Familienförderung
Das kann hinter einer Lernschwäche bei Kindern stecken
Lernschwächen zeigen sich bei Kindern auf unterschiedliche Weise, von Schwierigkeiten beim Lesen oder Rechnen bis hin zu störendem Verhalten. Was jedoch wirklich dahinter liegt und was man dagegen tun kann, dazu haben wir mit Sabine Wirnsberger, Geschäftsführerin vom Institut für Familienförderung, gesprochen.
STEIERMARK/LEOBEN. Die ersten Monate des neuen Schuljahres sind geschafft. Doch während der Unterricht für manche Volksschulkinder bisher spielend leicht zu bewältigen war, gibt es andere, die sich durch die Stunden plagten. "Das kann von reinen Rechtschreib- oder Rechenschwierigkeiten über Probleme mit Lehrerinnen und Lehrern oder Mitschülerinnen und Mitschülern bis hin zu privaten Belastungen und Ängsten reichen", erläutert Sabine Wirnsberger, Geschäftsführerin des Instituts für Familienförderung in Leoben. Wichtig sei es, herauszufinden, wo die Schwierigkeiten liegen.
Was hinter einer Lernschwäche steckt
Der Grund für eine Lernschwäche sei in den meisten Fällen eine Teilleistungsschwächein den Basissinnen, erläutert die Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin. Teilschritte könnten nicht richtig gelöst werden. "Es gibt unterschiedliche Teilleistungsschwächen. Angefangen von der Körperwahrnehmung, bis hin zur Gleichgewichtsregulation, dem Erfassen von Mengen, oder der visuellen oder akustischen Differenzierung", so Wirnsberger. Lernschwächen wie Legasthenie oder Dyskalkulie ebenso wie Konzentrationsschwächen seien Resultat dieser Teilleistungsschwächen, da sie den nächsten Schritt, beispielsweise das Erlernen von Basisfertigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen erschweren würden.
"Auch unangepasstes, inadäquates und störendes Verhalten kann auf eine Verarbeitungsschwäche hinweisen."
Sabine Wirnsberger, Geschäftsführerin des Instituts für Familienförderung
Erste Anzeichen, dass sich ein Kind schwerer tut, gebe es oft schon im Vorschulalter. Beispielsweise beim Hantieren mit der Schere, der Stifthaltung oder wenn das Kind auf auditive Reize verzögert reagiere. Grundsätzlich gelte: "Je früher eine Basisschwäche erkannt wird, umso schneller kann dem betroffenen Kind geholfen werden, weil unser Gehirn in den ersten sechs bis acht Lebensjahren unglaublich viel ausgleichen kann", erklärt Wirnsberger. Sie rät Eltern dazu, auf ihr Gefühl zu vertrauen, schließlich würden sie ihr Kind am besten kennen. Auch Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen würden gut erkennen, wenn ein Kind in einem Wahrnehmungsbereich Schwierigkeiten hat. "Prinzipiell kann man sagen, wenn Kinder bestimmte Bereiche verweigern, nicht mögen, einen Bogen um das Geforderte machen, dann haben sie hier eine Schwäche."
Spielerischer Zugang
Wichtig sei in einem solchen Fall eine fachliche Abklärung über einen Psychologen oder eine Psychologin, um herauszufinden, wo das Kind Defizite aufweist aber auch wo das Kind seine Stärken hat. Mithilfe einer Therapie könne man Ängste abbauen und den Bereich, der nicht so gut entwickelt ist, nachholen. "Das passiert spielerisch und viel auf der Körperebene", so Wirnsberger.
Eines möchte Wirnsberger mit auf den Weg geben: "Eine Lernschwäche muss sich nicht negativ auf die Biografie eines Kindes auswirken", beruhigt die Expertin. "Oft lernen diese Kinder Durchhaltevermögen, Einsatz und hohe Widerstandsfähigkeit. Außerdem herrscht im Gehirn eine Gartenzaunmentalität. Wenn ein Bereich weniger gut funktioniert kann ein benachbarter Teil an Areal gewinnen."
Ein paar Tipps für Eltern:
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