Rotes Kreuz Landeck in großer Sorge

Zivildiener Niklas Forster aus St. Anton am Arlberg mit RK-Bezirksgeschäftsführer Otmar Juen (re)
5Bilder
  • Zivildiener Niklas Forster aus St. Anton am Arlberg mit RK-Bezirksgeschäftsführer Otmar Juen (re)
  • hochgeladen von Herbert Tiefenbacher

Wegfall der „billigen“ Zivildiener wäre für Rotes Kreuz Landeck schwer verkraftbar

Skeptisch zeigte sich Otmar Juen, Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes, bezüglich der Pläne von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) zur Abschaffung der Wehrpflicht.

ZAMS. Das Problem an der Debatte ist für Juen, dass sie bisher viel zu einseitig geführt wurde und zu kurz greift: „Es wird nur das Bundesheer gesehen“. Dabei gehe es um weit mehr. Es gehe auch um die Frage, wie sehen bei einem möglichen Systemwechsel die Folgen in personeller und finanzieller Hinsicht für die Rettungs- Sozial- und Gesundheitsdienste aus.

Bezirksgeschäftsführer Juen befürchtet fehlendes Personal und das hätte dramatische Auswirkungen für die Rotkreuz-Bezirksstelle Landeck. „Fallen die Zivildiener weg, müssen wir, um die Versorgung sicher zu stellen, sofort 21 fixe Sanitäter anstellen. Und die Rechnung ist einfach: Es entstünden jährlich zusätzliche Kosten von rund 735.000 Euro, deren Abgeltung durch die Politik keineswegs sicher gestellt ist. Das wäre eine schwer zu verkraftende wirtschaftliche Mehrbelastung“, erklärte RK-BGF Juen.

Aber es würde nicht nur bedeuten Kosten zu kompensieren. Im Monatsdurchschnitt arbeiten 23 Zivis in der Rotkreuz-Bezirksstelle in Zams. Gegenwärtig sind 21 zugewiesen. Im Jahr 2010 leisteten die Zivildiener 53.040 Stunden. „Es sind vollwertige Mitarbeiter und wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht“, betonte Juen. Die Zivis leisten die Hauptarbeit an Wochentagen untertags. „In der derzeit laufenden Wintersaison haben wir zwölf Rettungsfahrzeuge mit Sanitäter zu besetzen. Vorwiegend müssen wir Zivildiener einsetzen, da die meisten Freiwilligen wegen Berufstätigkeit tagsüber nicht zur Verfügung stehen“, sagte Juen. Vier oder fünf Zivis werden auch an Wochenenden zum Dienst eingeteilt. Zudem erledigen sie – zumindest einen großen Teil davon - die Fahrten mit den fünf Rettungstaxis. Da werden z. B. Schwerkranke zur Strahlentherapie und Blutwäsche geführt.

Damit sind noch nicht alle Probleme aufgezeigt: „Bislang haben wir davon profitiert, dass uns 70 Prozent der Zivildiener nach ihrem Dienst als Ehrenamtliche erhalten geblieben sind“ sagte RK-BGF Otmar Juen.

Abschließend macht der Bezirksgeschäftsführer noch eine Anmerkung zum Vorwurf an die Rettungsorganisationen insgesamt, dass Zivildiener zu artfremden Tätigkeiten herangezogen würden: „In Zams werden sie nur im Rettungsdienst eingesetzt“.

MEINUNG von Herbert Tiefenbacher

Da ist sehr viel schief gelaufen

Ob die Wehrpflicht bleiben oder eine Systemänderung kommen soll – diese Fragen seien hier einmal ausgeklammert. Aufgrund der Reaktionen und Hilferufe vieler Hilfsorganisationen muss man sich wohl zwangsläufig der Frage zuwenden, was ist da bei der strategischen Umsetzung alles schief gelaufen. Und man kommt schnell zum Schluss: Sehr viel.

Da wurden grobe Schnitzer gemacht. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Heeresminister Darabos mit einem unausgereiften Konzept vorgeprescht ist. Das ist politisch ungeschickt, wäre aber weiter nicht schlimm, denn auszubaden muss es der Herr Minister eh selbst. Er brachte sich in die Schusslinie und mutiert zusehends zum Buhmann.

Schlimmer ist, dass er mit seinem Manöver bei den Hilfsorganisationen Verunsicherung provoziert. Wenn man die Zeitungen liest, sind es sehr viele, die Zukunftssorgen plagen – und das ist nicht notwendig.
Man muss sich nur in einen Rot-Kreuz-Mitarbeiter hineindenken: Zuerst die unglückseelige Diskussion um das neue Rettungsgesetz und jetzt die leidige Debatte um die Wehrpflicht. Wem da die Motivation noch nicht abhanden gekommen ist, der muss die Sache wirklich gerne machen.
Vielleicht würde helfen, wenn die Politiker eine Ausbildung „Fähigkeit zur strategischen Kommunikation“ vorweisen müssten.

Bilder anklicken

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.