Klimakrise in Wien
Kühler Prachtboulevard am heißen Schwarzenbergplatz
2019 war der Schwarzenbergplatz heißester Platz Wiens. Zwei Architekturstudentinnen wollen das ändern.
INNERE STADT/LANDSTRASSE/WIEDEN: "Mehr als 20.000 Menschen durchqueren den Schwarzenbergplatz täglich mit Öffis", so Katharina Sauermann. Trotzdem bietet er keine angenehme Atmosphäre, im Gegenteil: "2004 wurde er zum Durchbrausen für Autos umgebaut, so ist der einst von der Bevölkerung geschätzte Platz heute eine Betonwüste ohne einen einzigen Baum."
Beim bz-Lokalaugenschein fahren allerorts Autos und Lastwagen über den Platz. Mit erhöhter Stimme setzt Rubina Kaiser fort: "Die Klimakrise schreitet voran, Wien wird in den nächsten Jahren um durchschnittlich vier Grad heißer werden. Darum wollen wir den Platz, der heute nur den Autos gehört, mit klimaregulierenden Maßnahmen für die Menschen zurückgewinnen."
Sauermann und Kaiser sind Architekturstudentinnen, ihr Projekt "K.u.K. Boulevard 2.0" haben sie gemeinsam am Institut für Städtebau entwickelt. "K.u.K. steht für ’Klima und Kultur’", erklärt Kaiser. "Der kaiserliche Prachtboulevard mit dem Schwarzenbergplatz als Highlight wurde nie fertiggestellt, obwohl entlang der Lothringerstraße viele Prachtbauten stehen, die wegen des Verkehrs überhaupt nicht zur Geltung kommen."
Den Wienfluss freilegen
Darum soll laut Entwurf der unterirdisch unter der Lothringerstraße fließende Wienfluss freigelegt und die Fahrspuren auf eine Seite des Flusses umgelegt werden. "So wäre am anderen Ufer Platz für einen Flanierboulevard, auf dem man die Prachtbauten beim Spazieren auf Grünflächen betrachten könnte", sagt Kaiser. Der Entwurf nutzt den freigelegten Wienfluss zwischen Karlsplatz und Stadtpark als Maßnahme gegen die Hitze-Insel Lothringerstraße/Schwarzenbergplatz. "Begrünt man die Ufermauern, wirkt das auch als Feinstaubfilter", so Sauermann.
Der "Klima und Kultur-Boulevard" soll an den Prachtboulevard Kaiser Franz Josephs anknüpfen, allerdings zeitgemäß: "Durch die Verlegung des Verkehrs auf eine Uferseite gewinnt die Verkehrsverbindung für Fußgänger und Radfahrer massiv an Bedeutung", so Kaiser.
Eine grüne Fußgängerachse
Direkt am Schwarzenbergplatz haben beide aber noch mehr vor: "Der Platz um das Reiterdenkmal ist bisher ungenutzt. Durch einen Tausch der Fahrtrichtungen der Straßenbahnen könnte man zur Platzmitte Ein- und Aussteigen. So wäre der Platz um die Statue effizient als Bim-Station und Verweilbereich genutzt", sagt Sauermann. Der frei werdende Raum könnte als Fußgängerachse bis zum Hochstrahlbrunnen begrünt werden, "zur Abkühlung im heißen Sommer und Schönheit des Platzes."
Klimaschutzstadträtin Birgit Hebein (Grüne): „In einer Klimahauptstadt Wien gibt es mehr Platz für die Menschen und dafür braucht es auch visionäre Ideen wie diese.“
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