Wirtschaftskammer Landeck
Michael Gitterle: "Die Lehre ist TOP und nicht zu stoppen!"

Michael Gitterle, Obmann Wirtschaftskammer-Bezirksstelle Landeck, nimmt zu aktuellen Fragen der Lehre im Interview Stellung. | Foto: Die Fotografen
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Michael Gitterle, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Landeck, spricht im RegionalMedien Tirol-Interview über das Thema Lehre. Im Bezirk Landeck gibt es aktuell 655 Lehrlinge in 239 Lehrbetrieben.

BEZIRK LANDECK (otko). RegionalMedien Tirol: Wie sieht die Arbeitsmarktsituation im Bezirk Landeck aus, wo fehlen die meisten Arbeitskräfte?
Michael Gitterle: "Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist neben den steigenden Energiepreisen die größte Herausforderung für die Tiroler Betriebe. Wir brauchen dringend Gegenmaßnahmen, um die Situation für die heimischen Betriebe zu entschärfen. Die Politik muss mit entsprechender Flexibilität reagieren und die Rahmenbedingungen anpassen.
Mit Stand vom 31. August 2022 waren 501 Arbeitslose im Bezirk Landeck gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind knapp 50 Arbeitslose weniger zu verzeichnen. Der Personal- und Fachkräftemangel ist mittlerweile in allen Branchen und Sparten präsent. Um die Frage zu beantworten, muss man natürlich auf unseren wichtigen und sehr geschätzten Tourismus hinweisen. 42,4 Prozent der Betriebe im Bezirk Landeck sind direkt in der Tourismusbranche tätig. Allein dieser Prozentsatz beantwortet die Frage, wo uns derzeit die meisten Fachkräfte fehlen."

Kann man mit einer weiteren Attraktivierung der Lehre dem Fachkräftemangel entgegenwirken?
„Es ist wichtig hier einmal festzuhalten, dass die Lehre eine bezahlte Ausbildung ist. Die jungen Damen und Herren bekommen eine Lehrlingsentschädigung. Für alle anderen Ausbildungen müssen die Eltern unter Umständen sehr stark in die eigene Geldtasche greifen. Wir arbeiten zudem laufend an Qualitätsverbesserungen, um die Lehre noch attraktiver zu machen. Die duale Ausbildung – also die Kombination von Theorie und Praxis - ist in den letzten Jahren zu einem bunten Mosaik an Möglichkeiten geworden. Das Model 'Lehre und Matura' bietet begabten Jugendlichen die Möglichkeit, sich zu hochqualifizierten Facharbeitern auszubilden. Die Lehre ist als besonders dynamische Ausbildung stets im Wandel. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass eine Lehre nach wie vor die beste und attraktivste Möglichkeit ist, in das Berufsleben einzusteigen. Die Lehre wird jedenfalls auch in den nächsten Jahren ein wertvoller Pfeiler zur Deckung des Fachkräftebedarfs sein."

Michael Gitterle: ""Nachwuchsarbeit ist eine Investition in die Zukunft. Daran ändert auch Corona nichts." | Foto: Othmar Kolp
  • Michael Gitterle: ""Nachwuchsarbeit ist eine Investition in die Zukunft. Daran ändert auch Corona nichts."
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Gefragte Berufe bei den Lehrlingen

Welche Berufe/Sparten sind gefragt, welche weniger?
"Das hängt ganz von den Neigungen der Jugendlichen ab. Die meisten Lehrlinge werden derzeit im Bezirk Landeck im Gewerbe und Handwerk (382), im Handel (97) und im Tourismus (107) ausgebildet. Das hängt aber auch damit zusammen, dass es hier sehr viele Lehrbetriebe und Lehrstellen gibt.“

Sind geschlechterspezifische Berufe noch nachgefragt?
"Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Aktuell erlernen im Bezirk Landeck 38 Mädchen einen typischen Männerberuf. Malerinnen sind beispielsweise keine Minderheit mehr in ihrem Berufsstand – im Gegenteil – in unserem Bezirk erlernen derzeit zehn Mädchen und sechs Burschen diesen Lehrberuf. Der Bereich Elektrotechnik wird auch immer beliebter bei unseren Mädchen. Weiters werden derzeit im Bezirk Landeck einige Mädchen in den Lehrberufen Metalltechnik, Seilbahntechnik, Glasbautechnik, Installations- und Gebäudetechnik sowie Fleischverarbeitung, Tischlerei und Tapezierer ausgebildet. Erfreulich ist auch eine in Ausbildung befindliche weibliche Rauchfangkehrerin. Der 'GirlsDay' ist hier eine durchaus wichtige Initiative. Klassisch bleiben die Lehrberufe Einzelhandel und Friseurin sowie Fußpflegerin bei den Mädchen bzw. Elektro-, Installations- und Gebäude- sowie Kraftfahrzeugtechnik bei den Burschen."

Wirtschaftskammer Landeck: Es gibt neue Ausbilder*innen Akademie 2022/23. | Foto: Othmar Kolp
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Neue Ausbilder*innen Akademie 2022/23


Was unternimmt die Landecker Wirtschaftskammer in Sachen Lehrlingsausbildung?

