Ein steirischer Fleischermeister in Australien

- Karl Rittmannsberger mit seiner Frau Yvonne, Sohn Kai (17) und Tochter Carina (19) mit Freund Tom (v.l.).
- Foto: Rittmannsberger
- hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger
Karl Rittmannsberger aus St. Michael ging als Jugendlicher nach Südafrika, mittlerweile wohnt er im australischen Brisbane.
„Ich bin 1988 gleich nach meiner Lehr- und Militärzeit, also mit 19 Jahren, nach Südafrika ausgewandert. Der Sohn meines Lehrherren in Neumarkt hat sich damals bereits in Südafrika selbstständig gemacht und suchte Fleischer für seinen Betrieb. Es war das erste Mal, dass ich ein Flugzeug bestieg und es war natürlich alles sehr aufregend“, erinnert sich der heute 49-Jährige. Noch im Flugzeug sei er seine Englischvokabel, die er in der Schule gelernt hatte, durchgegangen. „Ich dachte, mein Englisch sei nicht allzu schlecht, eine Annahme, die sich leider als falsch erwies“, schmunzelt Rittmannsberger.
Freilassung Mandelas
Von 1988 bis 1993 blieb er in Südafrika. „Ich habe dort die Freilassung Nelson Mandelas miterlebt.“ Berufsmäßig begann er als Wurstmacher, wechselte zu verschiedenen Betrieben und brachte es bis zum Produktionsleiter-Assistenten in einem der besseren Betriebe in Südafrika, wo er auch seine Frau Yvonne kennenlernte, die in Deutschland geboren wurde, jedoch in Südafrika aufwuchs. „1993 bekam ich einen Anruf von meinem Vater, ob ich nicht nach Hause kommen und den Familienbetrieb, eine Fleischerei in St. Michael, übernehmen möchte. Meine Frau und ich haben uns innerhalb kurzer Zeit dafür entschieden“, so Rittmannsberger. Die Zeit in Südafrika sei für seine weitere Karriere von großer Bedeutung gewesen. "Ich hatte in Karlo Mutschler einen sehr guten Mentor gefunden, der mir die Feinheiten in unserem Gewerbe näherbrachte", betont Rittmannsberger.
Wieder in St. Michael
1994 übernahm er den elterlichen Betrieb in der Heimat, den er bis 2003 führte. „Nach einiger Zeit in Österreich war es aber klar, dass meine Frau hier aus verschiedenen Gründen – ein großer davon war das Wetter – keine Heimat finden würde und daher suchten wir nach wärmeren Gefilden.“ Wir, das waren mittlerweile auch die beiden Kinder Kai und Carina, die heute 17 beziehungsweise 19 Jahre alt sind. Die Wahl fiel auf Australien, wohin es nach einem langwierigen Visa-Verfahren Anfang 2004 ging. „Wir packten zusammen und sind nach Brisbane gezogen. Ich erinnere mich noch genau, es war der 8. Jänner. Österreich verließen wir bei minus 20 Grad, in Brisbane kamen wir bei 40 Grad an, die heißeste Nacht des australischen Sommers.“
1.500 Tonnen Fleisch
Seine Frau Yvonne startete sogleich ihr eigenes Geschäft als „Dog Walker“, wo sie fremde Hunde spazieren führte, nach einem Jahr wechselte sie in eine auf Zertifizierungen spezialisierte Firma. „Ich fing einige Monate nach unserer Ankunft bei einer Wurstfabrik in der Produktion an und stieg innerhalb der nächsten Jahre zum Produktionsleiter auf. Seit 2016 bin ich Betriebsleiter in einer Wurstwarenfabrik in Brisbane mit rund 1.000 Beschäftigten und wir produzieren rund 1.500 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren pro Woche“, erzählt der zweifache Vater. Sohn Kai sucht derzeit eine Lehrstelle als Elektriker, Tochter Carina ist Zahnarzthelferin und möchte bald in die australische Armee eintreten, um dort in der Präventivmedizin zu arbeiten. Derzeit ist die 19-jährige gerade auf Urlaub in Österreich.
Mehr Zeit in der Heimat
„Wie es weitergeht? Keine Ahnung, ich bin mir aber sicher, dass ich gerne mehr Zeit in Österreich verbringen möchte. Australien ist wunderschön, das Wetter ist meist perfekt, aber meine Wurzeln sind nach wie vor in Österreich. Die Berge und Menschen kann man nicht so einfach ersetzen und auch wenn das Meer traumhaft ist, so sind eine Bergtour und Schifahren doch etwas Unvergleichliches“, sagt Karl Rittmannsberger.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.