"Platzertal bleibt"
Mit 50-Meter-Banner gegen Kraftwerksausbau Kaunertal protestiert

Große Protestaktion im Platzertal gegen Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. | Foto: Harry Putz
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Ein 50-Meter-Transparent wurde am 8. Juli quer übers Platzertal gespannt. Mit dieser Aktion wird gegen den Ausbau des Kaunertal Kraftwerks protestiert. Das größte hochalpine Moorgebiet ist akut gefährdet. Die Umweltorganisationen fordern von Tiroler Landesregierung Unterschutzstellung des Hochtals und Energie-Alternativen.

PFUNDS. "Platzertal bleibt!" steht auf dem 50 Meter langen Transparent, das quer über das Hochtal in den Ötztaler Alpen in Tirol gespannt ist: Aktivistinnen und Aktivisten von"Lebenswertes Kaunertal", "WET - Wildwasser erhalten Tirol" und River Collective sowie GLOBAL 2000 und WWF brachen heute (8. Juli) ins Platzertal auf, um gegen das Festhalten der Tiwag an ihren Ausbauplänen des Kraftwerks Kaunertal zu protestieren: Demnach soll mitten im unberührten Platzertal ein 120-Meter-Staudamm errichtet und das Hochtal samt seinem Moorgebiet für ein Pumpspeicherkraftwerk geflutet werden.

"Dieses Großbauprojekt auf 2.350 Metern Seehöhe ist völlig veraltet, massiv naturzerstörerisch und energiewirtschaftlich so nicht nötig. Die Landesregierung soll endlich die Notbremse ziehen, bevor noch mehr Zeit und Geld verschwendet werden",

sagt Gewässerexpertin Bettina Urbanek vom WWF Österreich. Gemeinsam fordern alle am Protest beteiligten Organisationen den endgültigen Stopp des Projekts, die Ausweisung des Platzertals als Naturschutzgebiet und eine naturverträgliche Energiewende in Tirol.

"Platzertal bleibt": Protestaktion mit 50-Meter-Banner gegen Kraftwerksausbau Kaunertal. | Foto: Sebastian Frölich
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Energiewende und Klimaschutz gemeinsam denken

Im Platzertal liegt der größte und fast unberührte hochalpine Moor- und Feuchtgebiets-Komplex Österreichs - seine Fläche erstreckt sich über mehr als 20 Hektar. Dass in der Klimakrise genau diese noch intakten Naturinseln essentiell sind, weiß Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000:

"Energiewende und Klimaschutz sollen endlich gemeinsam gedacht werden. Dazu müssen wir ausnahmslos alle intakten Moore, wie das im Platzertal, schützen, weil sie CO2 aus der Luft speichern. Wir fordern heute von der Tiroler Landesregierung und der Tiwag, endlich auf zukunftsfähige Lösungen zu setzen. Die Menschen in Tirol haben eine Energieversorgung verdient, die ihre Natur schont, klimafreundlich und leistbar ist",

fordert Viktoria Auer.

"Platzertal bleibt": Protestaktion mit 50-Meter-Banner gegen Kraftwerksausbau Kaunertal. | Foto: Christopher Glanzl
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Pumpspeicher baut man heute anders

Aktueller Stand der Technik bei Pumpspeicherkraftwerken ist die Verbindung zweier bestehender Speicherseen - ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Zudem ist laut Analyse des Energie-Experten Jürgen Neubarth der Neubau eines Pumpspeichers im Platzertal energiewirtschaftlich in dieser Form überflüssig.

"Das Märchen, dass der Bau von naturzerstörerischen Pumpspeicherprojekten alternativlos sei, soll nur die veraltete Planung der Tiwag kaschieren. Die Wege aus der Krise sind klar: Speicher müssen heute naturverträglich sein, der tatsächliche Speicherbedarf muss ermittelt werden und der Ausbau der Stromnetze samt Verbrauchsmanagement muss vorangetrieben werden. Der geplante Pumpspeicher im Platzertal erfüllt all das nicht",

sagt Bettina Urbanek, Gewässerexpertin des WWF Österreich.
Die Forderung nach dem sofortigen Projektstopp wird von 35 Organisationen, NGOs und Vereinen sowie 12 WissenschaftlerInnen getragen. Die Petition "Stopp Ausbau Kaunertal" haben mit 8. Juli bereits mehr als 24.000 Menschen unterschrieben.

Foto: Harry Putz

Moore und Klimaschutz

Für den Klimaschutz sind intakte Moore wesentlich, weil sie Kohlendioxid wie ein großer Schwamm aufnehmen und langfristig in Form von Torf speichern. Sie sind eine der wichtigsten und wertvollsten CO2 Senken, die wir haben. Auch für die Speicherung von Wasser spielen Moore eine wichtige Rolle, genauso wie als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Alle intakten Moore müssen daher geschützt und geschädigte Moore renaturiert werden.
Vor allem durch Wasserkraft- und Tourismusprojekte gehen immer mehr intakte Moorflächen verloren: Schon jetzt sind nur noch 10 Prozent der einstigen Moore Österreichs erhalten, davon sind wiederum nur 10 Prozent intakt - wie eben jenes im Platzertal. Der WWF setzt sich deshalb für den Erhalt aller wertvollen Moorflächen ein und hat gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft und der "IG Moorschutz" auch die Ausweisung der Moorlandschaft im Platzertal als Naturschutzgebiet beantragt.

Foto: Sebastian Frölich


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