Christa Mörth aus St. Michael
"Was ich gesehen, was ich gespürt habe!"

- Christa Mörth: Aus ihrer Feder fließen intuitiv und spontan Texte, persönliche Betrachtungen der Welt. Nach dem Modedesign, der Malerei und Bildhauerei wurde der Künstlerin die Gabe des Schreibens geschenkt, wie sie sagt.
- Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
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Die Künstlerin Christa Mörth aus St. Michael hat nach einer schweren Erkrankung zu schreiben begonnen. Texte, mit denen sie in anderen etwas bewegen und Mut machen möchte.
ST. MICHAEL. Meist oberflächlich, hektisch, stressreich – so gehen viele von uns über große Strecken durch den Alltag. Für Christa Mörth war das nicht viel anders. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie vor acht Jahren schwer erkrankte. Da offenbarte sich für sie kristallklar, worum es im irdischen Leben tatsächlich geht. „Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt meinen Jugendtraum von der Bildhauerei erfüllt, nachdem ich mit dem Modedesign sowie der Malerei aufgehört hatte. Alles lief gut, bis zu meinem 70. Lebensjahr, als mich die große gesundheitliche Keule traf“, erzählt die erfolgreiche Modeschöpferin, die von den 1980ern bis in die frühen 2000er-Jahre unter dem Label „Lamochri“ ihre Mode herausbrachte und bis nach New York an Modeschauen teilnahm.
Nahtoderlebnis
„Mein ganzes Leben war plötzlich auf den Kopf gestellt, alles hat sich gewandelt“, sagt die heute 78-jährige. „Mir ging es ganz schlecht, ich hatte nach einer Operation ein Nahtoderlebnis, das mein ganzes Leben umgestellt hat. Was ich gesehen, was ich gespürt habe! Man glaubt bei all den Schmerzen und Ängsten nicht, welch ein Segen eine Krankheit dennoch sein kann – um mehr zu sehen, zu fühlen und sich bewusst zu werden, worauf es im Leben wirklich ankommt“, betont die zweifache Mutter.
Hunderte Texte
Was nach der Operation folgte, sei das größte Geschenk, das sie je hätte bekommen können. „Ich habe eine Stimme gehört, die mir befohlen hat, Bleistift und Papier zu nehmen und innerhalb kürzester Zeit habe ich eine ganze DIN-A4-Seite vollgeschrieben. Erst hinterher habe ich realisiert, was ich da geschrieben habe.“ Fortan sind auf diese Weise – mittels göttlicher Eingebung, wie Christa Mörth es beschreibt – Hunderte Gedichte und Essays über das Leben entstanden. Persönliche Betrachtungen der Welt, die unter die Haut gehen, besinnlich stimmen und anregen, über das Sein nachzudenken. „Zusammengefasst würde ich das Geschriebene als ‚Hinweise auf die Ernte des Lebens‘ bezeichnen“, sagt Mörth. Es floss auch ein rund 300 Seiten starker autobiografischer Roman aus ihrer Feder, der momentan nur auf einem Stick existiert. „Ich bräuchte dafür einen Lektor, ich weiß nicht, wie man ein Buch gestaltet. Genauso wenig, wie ich zuvor jemals etwas mit dem Schreiben zu tun hatte“, sagt die gebürtige Weststeirerin und gelernte Damen- und Herrenkleidermachermeisterin, die es in den 1960er-Jahren durch den Beruf ihres Mannes in die Obersteiermark verschlagen hatte.
Schreiben als große Hilfe
Die plötzliche Gabe des Schreibens sei für sie die größte Hilfe in der Phase des Genesens gewesen und ist nach wie vor das schönste Geschenk. „Es ist so tröstlich und ich bin jedesmal so beglückt, wenn ich geschrieben habe. Oft habe ich in der Nacht Texte im Kopf. Dann muss ich schnell aufstehen und sie niederschreiben, denn am nächsten Morgen sind sie weg“, sagt sie.
