Corona-Krise
Modellregion Landeck: Chance für mehr Regionalität nützen

Bernhard Pircher, Manager der Modellregion Landeck, sieht eine Chance für die Regionalität.  | Foto: Othmar Kolp
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BEZIRK LANDECK (otko). Bernhard Pircher, Manager der Modellregion Landeck, betont im BEZIRKSBLÄTTER-Interview in der aktuellen Krise die Wichtigkeit der Regionalität.

Bauern als Systemerhalter

Wie sehen sie die Rolle der Landwirtschaft in der Corona-Krise und darüber hinaus?
BERNHARD PIRCHER: "Bäuerinnen und Bauern wurden politisch und medial vor wenigen Wochen vom einen Tag auf den anderen zum 'Systemerhalter' befördert bzw. zwangsvergattert.
Ohne die Bäuerinnen und Bauern gibt es keine Lebensmittel. Dieser wichtigen Rolle waren sie sich in der Vergangenheit und sind sie sich auch künftig voll bewusst. Sie werden sich auch in Zukunft mit voller Kraft für ihre Arbeit um 'unser tägliches Brot' einsetzen. Vielleicht werden sie aber künftig wieder aus einem anderen Blickwinkel gesehen und ich hoffe, dass die Wertigkeit für unsere Lebensmittel steigt."

Qualität und Authentizität

Welche Rolle spielt künftig der Tourismus im Bezirk Landeck bzw. Land Tirol?
"Der Tourismus wurde als erste Branche in der Krise getroffen und er wird hier noch länger darunter leiden, bis er mittel- und langfristig wieder in die Gänge kommt. Es ist auch nicht absehbar wie sich künftig das Reiseverhalten verändern wird und wie unsere Nachbarländer diese Krise bewältigen können. Vielleicht werden im Tourismus auch Qualitätsstandards, gerade in punkto Sicherheit und Freiraum neu gedacht bzw. definiert. Hier bietet uns diese Krise auch die Möglichkeit eine 'neue' Schlüsselrolle als Urlaubsdestination und den eigenen Naherholungsraum einzunehmen."

Der Tourismus und die Landwirtschaft werden oft als Zwillinge bezeichnet.
"Ich sehe hier eine Chance sich neu zu positionieren und für ein Umdenken. Wir müssen auch weiterhin auf die Regionalität und die Wertschöpfung vor Ort setzen. Die Leute haben nun gesehen, dass man die Bäuerinnen und Bauern braucht. Jene, die in der Vergangenheit auf die Regionalität gesetzt haben, sollen jetzt auch nicht zurückrudern und dies weiterhin im Auge behalten. Jetzt haben wir eine ehrliche Chance die Regionalität zu fördern und die Wertschöpfung vor Ort zu behalten. Wenn man sich schon neu erfindet möchte, sollte man auch Authentizität, Qualität und Regionalität setzen. In diesem Sinne appelliere ich auch an die Leute weiterhin regional einzukaufen und den Privatkonsum zu fördern. Es bleibt auch die Hoffnung, dass der Tourismus wieder anläuft."

Gelebte Regionalität in der Modellregion Landeck – mit VIDEO

Wertschöpfung vor Ort

Dürfte es heuer aufgrund der sich abzeichnenden schwachen Sommersaison Absatzprobleme geben?
"Der Markt steht sicher durch die Corona-Krise, das ist keine Frage. Der Absatz und die Nachfrage ist gefallen. Teilweise sind durch das verfrühte Ende der Wintersaison gewisse Bereiche auf Null gefahren. Gewisse Projekte werden wohl auch etwas länger dauern. Der aktuelle Fokus liegt derzeit auf dem Schlachthof in Fließ, wo wir schon länger dran sind. Wir wollen auch weiterhin auf dieses regionale Steckenpferd für die Wertschöpfung und Vermarktung setzen und einen Schritt weiter kommen. Das gemeinschaftliche Projekt soll mit den Gemeinden des Oberen Gerichts und des Talkessels umgesetzt werden."

Welche persönlichen Sorgen und Chancen sehen sie in der aktuellen Krise?
"Zweifelsohne gilt die größte Sorge der Krankheit Covid-19 selbst und man hofft hier zum Wohle der Menschen bald auf einen Impfstoff bzw. wirksames Medikament zurückgreifen zu können. Kritisch sehe ich aktuell diverse mediale Schlagzeilen und Berichterstattungen. Die Krise wird enorme, wirtschaftliche Folgen für viele Branchen in unserem Land haben. Auch wenn hier bestimmte Segmente aktuell noch nicht unmittelbar betroffen und allfällige Auftragsbücher voll sind, werden auch diese zeitversetzt davon erschüttert werden. Optimistisch stimmt mich ein z.T. 'neues Miteinander', gegenseitiges Verständnis, Solidarität und Blick nach vorne. Es herrscht eine hohe Einsatzbereitschaft auf vielen Ebenen der wirtschaftlichen Verflechtung. Politische Handlungen zeigen uns tagtäglich wie schnell Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden können. Auch dies stimmt mich für viele Bereiche wieder zuversichtlich und weckt die Hoffnung diese Krise gemeinsam gut zu überstehen. Regionalität wird auf vielen Ebenen neu definiert und auf einen höheren Scheffel gestellt werden."

Interview führte Othmar Kolp

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