"Unsere erfolgreichen Initiativen: Erlebniswelt Baustelle für Volksschüler, wo die Schüler und Schülerinnen die Berufe der Baubranche kennenlernen, um so das Interesse daran zu wecken, hier später einmal eine Lehre zu absolvieren. Unser Berufsfestival, wo mehr als 400 SchülerInnen der achten Schulstufe aus dem ganzen Bezirk Landeck die Möglichkeiten der Lehre präsentiert werden. Die Lehrberufsmesse, wo Eltern sich mit ihren Kindern direkt bei den Unternehmern und Unternehmerinnen über die Vorteile der Lehre informieren können. Das Angebot, die Lehre mit Matura zu absolvieren. Die Talent-Card – die Potentialanalyse für Jugendliche – zur Berufsorientierung mit Beratung von Jugendlichen und Eltern. Aktuelle Kampagne – Träume leben – die Lehre macht’s möglich. Der Traumberuf ist mehr als nur ein Job, er ist Berufung. Er inspiriert und begeistert zutiefst. Mit einer Lehre ist es möglich diese Träume zu verwirklichen. Wir fordern die Kinder und Jugendlichen auf, ihre Träume nicht über Bord zu werfen. Sie sollen ihre Träume verwirklichen. Gleichzeitig lautet unser Appell an alle Eltern: Lasst eure Kinder träumen und entscheidet gemeinsam, wie sie ihre Träume am besten erfüllen können: www.traeumweiter.tirol."

Wir haben gehört es gibt eine Ausbilder*innen Akademie 2022/23 in Landeck, was steckt da dahinter?
"Wir als Unternehmerinnen und Unternehmer arbeiten laufend an Qualitätsverbesserungen, um die Lehre als Gesamtes aufzuwerten. Die Wirtschaftskammer Tirol hat sich diesem Ziel auch schon lange verschrieben. Deshalb ist es uns wichtig, die Qualität der Ausbildung bei allen beteiligten Akteuren immer wieder voranzutreiben. Das heißt, dass sich auch die Lehrlingsausbilderinnen und -ausbilder weiterbilden. Hier sehen wir Aufholpotential, denn vieles verändert sich, einmal in den Themenschwerpunkten - was ist der heutigen Jugend wichtig - aber auch in der Ausbildung. Diesen Veränderungen müssen auch die Ausbilder:innen gerecht werden, indem sie verstärkt Aus- und Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen.
Aus gegebenem Anlass wird die Wirtschaftskammer Landeck gemeinsam mit dem Ausbilderforum Tirol im Herbst die Ausbilder*innen Akademie 2022/23 in Landeck starten."

Michael Gitterle, Obmann Wirtschaftskammer-Bezirksstelle Landeck, nimmt zu aktuellen Fragen der Lehre im Interview Stellung. | Foto: Die Fotografen
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Corona-Krise und Lehrlingszahlen


Wie hat sich Corona auf die Ausbildung von Lehrlingen ausgewirkt?

"Die Gesamtzahl der Lehrlinge ist im Bezirk Landeck mit Stichtag 31. August 2022 um 1,8 Prozent zurückgegangen. In schwer getroffenen Branchen bleiben Stellen derzeit unbesetzt und Anmeldungen der Lehrverträge verzögern sich. Die Ausbildungsbetriebe kämpfen um jeden Lehrling. Gerade in der Krise ist es wichtig, nach vorne zu schauen und die Weichen für die Zeit danach zu stellen. Nachwuchsarbeit ist eine Investition in die Zukunft. Daran ändert auch Corona nichts."

Was kann die öffentliche Hand dazu beitragen, um das Thema Lehre zu forcieren.
"Hier wird schon sehr viel unternommen, um auf die Attraktivität und die guten Berufs- und Verdienstmöglichkeiten mit einem Facharbeiterabschluss hinzuweisen – z.B. Tag der Lehre, Intensivierung der Berufsorientierung an den Pflichtschulen, Lehrling des Monats/Jahres, Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb usw. Trotzdem ist auch hier noch Luft nach oben, gerade auch was die Förderung von Weiterbildungsschienen für Lehrabsolventen (Meister- bzw. Befähigungsprüfung) betrifft."

Gibt es konkrete Zahlen für den Bezirk Landeck?
"In Landeck haben wir aktuell 655 Lehrlinge in 239 Lehrbetrieben. Mit Stichtag 31. August 2022 sind 196 Lehrlinge im 1. Lehrjahr tätig. Es bestätigt sich immer wieder, dass die Lehre Zukunft hat. Junge Leute haben mit einem erfolgreichen Lehrabschluss die Möglichkeit, eine große Karriere zu starten. Die Besten der Besten kommen regelmäßig aus unserem Bezirk, wenn wir bei der Abschlussfeier der Tyrol Skills mehrfache Landessieger, zweite und dritte Plätze sowie jede Menge an Leistungsabzeichen verleihen. Darauf sind wir besonders stolz und es ist eine Tatsache, dass die Lehre goldenen Boden hat."

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