Auf innere Stimme hören
„Ich weiß, dass jetzt die Zeit reif dafür ist, an die Öffentlichkeit zu gehen. Es geht mir darum, zu zeigen, dass wir nicht nur Menschenkinder, sondern vielmehr geistige Wesen sind. Fast keiner hört mehr auf die Stimme in sich, dabei sollten wir das in dieser schnelllebigen Zeit alle viel stärker tun. Und ich bin nicht die Einzige, die solche geistigen Erlebnisse hat. Dadurch, dass ich das hier erzähle, möchte ich anderen, die vielleicht gerade jetzt schwer krank sind, Mut machen, aber prinzipiell die Menschen dazu ermutigen, mehr auf ihre innere Stimme zu hören“, sagt Christa Mörth.
Zum Nachdenken - ein Text von Christa Mörth
Was bleibt
Werden wir der Welt geschenkt oder schenkt sich uns die Welt? Was wird von uns bleiben, wenn wir gehen? Haben wir mit unserer Persönlichkeit der Welt etwas gegeben, das bleiben wird? Was haben wir ihr geschenkt?
Ist etwas dabei, was einen Nachhall hinterlässt oder war die Bemühung zu gering, die Konsequenz nicht konsequent genug? Verlief das Leben im Sand oder hinterließ es Spuren? Drangen sie tief ein oder blieben sie nur seicht?
wurde das Geschenk der Talente erkannt oder wurden sie vergeudet?
Sah man seinen Weg klar vor sich oder fehlten die Entscheidungen?
Stimmte der Zeitpunkt oder war er unpassend? War man am richtigen Ort oder sollte man besser woanders sein? Gab es ein Ziel und wurde es auch verfolgt? Blieb man dran und steckte sich ein neues? Warfen Niederlagen einen um oder stand man wieder auf? Konnte Begeisterung Platz greifen oder waren die Interessen nur lauwarm?
Wurden die Ideen in Taten umgesetzt oder mied man die Mühe? Ging man an die Sache mit Ernsthaftigkeit heran oder fehlte die Ausdauer?
Steckte der erforderliche Geist dahinter oder handhabte man die Sache nur lauwarm?
Wusste man wirklich, was einem wichtig war oder folgte man nur dem Zeitgeist?
War Familie ein echtes Bedürfnis oder ist es nur passiert?
Wurde der erträumte Beruf tatsächlich gewählt oder griff man aus Mangel auf einen anderen zu?
Folgte man seiner Berufung und ließ sich nicht beirren?
Hielt man die Erfolglosigkeit aus und machte trotzdem weiter?
Blieb man seinem Ideal treu oder verwarf man es bald wieder?
Wenn das Leben heut' zu Ende wäre, wärst Du mit ihm zufrieden? Hat man alles gegeben oder wäre noch so manches möglich gewesen?
Ist man mit sich im Reinen oder bereut man was?
Hat man gegeben, was man konnte oder war man nur ein Nehmer?
Floss das Herz über oder geizte man damit?
Machte der Erfolg hochmütig oder blieb man demütig?
Ließ man am Erfolg teilhaben oder beanspruchte man ihn nur für sich?
Anerkannte man die innere Führung oder glaubte man, es allein geschafft zu haben?
Lebte man in der Überzeugung an eine höhere Macht oder glaubte man an den Zufall?
Ehrte man voll Dankbarkeit die Natur oder nahm man sie als selbstverständlich hin?
Liebte man die Stille oder floh man vor ihr?
Hielt man den Verführungen stand oder war man ihnen ausgeliefert?
Trieb nur der Ehrgeiz an oder war es echtes Interesse?
War es nur der Ruhm, der lockte oder ging es um die Sache?
Ging alles nur um den Profit oder war es eine Folge des Tuns? Folgte man seinem Herzen oder ließ man Einflüsterungen zu? Lebte man die Wahrhaftigkeit oder quälten Gewissensbisse?
Konnte man verzeihen oder schleppt man etwas mit?
Was wird bleiben, wenn wir gehen? Von jedem von uns etwas Spezielles, es wird nicht immer etwas Hörbares sein, auch nicht immer etwas, das man sehen und angreifen kann, es kann sein, dass es die Liebe ist, die wir im Leben hinausstrahlten, die einfloss in unsere Familie, unsere Kinder, unsere Freunde oder in unsere Aufgabe, die wir mit großer Hingabe erfüllt haben. Was wirklich bleibt, das nehmen wir mit in unserer Seele, es gehört uns als Start in ein neues Leben!
2015, Christa Mörth




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