KRITISCHE HINTERFRAGUNG DER WASSERKRAFTWERKE IM TIROLER OBERLAND

Übersicht der Innfließstrecke, welche künftig nur mehr Restwasser führen wird!
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  • Übersicht der Innfließstrecke, welche künftig nur mehr Restwasser führen wird!
  • hochgeladen von Günter Kramarcsik

Morgen ab 14 Uhr Protestaktion auf der Sanna mit einem Sannafest.

Es geht dabei zwar in erster Linie um die Sanna, aber schon lange geht es nicht nur um die Sanna allein, sondern um den Erhalt des sommertouristisch wichtigen Alleinstellungsmerkmals, um „Europas Wildwassereldorado Tiroler Oberland“!

In Salamitaktik wird Scheibe für Scheibe ein Projekt nach dem anderen realisiert bzw. stehen solche in Planung. Am Ende wird sich ein großer Bogen an Kraftwerke über die Bezirke Imst und Landeck spannen und unsere Wildbäche und Wildflüsse werden auf Rinnsale reduziert sein. Damit wird unsere Natur massiv gestört, wenn nicht gar zerstört und in jedem Fall wird unsere herrliche Landschaft zerstört! Nicht nur dass nahezu trockene Flussbette künftig unsere Landschaft nachhaltig zerstören werden, sondern der erzeugte Strom muss auch abtransportiert werden, was wiederum Stromleitungen erfordert, welche schon jetzt teilweise sehr landschaftsstörend sich auswirken.

Angesichts des drohenden scheibchenweisen Totalausbaus ist eine gesamtstrategische Umweltprüfung durchzuführen, damit auch die wechselseitigen Beeinflussungen und Auswirkungen der einzelnen Projekte geprüft werden können.

Auffällig ist, dass nicht nur alle Haushalte des Bezirk Landeck, sondern auch alle touristischen Betriebe und restliche Dienstleister, als auch das Gewerbe, die Industrie und Landwirtschaft mit selbst erzeugten Strom schon jetzt mehr als ausreichend versorgt werden kann!

Wir erzeugen allein im Bezirk Landeck mit unserem Wasser schon jetzt mehr Strom (> 1.440 GWh), als wir mit ca. 340 GWh verbrauchen. Unser Stromverbrauch verteilt sich wie folgt:
a) Haushalt ca. 61 GWh/a
b) Tourismus ca. 128 GWh/a
c) Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft etc. max. 151 GWh/a

Also können wir den schon jetzt bestehenden Stromüberschuss von ca. 1.100 GWh nur noch exportieren und das leider zu Stromhandelspreise welche weit unter den Gestehungskosten für eine kWh liegen! Der Handelspreis pendelt derzeit von weniger als 2 Ct./kWh bis knapp über 3 Ct./kWh auf und nieder! Im Mittel ergibt sich in etwa ein aktueller Preis von 2,5 Ct./kWh! Der günstigste Stromgestehungspreis für Wasserkraftwerke liegt bei mind. 4,5 Ct./kWh und kann je nach Wasseraufkommen und Investitionskosten etc. sogar bis zu 10 Ct. /kWh ansteigen! (siehe Grafik). Die hier angeführten Projekte sind nach früheren Angaben bzw. Studien (zw. 2005 – 2009 also zu einem Zeitpunkt als der Stromhandelspreis noch zwischen 7,5 – 5,5 Ct./kWh lag) nicht wirtschaftlich und man wollte abwarten, bis sich der Strompreis besser entwickelt.

Stattdessen entwickelte sich der Handelspreis nach unten! Die noch zu besseren Strompreiszeiten für die Erzeuger (EVU) festgestellte Unwirtschaftlichkeit wird somit einzementiert und trotzdem will man nach und nach ein Kraftwerk nach dem anderen errichten. Das ergibt keine schlüssige Begründung, weshalb man derart vehement ein KW nach dem anderen errichten will! Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis und mit mehr Stromerzeugung sinkt natürlich der Preis, wenn es dafür keine Abnehmer gibt! Man konkurrenziert sich am Ende mit diesen neuen Kraftwerken sogar selbst! Nicht umsonst ist der Verbund als Hauptgesellschafter beim GKI deshalb nun ausgestiegen und wird nur noch mit 10% beteiligt sein!

