Der Herr über 1.200 Hektar Wienerwald: Unterwegs mit dem Stadt-Förster
Forstrevierleiter David Jandl über egoistische Wiener, Romantik und zu viele Mistkübel.
WIEN. David Jandl ist nicht sehr zufrieden mit seinen fünf Mitarbeitern. Zumindest in dem Moment nicht. Der 32-Jährige steht am Penzinger Heschweg im Gatsch. "Normal müsste die in zwei Minuten liegen", sagt er – und meint damit die Eiche, die gerade gefällt wird. Oder vielmehr gefällt werden soll – aktuell hängt sie zwischen zwei anderen Bäumen.
"Jetzt müssen’s ihn mit der Seilwinde niederziehen", so Jandl. "Irgendwas ist halt immer." Das trifft auch auf Jandls Alltag zu. Seit sechs Jahren ist der gebürtige Burgenländer Forstrevierleiter im Wienerwald und für 1.200 Hektar Wald und Wiesen zuständig. Sein Revier erstreckt sich von den Steinhof-Gründen und Hernals bis nach Purkersdorf. "Vom Baum, der über ein Haus hängt, bis zum illegalen Reifenlager ist in meinem Job alles dabei", so Jandl.
Kein Hund, aber ein Pick-up
Fad wird David Jandl also nicht. Mit der klassischen Arbeit als Förster – samt Hund, Gewehr und Jeep – hat das aber nicht unbedingt viel zu tun. Einen weißen Pick-up fährt Jandl zwar, einen Hund hat er aber nicht und sein Gewehr kommt höchst selten zum Einsatz. "Höchstens ein Viertel der Zeit trifft die romantische Vorstellung des Försters zu. Der Rest sind Schreibtischarbeit und Bürokratie."
Zuständig ist Jandl auch für Grill- und Spielplätze, Rodelbahnen oder Hundezonen. Frei laufende Vierbeiner seien auch Konfliktpotenzial Nummer eins: Viel Vermittlungsarbeit müsse er leisten, vor allem zwischen Hundebesitzern und Radlern. "Der Wiener ist meiner Meinung nach ein sehr egoistischer Mensch. Da fühlt sich ja jeder im Recht. Recht machen kann man’s dann aber sowieso nie allen."
Aus Holz wird Papier
Und dann ist da noch die Sache mit dem Müll: "Die Kontrolle der Mistkübel – das ist unser größter Ressourcenfresser." 60 Stück seien aktuell im Revier verteilt. "Wir hatten schon mal mehr, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen. Das ging aber komplett in die Stauden. Die Leute haben einfach ihren Hausmüll reingeschmissen, was ja nicht Sinn der Sache ist."
Geld mit Holz zu verdienen spielt für Jandl übrigens nur eine Nebenrolle. 3.000 Festmeter pro Jahr werden verkauft, hauptsächlich an die Industrie, die daraus Papier oder Pressspanplatten herstellt. Viel sei das nicht: "Da müssen wir schon schauen, dass wir auf gleich rauskommen. Das meiste Geld geht ja fürs Personal und die Maschinen drauf." Ob er sich seinen Job eigentlich so vorgestellt hat? "Nein", sagt Jandl, steigt in den Pick-up und fährt davon. Aber nicht in sein Revier – sondern für Verhandlungen mit einem Holzabnehmer nach Niederösterreich.
Buchtipp: Geheimnisvoller Wald
Im neuen Buch "Magischer Wienerwald" zeigen Robert Bouchal und Johannes Sachslehner Kultplätze und Naturdenkmäler – vom Eiskeller im Cobenzl bis zum Friedhof am Kahlenberg. Ab 21. März um 24,90 Euro erhältlich, ISBN: 978-3-85431-729-6.
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