Ein archäologisches Ernteexperiment in Großklein

V.l.: Johannes Rabensteiner, Sarah Kiszter, Johann Hammer, Marko Mele, Susanne Niebler, Christoph Zirngast. | Foto: Universalmuseum Joanneum/D. Modl
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Letzten Herbst pflügten Wissenschaftler des Universalmuseums Joanneum und der Karl-Franzens-Universität Graz in Großklein einen kleinen Acker und bestellten ihn mit Emmer. Anstatt jedoch moderne Geräte einzusetzen, wurden vom Projektteam landwirtschaftliche Techniken angewendet, die bereits in der Jungsteinzeit genutzt wurden. Ausschlaggebend für diesen experimentalarchäologischen Versuch war der Fund eines jungsteinzeitlichen Tonlöffels bei einer archäologischen Grabung in Kleinklein, der die Besiedlung des Großkleiner Raumes schon vor 7.000 Jahren bestätigt. Die Archäologinnen und Archäologen des Universalmuseums Joanneum bauten für dieses Experiment im Herbst einen Holzpflug nach, wie er auch schon in der Jungsteinzeit zum Einsatz kam. Dieser sogenannte Ritzpflug wurde von ein bis zwei Personen gezogen und von einer weiteren Person gesteuert. Zusätzlich wurde bei dem experimentalarchäologischen Versuch Emmer, eine bespelzte Weizenart, ausgesät. Der Emmer (Triticum dicoccum) zählt zusammen mit dem Einkorn (Triticum monococcum) zu den ältesten kultivierten Weizenarten. Die ältesten Nachweise fanden sich im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes im Nahen Osten aus der Zeit um 8000 v. Chr. Trotz seiner früheren Beliebtheit, vor allem auch in der Römerzeit, verlor er jedoch in Europa relativ schnell an Bedeutung.

Beim Einbringen der Ernte bekam das Projektteam nun eine weitere Gelegenheit, neue Erkenntnisse über das Leben und die Landwirtschaft in der Steinzeit zu gewinnen. Für das Ernteexperiment wurden mehrere Sicheln mit Klingen aus Hornstein und Feuerstein hergestellt, wie man sie aus archäologischen Kontexten kennt. In der Julihitze setzte das Team aus drei Archäologen und einem Botaniker mit Unterstützung des Bürgermeisters der Marktgemeinde Großklein, Johann Hammer, und des Landwirts Christoph Zirngast die neuen „alten“ Werkzeuge bei der Ernte des Emmerweizens ein und schaffte in drei Stunden rund 150 m2. Die abgemähten Getreidehalme wurden beim Museum Großklein zum Trocknen aufgelegt und werden in den kommenden Wochen in Workshops mit den Besucherinnen und Besuchern zu neuen Produkten verarbeitet.

Das Projekt PalaeoDiversiStyria, das aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V-A Slowenien-Österreich 2014-2020 finanziert wird, hat sich zum Ziel gesetzt, aus archäologischen Grabungen mithilfe naturwissenschaftlicher Untersuchungen ursprüngliche Pflanzenarten, aber auch Nutz- und Wildtiere zu identifizieren, die von der Urgeschichte bis zum Beginn der Neuzeit in unserer Region vorgekommen sind. Heute teilweise in Vergessenheit geratene Nutzpflanzen sollen nun revitalisiert und wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Aus ihnen sollen in naher Zukunft Produkte für den Tourismus entwickelt werden, die in enger Verbindung mit der kulinarischen Tradition in der Steiermark und im nordöstlichen Slowenien stehen und Teil des Tourismusangebotes werden sollen.

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