Typisch steirisch
Blasmusikkapellen: Trachten-Botschafter der Steiermark

- Anlässlich des 121-jährigen Bestehens lud die Trachtenkapelle St. Margarethen/Lebring im Vorjahr zum Bezirksmusikfest.
- Foto: Pixelmaker
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So vielfältig wie die Blasmusik, so vielfältig präsentieren sich auch die Trachten der steirischen Blasmusikkapellen. Dabei wird auch bei der Herstellung der Trachten größter Wert auf Regionalität gelegt. MeinBezirk besuchte "A Gwond vom Land" in Kaindorf an der Sulm, die derzeit Trachten für mehrere Blasmusikkapellen in der Steiermark näht.
STEIERMARK. Erzherzog Johann ist es zu verdanken, dass Brauchtum und Tradition auch im 21. Jahrhundert mit viel Stolz und großer Freude in der Steiermark hochgehalten werden und einen wichtigen Stellenwert genießen. So zählen auch die Blasmusikkapellen zu den wichtigsten Botschaftern im Land. "
Jede Kapelle tritt mit einer echten steirischen Tracht in der Öffentlichkeit in Erscheinung, die besonderen Richtlinien erfüllen muss", bestätigt Landestrachtenberater Hubert Fink, der für die Freigabe der Herrentrachten für die einzelnen Musikvereine verantwortlich zeichnet. Das Steirische Heimatwerk mit Geschäftsführer Simon Koiner ist erster Ansprechpartner für alle Musikerinnen, die sich für eine echtes Dirndl im Verein entscheiden.

- Lampas, Gams und Schneiderfliege-Autor und Trachtenberater des Landes Steiermark Hubert Fink mit Gattin Elisabeth und Schuhmacher Heinrich Schwarz beim Gadymarkt in Lebring 2023.
- Foto: Gady
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Schneidermeister Hubert Fink aus Gratkorn ist mit der Tracht aufgewachsen und übt das mittlerweile sehr seltene Handwerk seit über 50 Jahren aus. "Wir sind sechs Schneidermeister in der Familie", betont er stolz.
Tracht ist nicht gleich Tracht
Wenn sich eine Musikkapelle für eine neue Tracht entscheidet, dann ohne wenn und aber. "Nur echte Trachten, die alle Kriterien erfüllen, werden vom Land Steiermark gefördert", betont Fink, der die einzelnen Schnitte, Stoffqualitäten, Farben und Muster kennt wie seine eigene Westentasche. "Die steirischen Blasmusikkapellen treten im In- und Ausland auf. Als Botschafter sollten sie auch als solche erkannt werden", ist es Fink ein persönliches Herzensanliegen, der ein großer Fan des Stutzfrackerl ist, das beispielsweise die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Heiligenkreuz am Waasen tragen. Übrigens: Rote (wie beispielsweise in Tirol) und gelbe Jacken kommen in der Steiermark nicht in Frage.
"So einen großen Schatz an Trachten gibt es nirgendwo wie nur in der Steiermark."
Hubert Fink, Schneidermeister
Als wichtiges Kriterium für eine echte steirische Tracht nennt Fink auch die Herstellung in der Steiermark mit entsprechenden Stoffen, die damit auch Arbeitsplätze in der Region schafft. "Um Vereine komplett unabhängig beraten zu können, statte ich keine Blasmusikkapellen aus", betont Fink.
Das steirische Stutzfrackerl
Das Stutzfrackerl ist eine Besonderheit der steirischen Männertracht, das bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der ganzen Steiermark nachgewiesen wurde. Der Einfluss der militärischen Waffenröcke und des modernen Fracks ist leicht nachvollziehbar. Besonders die Jäger Erzherzog Johanns stutzten die langen Frackschöße zum danach benannten Stutzfrackerl. Je nach Region sind verschiedene Farbkombinationen und Schnittformen verbreitet. (Quelle: Aus dem Buch "Lampas, Gams und Schneiderfliege - Die steirischen Männertrachten")Made in Kaindorf an der Sulm
Als erfolgreicher Ausstatter von heimischen Blasmusikkapellen spielt "A Gwond vom Land" in Kaindorf an der Sulm ganz vorne mit. Etliche Betriebe haben in den vergangenen Jahren die Produktion eingestellt - eine Möglichkeit, die Herta Lösch gerne genutzt hat, um ihr Sortiment zu erweitern: "Ich liebe die steirische Tracht." Dabei nimmt sie auch die Bestellung der Stutzen, Schuhe und Hüte in die Hand.

- Schneidermeisterin Herta Lösch und ihr Team sind derzeit mit dem Nähen der neuen Tracht für die Musikkapelle Seggauberg (Leibnitz) und der Musikkapelle Unterbergla (Deutschlandsberg) beschäftigt.
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Demnächst ausgeliefert werden von "A Gwond vom Land" die neuen Trachten für einen reinen Männerverein, die Blasmusik Unterbergla - Groß St. Florian. Derzeit - und noch die nächsten Monate - wird eifrig für eine neue Tracht der Musikkapellen Seggauberg (Leibnitz), sowie Ligist-Krottendorf (Söding) genäht und vorbereitet. "Bis zum Jahresende erfolgen noch unzählige Anproben", erzählt Herta Lösch, während die Stickmaschine läuft und von den fleißigen Näherinnen händisch Knöpfe am Gilet eingenäht werden.

- Jedes Logo wird einzeln mit der Stickmaschine von "A Gwond vom Land" in Kaindorf an der Sulm angefertigt.
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Für die Musikkapelle St. Veit in der Südsteiermark wurden im Unternehmen von Herta Lösch die Dirndln genäht. Den Auftrag der Jacken übernahm dieMaßschneiderei Lechner-Größ in St. Nikolai ob Draßling. "Ich finde es super, wenn man sich die Arbeit aufteilen kann", meint Lösch. Manchmal geht es auch nur darum einzelne Jacken zu reparieren, größer oder kleiner zu nähen oder ein Einzelstück anzufertigen, so wie kürzlich für die Musikkapellen Allerheiligen bei Wildon, Hausmannstätten und Nestelbach bei Graz.

- Bei der Herstellung schafft eine moderne Stickmaschine Abhilfe.
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Alle Herrentrachten der Steiermark finden interessierte übrigens im Buch "Lampas, Gams und Schneiderfliege - Die steirischen Männertrachten", dass Hubert Fink selbst als sein persönliches "Lebenswerk" bezeichnet.
Mehr zur BlasmusikChallenge erfährst du hier
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