Gemeinschaftskraftwerk Inn
Weitere Verzögerungen beim GKI – Vollbetrieb erst 2023
PRUTZ/OVELLA (otko). Beim GKI verschiebt sich die Inbetriebnahme um eine weiteres Jahr nach hinten. Bei der Wehrbaustelle in Ovella dauern die Sicherungsarbeiten nach einem Felssturz länger.
Felssturz sorgt für Verzögerung
Die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse im heurigen Frühjahr lassen die Fertigstellung des Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) im Oberen Gericht erneut nach hinten rücken. „Wir müssen mittlerweile davon ausgehen, erst 2023 das erste Vollbetriebsjahr zu fahren. Damit verschiebt sich die Fertigstellung um ein weiteres Jahr", erklärt GKI-Geschäftsführer Johann Herdina im Rahmen im Rahmen eines Pressegesprächs am Donnerstag. Bereits am 25. Juni wurde der neue Zeitplan in der Gesellschafterversammlung präsentiert.
"Das soll nun die letzte Verschiebung sein. Ich gehe am 31.12.2022 in Pension und ich habe gesagt, dass ich davor fertig werde", so GKI-GF Johann Herdina.
Vor allem die Bauarbeiten an der Wehranlage sowie dem Dotierkraftwerk in Ovella konnten in den letzten Monaten nur unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden. Am 9. März gab es einem Steinschlag auf die Baustelle. Dabei wurden die Steinschlagnetze durch einen 300 Kubikmeter großen Felssturz beschädigt. "Wir sind seither dabei diesen Steinschlag zu sichern und die Schutznetze wieder herzurichten. Leider werden die Arbeiten anstatt bis Juli nun bis November 2019 dauern. Dadurch gibt es einen elf-monatigen Verzug", erläutert Herdina.
Hangsicherung ist im Laufen
Anfang April wurde bereits begonnen den Hang zu räumen und aufgrund des Felssturzereignisses wurden die Schutzmaßnahmen neu berechnet. Neben einen zusätzlichen Netz zu den bereits 14 bestehenden Netzen müssen in der Felswand nun auch Ankerbalken angebracht werden. "Bei der Sicherheit der Arbeiter gibt es keine Kompromisse und diese hat oberste Priorität. Erst wenn der darüberliegende Hang der Baustelle abgesichert ist, können wir dort mit den Arbeiten fortfahren", unterstreicht der GKI-Geschäftsführer.
Glimpflich verlief hingegen das Innhochwasser aufgrund der intensiven Schneeschmelze. Hier gab es laut Herdina auf der Kraftwerksbaustelle nur "minimalste Schäden".
Kosten sollen trotzdem halten
Durch die weitere Verzögerung soll es aber keine Mehrkosten geben. "Der Kostenrahmen von 604,9 Mio. Euro bleibt. Bei der letzten Kostenanpassung wurde bereits eine entsprechende Risikoreserve eingeplant“, erklärt dazu GKI-Geschäftsführer Herdina. Allerdings gibt es durch die ein spätere Inbetriebnahme einen Einnahmemausfall. Auf Grundlage des aktuellen Strompreises belaufen sich diese auf rund 16 Millionen Euro.
2015 wurde noch von einem Investitionsvolumen von 461 Millionen ausgegangen. Aktuell gehen die Gesellschafter von 604,9 Mio. Euro aus, was insgesamt Mehrkosten von 30 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Plan bedeutet. Die Mehrkosten stammen einerseits aus der längeren Bauzeit – statt geplanter zwei Jahre dauert der Stollenvortrieb vier Jahre – und andererseits aus der teureren Wehrbaustelle. Ursprünglich wäre bereits heuer das erste Vollbetriebsjahr geplant gewesen.
"Es ist traurig, aber wir müssen damit leben. Trotz all dieser Verzögerungen würden wir das Kraftwerk wieder so bauen. Natürlich würde man aber das eine oder andere im Nachhinein nun anders machen", betont Herdina.
Vortriebsarbeiten bis Ende Juli
Wesentlich schneller kommt indes die zweite Tunnelbohrmaschine voran. Nach dem Durchstich auf der Nordseite Anfang April steht die Südmaschine „Magliadrun“ derzeit bei ca. 338 Metern der insgesamt zwölf Kilometer langen Südröhre. Vor Ende Juli sollen die Vortriebsarbeiten abgeschlossen sein. Danach wird auch diese Tunnelborhmaschine rückgebaut und geht zurück an den Hersteller. Beide Maschinen haben jeweils einen vertraglich vereinbarten Rückkaufswert von 2,38 Mio. Euro. Danach erfolgt ab November im Bereich Ovella ein kurzer Gegenvortrieb zur Fertigstellung des Triebwasserstollens.
Strom für 90.000 Haushalte
Mit dem Gemeinschaftskraftwerk Inn entsteht das derzeit größte
Laufwasserkraftwerk des Alpenraums. Mit einer installierten Leistung von 89 Megawatt werden nach Fertigstellung der Kraftwerksanlage jährlich rund 440 Gigawattstunden Strom aus Wasserkraft für die Region erzeugt. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 90.000 Haushalten.
Sei der Übernahme der Anteile der Verbundgesellschaft hält die TIWAG nunmehr 86 Prozent an der Gesellschaft. Die Engadiner Kraftwerke behalten ihren Anteil von 14 Prozent entsprechend dem Schweizer Erzeugungsanteil unverändert bei.
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