Schulschließung: Protestdemo der Kleinstschulen
Die Bürgermeister von Salla, Stein und Oppenberg planen eine Demonstration.
Diese „Watsche“ hat gesessen. Seit bekannt geworden ist, dass die Volksschule Salla mit Juli 2012 geschlossen werden wird, gehen im kleinen weststeirischen Ort die Wogen hoch. Elternvertreterin Barbara Brandner schrieb einen langen Brief an die Bildungsexperten und drückte die tiefe Betroffenheit aller Eltern aus. „Ist aus pädagogischer Sicht der Unterricht in großen unüberschaubaren, unpersönlichen Schulen mit frustrierten, überforderten Lehren und demotivierten, aggressiven Schülern wirklich besser als der Unterricht in einer kleinen persönlichen Schule, in der die Kinder den sozialen Umgang miteinander von Anfang an lernen?“
Brandners Kinder kommen von einem Bergbauenhof und sind jetzt schon 50 Minuten mit dem Schulbus unterwegs. „Wann werden sie nach Hause kommen, wenn sie nach Köflach pendeln müssen? Die Kinder fahren ja nicht direkt in die Schule, unterwegs müssen ja noch unzählige weitere Kinder eingesammelt werden.“
Ähnlich entsetzt reagierte Pädagogin Christina Kaucic von der VS Salla. „Sie als Landesrätin haben uns in der Volksschule Salla sogar besucht und uns vor Ort für unsere ausgezeichnete Arbeit und hohe Qualität als Kleinstschule gelobt. Sie konnten sich beim Schulbesuch von unserer überaus angenehmen Lernatmosphäre, dem engen Zusammenhalt der Schüler und die weit über das normale Maß reichenden Motivation meiner anvertrauten Kinder überzeugen. Jetzt scheint diese Qualität plötzlich nicht mehr gegeben zu sein???? Den Kindern mangelt es an NICHTS.“
Bgm. Sigi Steurer nahm auch diese Stellungnahmen zum Anlass, um einen Verfassungsrechtler zu engagieren, der herausfinden soll, ob die Schließung solcher Kleinstschulen rechtlich überhaupt hält. „Da geht es auch um Minderheitenrechte“, so Steurer.
Die Schulschließung wurde schon eingeleitet, mit einer Verordnung rechnet Steurer in circa zwei Monaten. Er hofft, dass eine eventuelle Klage gegen die Schließung oder einstweilige Verfügung aufschiebende Wirkung hat. „Ganz Österreich schaut auf diese Schritte. Wenn wir Kahlschläge bei den Pensionen, der Bildung und der Gesundheit machen, erhöht sich die Kriminalitätsrate mittelfristig ernorm.“
Weiters schloss er sich mit zwei engagierten Bürgermeistern, Johann Fuchs aus Stein im Bezirk Fürstenfeld und Franz Schrattenthaler aus dem obersteirischen Oppenberg zusammen. „Kein Mensch hat mit uns persönlich geredet. Es war bis jetzt nicht zu eruieren, wer in dieser sogenannten Expertenrunde sitzt, die über diese Schließungen befindet. Ich werde alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Schließung zu verhindern“, sagt Schrattenthaler.
Das Bürgermeister-Trio wird im Februar eine Protestfahrt nach Graz organisieren, wo sich Eltern, Lehrer und Kinder daran beteiligen können. Die nächsten Schritte: Es wird eine Vorbesprechung der drei Bürgermeister geben, erste Kontakte laufen bereits. Zweitens wird der Ablauf der Demonstration und die Koordination der Busse besprochen. Und auch die Medienarbeit ist ein heißes Thema.
Sollten alle Stricke reißen, ist eine Schul-Zusammenlegung mit Graden, wo die Schule 2013 geschlossen wird, ein Thema. Stichwort Graden. Da gab es eine Abstimmung zum Thema Gemeindezusammenlegung. Die Beteiligung war gering, die Ablehnung allerdings sehr deutlich.
Harald Almer
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