• Das GKI ist bereits in der Realisierungsphase.
• Sellrain – Silz (Kühtai) ist mittlerweile schon zur UVP eingereicht!
• Kaunertalerweiterung unter Einbeziehung der Venter- und Gurglerache (Ötztal) und dem Platzertal (Tösens - Pfunds) wird immer konkreter und die Einreichung zur UVP steht ins Haus.
• Das Sanna- KW soll diesen Herbst zur UVP eingereicht werden.
• Im Ötztal (Gemeindebereich Ötz) soll lt. TIWAG- Pläne ebenfalls ein Ausleitungskraftwerk entstehen. Dort wurde ebenfalls bereits erste Verhandlungen mit der Gemeinde Ötz aufgenommen.
• Weitere Projekte der TIWAG sind noch anstehend, wie die Ausleitung des sommerlichen Überwassers in der Runserau (Innkraftwerk Prutz – Imst II), natürlich auch mit Ötztaler Wasser von der Venter- und Gurgler Ache, welches über das Kaunertal nach Prutz gelangt.
• Im Anschluss an den großen Ausgleichsees in der Imsterau mit Wasser von Prutz – Imst I + II wird dieses Wasser zuerst orographisch rechts Inn in einem Stollen geführt. Dann in der Imster Schlucht wird das Triebwasser mittels Dücker den auf ein Restwasser reduzierten Inn queren um in der Folge in einem Tunnel unter dem Tschirgant bis unter Haiming zum Krafthaus auszuleiten!

Am Ende wird der Inn ab der gemeinsamen Grenze mit der Schweiz auf eine Gesamtlänge von 76 km auf einen Restwasserfluss reduziert sein (siehe Grafik). Beim GKI werden lt. Genehmigungsbescheid noch mind. 20 m³/s als Restwasser fließen. Das schaut im ersten Moment ja ganz toll aus, aber auf die Flussbreite zwischen Ried und Tösens bezogen ergibt sich dort eine Wassertiefe zwischen 20 – 30 cm! Also doch nicht so toll wie ursprünglich die Abflussmenge vermuten lässt, oder?

Nach dem KW Prutz – Imst II wird in Landeck nur noch eine Mindestwassermenge von 5 m³/s fließen, da kommt dann noch nach der Sannamündung eine Restwassermenge von 3,5 m³/s dazu und in Perjen werden dann im schlimmsten Fall (nur im Winter?) noch 8,5 m³/s fließen!


Auf heutige Situation (11 Uhr) bezogen ergeben sich künftig voraussichtliche Restwassermengen wie folgt:

• Im Inn flossen in der Stadt 35,2 m³/s im Inn (das ist das Überwasser von der Runserau)

• Vor der Ausleitung in der Runserau hatte der Inn eine Wasserfracht von 145,4 m³/s. Also wurden rund 110 m³/s in das Inn- KW Prutz – Imst I ausgeleitet bzw. im Staubecken Runserau zurück gehalten!

• Nach der Realisierung von Inn- KW Prutz – Imst II werden hoffentlich von dem natürlichen Abflussaufkommen wenigsten 20% als Restwasser vorgesehen? Wenn ja, dann dürfen wir auf den heutigen Tag bezogen mit einer Abflussmenge von ca. 29 m³/s rechnen? Wenn nicht, dann sind es mind. 5 m³/s an Restwasser, welches die TIWAG an Mindestrestwassermenge angekündigt hat. Die bisherige Wasserführung auf heute bezogen würde sich somit um ca. 18% oder ca. 1/5 reduzieren! Im schlimmsten Fall jedoch um ca. 86 % reduzieren, bzw. würden heute um 11 Uhr ein wenig mehr als 1/10 dessen fließen, wie heute um 11 Uhr floss! Letzteres ist wohl zu befürchten, denn mit einem restlichen Überwasser von ca. 6 m³/s (35,2 m³/s – max. Restwasser von 29 m³/s) dürfte dieses neue Kraftwerk Prutz – Imst II wohl den wirtschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen! Logische Schlussfolgerung ist, dass nur 5 m³/s durch Landeck fließen werden, denn damit wird das Triebwasseraufkommen praktisch verfünffacht, nämlich um ca. 30 m³/s erhöht! Auf diese Weise wird die TIWAG wegen dem höheren Triebwasseraufkommen im Imster Kraftwerk II dann die fünffache Strommenge erzeugen können und damit verbessert sich natürlich auch die wirtschaftliche Situation für diese neue Investition! Also logische Schlussfolgerung ist, wir hätten uns heute mit 5 m³/s begnügen dürfen.

