Terra Raetica
„Der Wald von heute ist morgen schon Geschichte!“

Am 16. Mai fand das zweite grenzüberschreitende Treffen in Pfunds statt. | Foto: BFI Landeck
3Bilder
  • Am 16. Mai fand das zweite grenzüberschreitende Treffen in Pfunds statt.
  • Foto: BFI Landeck
  • hochgeladen von Elisabeth Mederle

In dem Terra Raetica-Projekt mit Regio L, Bezirksforstinspektion Landeck und Forstinspektorat Schlanders geht es darum, moderne Aufforstungskonzepte für klimafitte Wälder im Bezirk Landeck umzusetzen und zu evaluieren. Am 16. Mai fand das zweite grenzüberschreitende Treffen in Pfunds statt.

PFUNDS. „Wir sehen, wenn wir heute beim Fenster hinausschauen, ein Bild der Vergangenheit“, mit diesen Worten eröffnete der Waldexperte Manfred Hotter das zweite grenzüberschreitende Treffen im INTERREG-Projekt „Klimafitte Aufforstungen Terra Raetica“, das am Dienstag, den 16. Mai 2023 in Pfunds stattfand. „Welche Aufforstungsstrategien können wir zukünftig unseren Waldbesitzern am besten empfehlen, um dem Klimawandel Rechnung zu tragen?“ so fasst Michael Knabl, Leiter der Bezirksforstinspektion Landeck, das Projekt zusammen.

Forstliche Wuchsgebiete

Der Bezirk Landeck liegt in den forstlichen Wuchsgebieten „Innenalpen – Kontinentale Kernzone“ und „Subkontinentale Innenalpen - Westteil“. Beide Wuchsgebiete zeichnen sich durch relativ geringe Niederschlagsmengen aus. Die jährlichen durchschnittlichen Niederschlagsmengen im Inntal von Schönwies bis Pfunds liegen zwischen 680 und 800 mm. Im Paznaun- und Stanzertal zwischen 800 und 1.400 mm. Durch den Klimawandel wird die Trockenheit in diesen Gebieten noch zusätzlich verstärkt. In den vergangenen Jahren wurde im LEADER-Projekt „Klimafitter Wald im Bezirk Landeck“ schon vorgearbeitet und ca. 100 Zäune mit heimischen trockenresistenten Baumarten wie Weißtanne, Bergahorn, Vogelkirsche, Traubeneichen und Flaumeichen errichtet, sogenannte Mutterbauminseln. Durch diese Aufforstungsflächen soll es in Zukunft möglich sein, dass sich diese Baumarten natürlich vermehren können - das heißt geschützt vor Wildverbiss und Fegeschäden.

Mutterbauminsel im Vinschgau | Foto: Manfred Hotter

Aufforstung für die Zukunft

Um die Aufforstung dieser Baumarten in Zukunft optimieren zu können, bedarf es noch weiterer Untersuchungen. Außerdem sind Erfolge und Misserfolge im Waldbau zum Teil erst nach Jahrzehnten sichtbar, was eine laufende Evaluierung der Maßnahmen sinnvoll macht. Im Projekt „Klimafitte Aufforstungen Terra Raetica“ wurden daher acht Referenzflächen im Bezirk Landeck und sechs im Vinschgau festgelegt, die Flächen im Bezirk Landeck wurden nach einem genau definierten Bepflanzungsplan mit Tannen und Laubbäumen aufgeforstet. „In diesen 14 abgezäunten, geschützten Bereichen können wir nun genau beobachten und dokumentieren, wie gut geeignet die verwendeten Baumarten sind, wie sich der Wald möglichst frei von Einflüssen entwickeln könnte“, so Manfred Hotter vom Büro WLM in Innsbruck. Die Zusammensetzung der gepflanzten Baumarten – 1.200 bis 2.300 Pflanzen pro Hektar - ist dabei genau auf die Standorte und deren ökologische Faktoren abgestimmt.

„Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Herkunft der zu pflanzenden Mischbaumarten, denn die Baumarten sollten nicht nur bei uns heimisch sein, sondern unser Anspruch ist es auch, die Pflanzen aus Saatgut unserer Region zu gewinnen. Nur so können wir sichergehen, dass diese Bäume auch wirklich an die Bedingungen im Bezirk Landeck angepasst sind“,

so Michael Knabl.
In einem weiteren Projekt der Bezirksforstinspektion Landeck werden nun in genetischen Untersuchungen die genetische Vielfalt der Samenbestände, die Trockenresistenz und die Eignung für die zukünftige Pflanzenproduktion dieser Baumarten untersucht. Ein sehr komplexes Thema – doch Jonathan Feichter vom Bundesforschungszentrum für Wald fasst zusammen:

„Wir wollen herausfinden, welche Gene für die Trockenresistenz der Tannen und der Traubeneichen relevant sind.“

Junge Tanne aus Naturverjüngung
  | Foto: Ulrike Totschnig
  • Junge Tanne aus Naturverjüngung
  • Foto: Ulrike Totschnig
  • hochgeladen von Elisabeth Mederle

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei fundamental

Bezirkshauptmann Siegmund Geiger unterstrich in seiner Begrüßung die Bedeutung des Projektes in Zeiten des Klimawandels und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der INTERREG-Region Terra Raetica. Michael Knabl, Leiter der Forstinspektion Landeck, freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung:

„Gemeinsam mit den drei KLAR!-Regionen in unserem Bezirk (Kaunergrat, Stanzertal, Landeck und Umgebung) möchten wir die nötigen Maßnahmen für eine klimafitten Waldbau auch in die Öffentlichkeit tragen!“.

Großes Lob für die Bezirksforstinspektion Landeck für „ihre fortschrittliche Forstwirtschaft und ihren Einsatz für einen klimafitten Waldbau“ gab es von Klaus Katzenberger (Professor an der BOKU Wien), Kurt Ziegner (Vorstand der Abteilung Forstplanung des Landes Tirols), Georg Pircher (Amtsdirektor Forstinspektorat Schlanders) und Christian Annewanter (Landesforstgärten Tirol).
In einem Punkt sind sich alle Referenten und Experten einig:

„Es ist wichtig, dass wir mit dem klimafitten Waldbau möglichst rasch aus dem Versuchsstadium raus und in die Fläche kommen!“

Das könnte dich auch noch interessieren:

Kinoflair trifft auf Wildblumencharme
Liste Fritz will keine Wasserableitungen aus dem Ötztal
Scheibenschlagen im Talkessel zum Weltkulturerbe erhoben

News aus dem Bezirk Landeck: Nachrichten Bezirk Landeck

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.