Glettler.
Ausdrücklich wandte er sich an alle Menschen, die sich aus Enttäuschung oder Frustration von der Kirche abgewandt haben, eine andere spirituelle Heimat gefunden haben oder nie einen Bezug zur Kirche hatten. Er trete gerne in Dialog und freue sich über jedes Zeichen menschlicher Verbundenheit, so Glettler.
Die Bischofsweihe findet am 2. Dezember im Dom in Innsbruck um 12 Uhr statt.

Grußworte von Bischof Manfred Scheuer

"Was Bischof Reinhold Stecher als „Kirche im Vierfarbendruck“ beschrieben hat, sehe ich in Hermann Glettler als einer farbigen und bunten Persönlichkeit verwirklicht. Priester und Künstler zu sein macht ihn anschlussfähig in den Bereichen Kunst und Kultur sowie offen für das Gespräch mit Suchenden, Skeptiker und Zweiflern. Manchmal sind wir müde geworden bei all den Personaldiskussionen, bei Strategiefragen und Strukturdebatten. Ich hoffe, dass Bischof Glettler unverbraucht eine neue Dynamik und einen Schritt nach vorne hineinbringt. Seine Option für die Armen und Migranten, seine Internationalität, seine Spiritualität und auch sein Gebet werden für die Diözese Innsbruck ein Geschenk und auch eine Herausforderung sein. Ich bitte die Tirolerinnen und Tiroler, dass sie Bischof Hermann Glettler ebenso gut aufnehmen, wie ich es vor 14 Jahren erfahren durfte.

Arbeitsgespräch mit LH Platter

„22 Monate ohne Bischof haben die Tiroler auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Diese Zeit des Wartens hat uns bewusst gemacht, wie sehr wir die Führungspersönlichkeit des Bischofs der Diözese Innsbruck in unserem Bundesland vermisst haben. Ich heiße Hermann Glettler herzlich als neues geistliches Oberhaupt von 400.000 Tirolerinnen und Tirolern willkommen. Ich freue mich, dass bereits ein sehr gutes Gesprächsklima herrscht. Mein besonderer Dank gilt Diözesanadministrator Jakob Bürgler, der für die Diözese in dieser schwierigen Übergangszeit von bald zwei Jahren ganz hervorragende Leitungsarbeit geleistet hat.“
Auch der neue Bischof sprach von einem sehr gutem Klima beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Tiroler Landeshauptmann: "Die erste Begegnung mit Günther Platter war von einer großen Herzlichkeit und Offenheit geprägt. Es kam bereits zu einem tieferen Erfahrungsaustausch über markante positive Entwicklungen der letzten Zeit sowie über die aktuellen Probleme und Herausforderungen. Ich bin dankbar für diese erste fruchtbare Begegnung. Gerne werde ich für die Anliegen aller politischen Verantwortlichen des Landes beten."

Grüne heißen Bischof willkommen

"Ich freue mich über die Ernennung von Hermann Glettler zum Bischof von Innsbruck und heiße ihn herzlich willkommen", begrüßt Nationalrat Georg Willi den neuen Bischof. Nicht nur, dass damit das lange Warten der Diözese auf einen neuen Bischof zu Ende sei, "viel mehr noch stimmen mich die bisherigen Aussagen des neuen Bischof und sein bisheriger Weg zuversichtlich, dass er ganz im Sinne von Papst Franziskus ein offenes Ohr für die Schwächsten in unserer Gesellschaft hat und dem Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ein besonders Augenmerk schenken wird. Wer in der Armen- und Migrantenseelsorge tätig war, hat seinen Kompass auf eine zentrale Aufgabe der katholischen Kirche eingestellt," so Willi.

Lebenslauf

Hermann Glettler wurde am 8. Jänner 1965 in der Marktgemeinde Übelbach in der Steiermark geboren. Seine Schullaufbahn schloss er am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in Paray le Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der er seit 1987 angehört. Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau.
Als Pfarrer im multikulturellen Bezirk Graz-Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge. Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig. Bekannt wurde er unter anderem auch als „Künstlerpriester“. Seit einigen Jahren ist er Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.

Fünfter Bischof der Diözese Innsbruck
1. Bischof Paulus Rusch 1964 – 1980
2. Bischof Reinhold Stecher  1981 – 1996
3. em. Erzbischof Alois Kothgasse 1997 – 2003
    Diözesanadministrator Ernst Jäger 2003
4. Bischof Manfred Scheuer 2003 – 2016
    Diözesanadministrator Jakob Bürgler 2016 – 2017
5. designierter Bischof Hermann Glettler ab 2017

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