Richard Poppmeier
"Frischer geht's nicht!"
Richard Poppmeier ist einer von nur 15 Köchen in Österreich, die zur Slow Food Cooks' Alliance gehören.
ST. PAUL. Zum Bündnis Slow Food Cooks’ Alliance gehören 15 Kärntner Köche, die sich für gute, sauber und fair erzeugte Lebensmittel einsetzen, das Kochhandwerk fördern und helfen, fast vergessene Pflanzenarten, Tierrassen oder Verarbeitungsmethoden wieder zu entdecken. Als Repräsentanten ihrer Region legen sie Wert auf regionale und saisonale Zutaten, verschwenden keine Lebensmittel und arbeiten ökologisch. Sie leben nicht nur Slow Food, sondern sprechen auch öffentlich über die Achtsamkeit gegenüber Lebensmitteln. Für die Köche der Slow Food Cooks’ Alliance ist der direkte Kontakt zum Erzeuger – sei es Bauer, Gärtner, Senner, Bäcker, Fleischer oder Fischer – essenziell und wichtig.
Slow Food von Anfang an
Einer dieser exklusiven Runde innovativer Köche ist Richard Poppmeier vom Gasthaus Poppmeier in St. Paul. Er holt seine Zutaten persönlich bei den Produzenten ab und pflegt mit ihnen ein freundschaftliches Verhältnis. Den Slow Food-Gedanken lebt er seit seinen Anfangstagen als Koch vor 40 Jahren, Teil von Slow Food Kärnten wurde er vor 15 Jahren, als diese Bewegung hierzulande noch völlig unbekannt war. „Wir führen unseren Familienbetrieb schon seit jeher als das, was man heute als Slow Food bezeichnet. Das Wichtigste dabei: saisonale und regionale Zutaten“, sagt Richard Poppmeier.
Fast alles regional
Beinahe alle Zutaten, die in der Küche des Gasthauses Poppmeier am Fuße des St. Pauler Stiftshügels verarbeitet werden, stammen von Betrieben aus der Region. Darauf ist der Chef stolz und informiert die Gäste gerne über die Herkunft der Ingredienzien. Zum Beispiel über die Speisekarte. „Saiblingsfilet vom Marzi mit gebratenem Knoblauch von der Familie Holzer, dazu Erdäpfel vom Huber aus Jakling“ ist hier etwa zu lesen.
Freundschaftliches Verhältnis
Mit den zahlreichen Lieferanten aus der Region hat sich über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Poppmeier: „Viele Zutaten hole ich selber bei den Produzenten ab, andere liefern sie frisch. Oder wir improvisieren. Wenn ich beispielsweise frischen Fisch vom Marzi in St. Marein brauche, frage ich unsere Nachbarn von Spiel & Rad Kienzl, ob sie mir welchen mitbringen können, denn Gabi und Franz wohnen in St. Marein.“ Ein weiteres Beispiel: „Brauche ich Spargel, rufe ich in der Früh beim Kammerhof in St. Andrä an. Die Bestellung hole ich selber ab und wenn ich nach 15 Minuten zurück bin, kocht schon das Wasser am Herd. Frischer geht es einfach nicht.“
Schwer zu bekommen
Die Gäste freut’s schließlich wirkt sich das Bemühen der Familie Poppmeier um regionale und frische Zutaten kaum auf den Preis aus, schließlich entfallen Kosten für Transport und Zwischenhändler. Lediglich bei Lebensmitteln, die schwer zu bekommen sind, greift man auf Zulieferer zurück, beispielsweise beim Kalbfleisch, das man im Lavanttal schwer bekommt: „Da vertrauen wir auf das Kärntner Unternehmen Karnerta, das uns mit Fleisch aus Kärnten versorgt.“
Personal gesucht
Das Gasthaus Poppmeier befinddt sich seit dem 28. Feber 1877 im Besitz der gleichnamigen Familie. Damals kaufte Maria Poppmeier die „Kreuzbäck Hofstätte“, die im Jahr 1510 schriftlich erwähnt wurde. Richard und seine Frau Gisela bewirtschaften den Betrieb nun bereits in vierter Generation, auch die Zwillingstöchter Lena und Lisa helfen fleißig mit: „Wir sind sehr froh darüber, denn ohne sie könnten wir den herrschenden Personal-Engpass schwer überbrücken.“ Acht Mitarbeiter sind derzeit im Gasthaus Poppmeier beschäftigt, doch mehr werden gebraucht. Gesucht werden Service-Mitarbeiter in Vollzeit und Teilzeit. Richard Poppmeier: „Obwohl wir weit über den Kollektivvertrag zahlen, ist es sehr schwer, Personal zu finden. Die meisten wollen abends oder wochenends nicht arbeiten.“
Große Feiern fehlen
Auch mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hat das Traditionsgasthaus zu kämpfen, vor allem die 3G-Regel macht den Wirten das Leben schwer. Der Aufwand beim Kontrollieren ist beträchtlich und auch der Gästezustrom ist nicht mehr derselbe wie noch 2019. „Ich würde schätzen, es kommen 20 bis 30 Prozent weniger Gäste als zuvor. Größere Runden oder Feiern sind die Ausnahme“, so Richard Poppmeier. „Dennoch sind wir froh, dass alles langsam wieder Fahrt aufnimmt.“
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