Andrea R. Tomitsch
"Die Kunst ist für mich eine Notwendigkeit"

"Frei sein und gegenstandslos malen": Andrea R. Tomitsch vor einem ihrer neuesten Bilder, die sie erstmals im Zuge der Ausstellung ab 25. November in der Simon Mühle in Trofaiach zeigen wird.  | Foto: ART
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  • "Frei sein und gegenstandslos malen": Andrea R. Tomitsch vor einem ihrer neuesten Bilder, die sie erstmals im Zuge der Ausstellung ab 25. November in der Simon Mühle in Trofaiach zeigen wird.
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Ihr 50-jähriges Künstlerjubiläum feiert die Leobener Malerin und Medienkünstlerin Andrea R. Tomitsch ab 25. November mit einer Ausstellung in der Simon Mühle in Trofaiach.

LEOBEN/TROFAIACH. „Kunst war und ist mein Leben. Wenn du Künstler bist, gibt es nichts anderes. Es ist kein normales Leben, es ist ein schwieriges, und ich wünschte manchmal, ich wäre nicht mit dieser Gabe ausgestattet, denn ich war dadurch emotional, aber auch materiell immer auf gewisse Weise gebunden“, resümiert die Leobener Bildhauerin, Malerin und Medienkünstlerin Andrea R. Tomitsch über fünf bewegte Jahrzehnte ihres erfolgreichen Schaffens, in denen sie unter anderem die Leobener Künstlergruppe „LeobArt“ sowie ihre eigenen Musikgruppen gründete, unzählige Ausstellungen im In- und Ausland hatte und mehrere Kunstpreise erhielt.

Eine Besessenheit

„Die Kunst ist für mich eine Notwendigkeit, man kann sagen Besessenheit, und sie steht bei mir so intensiv im Vordergrund, dass ich ihr oft sogar meine Gesundheit untergeordnet habe“, sagt die heute 65-Jährige, die mit 15 Jahren in die Kunstgewerbeschule in Graz eingetreten ist. „Ich sehe diesen Zeitpunkt als Beginn meiner künstlerischen Karriere, deshalb das 50-Jahr-Jubiläum“, erklärt sie.

Kunst in der Familie

Die künstlerische Linie ziehe sich schon seit Generationen durch ihre Familie. Auch ihr Vater war sehr kreativ und ein guter Fotograf und Zeichner. „Ich erinnere mich noch, dass er Gegenstände zeichnete. Diese Zeichnungen waren so plastisch, dass ich als Kind nicht verstand, warum ich sie nicht vom Blatt nehmen konnte“, sagt die mehrfache Kunstpreisträgerin. 

"Ich wollte das lernen und können"

Schon als Kleinkind zeichnete auch sie mit großer Leidenschaft und übte begeistert nach einem Buch zeichnerische Handfertigkeiten. „Ich wollte das lernen und können. In der Volksschule habe ich bereits dreidimensional gezeichnet“, erinnert sich Andrea R. Tomitsch. Und trotzdem wurde sie später im Zeichenunterricht als keine gute Schülerin gesehen. „Meine Zeichnungen waren der Lehrerin zu wenig exakt und schön, also quasi schlampig. Erst in der 4. Klasse Hauptschule erkannte Schuldirektor Ralph Eck mein Talent und dass dieses vermeintlich Schlampige eben das Künstlerische war.“ Er war es auch, der die damals 14-jährige Hauswirtschaftsschülerin förderte und mit ihr eine Mappe mit Zeichnungen zur Aufnahme in die Kunstgewerbeschule in Graz vorbereitete.

Andrea Tomitsch in der Abschlussklasse Bildhauerei an der HTL-Kunst in Graz 1977 | Foto: ART

Akademische Ausbildung war nicht möglich

Von 1972 bis 1977 machte sie dort ihre Ausbildung in Bildhauerei bei Josef Pillhofer und Malerei bei Adolf Osterider. Danach wäre bereits ein Platz für sie an der Akademie reserviert gewesen. „Eine derartige Ausbildung war von meiner Familie für Mädchen jedoch leider nicht vorgesehen. Ich habe dann geheiratet und meine zwei Söhne bekommen“, erzählt Tomitsch, die auch als zweifache Mutter zu Hause immer künstlerisch tätig war. „In mir hat es immer gearbeitet, Themen, die im Kopf Bilder entstehen ließen, die dann plötzlich ausgebrochen sind. Ich habe oft Tag und Nacht gearbeitet, bis zum Zusammenbruch“, erzählt Tomitsch.

Erste Ausstellung

Den Anstoß zu ihrer ersten Ausstellungsbeteiligung gab der damalige Museumsdirektor und Volkskundler Günther Jontes. „Er lud mich 1983 zu der von ihm initiierten Ausstellung ‚Leobener Künstler stellen aus‘ ins Neue Rathaus ein, was der Beginn einer Reihe von vielen Ausstellungen im In- und Ausland war.“
Mittlerweile alleinerziehende Mutter, studierte Andrea R. Tomitsch zusätzlich Psychologie, machte das Diplom zur Mediendesignerin und eine klassische Gesangsausbildung sowie Jazzgesang und fertigte Zeichentrickanimationen. „Ich musste für mich und meine Kinder auch immer arbeiten gehen, um Geld zu verdienen, etwa als Grafikerin in der Obersteirischen Druckerei, als Volkshochschullehrerin, als Leiterin der Kreativabteilung der Lebenshilfe oder als Filmproduzentin“, sagt Tomitsch, die ihre Ausstellungen auch oft selbst musikalisch begleitete.

Rückblicke: Mehrfach war Andrea R. Tomitsch im Neuen Rathaus Leoben bei der Ausstellung „Leobener Künstler stellen aus“ mit ihren Werken, hier 1989, vertreten. | Foto: ART
  • Rückblicke: Mehrfach war Andrea R. Tomitsch im Neuen Rathaus Leoben bei der Ausstellung „Leobener Künstler stellen aus“ mit ihren Werken, hier 1989, vertreten.
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Kunst soll Spaß machen

In Zukunft möchte sie in malerischer Hinsicht freier werden. „Ich bin seit Corona vor allem von der Natur inspiriert und ich möchte vom Gegenständlichen wegkommen. Meine Ideen einfach fließen lassen, ohne viel nachzudenken. Ich weigere mich ab jetzt, aus Kunst schwere Arbeit zu machen. Ab nun soll es mir einfach Spaß machen“, betont Andrea R. Tomitsch.

Preise

Die Malerin und Medienkünstlerin gewann in Laufe ihrer Karriere den Sonderpreis für den besten Experimentalfilm, den zweiten Preis bei der Landesmeisterschaft der Amateurfilmer, den Preis der internationalen Film- und Videofesttage in Krems sowie den Preis des 23. Grafikwettbewerbes der Kammer der gewerblichen Wirtschaft (Grafik und Video).
Andrea R. Tomitsch gründete 1985 mit Rewo und Santoni Niessl sowie Elfriede Baumgartner die Künstlergruppe "LeobArt" sowie ihre eigenen Musikgruppen "ReAl ART" und das "ART unlimited project".

Ausstellung zum 50-Jahr-Jubiläum

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 25. November, um 19 Uhr in der Simon Mühle in Trofaiach, Rossmarkt 6, statt.

Ausstellungsdauer:
26. November bis 18. Dezember
Donnerstag und Freitag von 10 bis 16 Uhr
Sonntag von 15 bis 18 Uhr
oder nach Vereinbarung (03847/30 919 10)

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