• Die Sanna führte zum selben Zeitpunkt eine Wassermenge von 27,9 m³/s. Nach Abzug der maximalen Triebwasserausleitung von 25 m³/s würden nur noch 2,9 m³/s fließen. Falls die Genehmigung eine Mindestwassermenge von 20% des natürlichen Abflusses vorsieht, so würden hier noch ca. 5,6 m³/s fließen. Damit würde das Sanna- KW jedoch nur noch eine Triebwassermenge von 22,3 m³/s statt der geplanten Maximalmenge von 25 m³/s nutzen können. Das Maximalziel mit 25 m³/s Triebwasserausleitung wird zumindest an diesem Tag nicht erreicht, aber das ist nun schon über 2 Wochen so der Fall! Auf einer Restwassermenge von weniger als 6 m³/s lässt sich nicht einmal mehr paddeln, denn das ist die Wassermenge welche als geringste Wassermenge über 40 Jahre Beobachtung im Februar fallweise an wenigen Tagen geführt wird! Das müsst ihr euch mal auf der Zunge zergehen lassen, statt einem Mittel- bis leichten Hochwasserstand ist künftig auf der Sanna ein Niedrigstwasserstand zu bestaunen und das mitten im Sommer, in einem der sonst wasserreichsten Monate!

• In Summe würde bei der Perjener Brücke somit maximal ca. 34,6 m³/s (29,0 + 5,6) fließen, statt der heute zu verzeichnenden Abflussmenge von 62,9 m³/s! Der Wasserstand würde künftig im günstigsten Fall um ca. 45% reduziert werden, bzw. fast halbiert sein! Im ungünstigsten Fall wegen Optimierung der Wirtschaftlichkeit der beiden Kraftwerke (Sanna + Inn- KW Prutz – Imst II) könnten es aber auch nur 8,5 m³/s sein? Das entspricht in etwa dem Niedrigstwasserstand an einzelnen Tagen im Februar, wo die Sanna mind. 6 m³/s und der Inn wegen dem bestehenden KW Prutz – Imst I mind. 1,5 m³/s (inkl. kleinere Zuflüsse) an Wasser führt. Der durchschnittliche Winterwasserstand auf der Sanna liegt bei 7,5 m³/s und am Inn bei 2 m³/s. Also hätten wir heute um 11 Uhr mitten im Sommer einen niedrigen Wasserstand als durchschnittlich im Winter die Sanna und den Inn bisher hinunter fließen!

Diese Fakten sollen euch wach rütteln und hoffentlich zeigt ihr euch solidarisch, wenn man über die eigenen Kirchturmgrenzen hinaus schaut und die großen Zusammenhänge betrachtet. Dass es sich dabei nicht um Kleinigkeiten handelt, soll auch die Wirtschaftsdatenerhebung des letzten Sommers 2013 belegen. Hier handelt es sich am Ende nicht nur um Hunderte direkte Arbeitsplätze, sondern auch um über Tausende indirekt verbundene Arbeitsplätze und auch um eine enorme saisonale und regionale Wertschöpfung (fast 40 Mio. Euro)! Siehe dazu die angehängten Präsentationsfolien 1 - 10!

ALSO ES GEHT AM ENDE UM MEHR ALS UM DIE SANNA ODER DAS KAUNERTAL UND DAZU MÜSSEN WIR ENTSPRECHENDE ZEICHEN SETZEN! DAS KANN AB SOFORT MIT DER <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.wwf.at/de/petition-kraftwerk-kaunertal/">UNTERFERTIGUNG DER WWF- PETITION</a> FÜR DAS KAUNERTAL STARTEN UND SETZT SICH MORGEN SAMSTAG BEIM SANNAFEST FORT!

WER DIE WUCHT DES WASSERS KENNEN LERNEN UND EIN BESONDERES NATURERLEBNIS GENIESSEN WILL, DER SOLL SICH BITTE SCHON JETZT FÜR EINEN GRATISRAFTRITT AUF DER SANNA ANMELDEN (unter: Andy Murray info@sportcamptirol.at)! EINLADUNG UND PROGRAMM FINDET IHR HIER!

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