Infiziert mit dem „Ikonenvirus“

Seit 2008 ist das Malen von Ikonen die große Leidenschaft von Jutta Unterberger. Ihrem Hobby geht sie unter anderem in einem Ikonenmalkreis unter Leitung von Marianne Holzer in Knittelfeld nach.
  • Seit 2008 ist das Malen von Ikonen die große Leidenschaft von Jutta Unterberger. Ihrem Hobby geht sie unter anderem in einem Ikonenmalkreis unter Leitung von Marianne Holzer in Knittelfeld nach.
  • hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger

Mit unglaublicher Präzision, Liebe und Hingabe malt die gebürtige Leobenerin Jutta Unterberger seit vielen Jahren wunderschöne und wertvolle Ikonen.

LEOBEN, KNITTELFELD. Dass ein Holzbrett und Eidotter zu den Hauptzutaten einer Ikone gehören, wissen wohl nur Experten und Kenner dieser geweihten Kultbilder. Oder auch jene, die sich aus Leidenschaft der Ikonenmalerei verschrieben haben, so wie Jutta Unterberger. Die 54-Jährige, die in Leoben-Hinterberg aufgewachsen ist und nun in Knittelfeld lebt, ist vor elf Jahren dieser Malerei „verfallen“. „Ich habe damals im Urlaub interessehalber an einem Ikonenmalkurs unter Leitung von Marianne Holz in Knittelfeld teilgenommen. Davor wusste ich nichts über Ikonen“, erzählt die Kindergärtnerin und Heilpädagogische Frühförderin. Mittlerweile ist ihr Wissen über diese Art der Heiligendarstellung der Ostkirche enorm gewachsen, sie ist Teil eines Ikonenmalkreises, der sich regelmäßig trifft. Einen Alltag ohne Ikonenmalerei kann sie sich nicht mehr vorstellen. „Schon während eine aktuelle Arbeit zu Ende geht, habe ich Pläne für eine neue. Ich bin sozusagen mit dem Ikonenvirus infiziert“, sagt die 54-Jährige schmunzelnd.

Wünsche in jedem Pinselstrich

Rund 40 Werke sind in den vergangenen Jahren entstanden, die meisten davon gemalt für Familienmitglieder oder liebe Freunde. „Wenn ich weiß, für wen ich die Ikone male, dann bringe ich meine Gedanken und Wünsche für diesen Menschen mit jedem Pinselstrich mit ein“, erzählt die ehemalige Hinterbergerin. Was sie so am zeitintensiven Ikonenmalen fasziniere, sei neben der Technik vor allem die Liebe und Beziehung, die zu jeder einzelnen Christus-, Marien-, Heiligen- oder Engelsdarstellung entsteht. „Man muss zuerst ein Holzbrett bearbeiten, es aufrauen, mit Kreidemischung bestreichen und es anschließend ganz glatt schleifen. Das nimmt mehrere Tage in Anspruch. Man kann auf das Brett auch Leinen aufziehen und darauf die Kreideschichten aufbringen“, erklärt die zweifache Mutter. Für eine Ikone, deren Hintergrund aus Blattgold gemalt ist, braucht sie mehrere Wochen.

Eidotter

Und hier sind wir wieder beim eingangs erwähnten Eidotter: Dieser wird mit Wasser und Farbpigmenten vermischt. Mit zarten Pinselstrichen entstehen so die Heiligen mit all ihren unglaublichen Details wie Kleiderfalten, Haarsträhnen und Locken. Und das in vielen aufgetragenen Farbschichten, immer beginnend mit der dunkelsten. „Die Figur entsteht Schritt für Schritt, bekommt Form und Persönlichkeit. Du redest mit ihr, sie bringt dich zum Staunen, aber auch oft zur Verzweiflung.“ Gemalt wird streng nach alten Vorlagen, aus denen man oft nur erahnen kann, wie das Original ausgesehen haben muss. Auch die Farbwahl ist streng vorgegeben. Jesus etwa wird stets in dunkelblauem Gewand dargestellt, Maria in dunkelrotem, Märtyrer in hellroter Kleidung.

Keine Schatten

Von westlichen Heiligenbildern unterscheiden sich Ikonen etwa dadurch, dass keine Schatten gemalt werden oder die Proportionen nicht genau übereinstimmen. „Ikonen sind eine Form der Testamentsverkündung, es werden immer Figuren oder Szenen aus dem Testament verbildlicht. So konnte das Evangelium früher auch jenen vermittelt werden, die nicht lesen konnten“, sagt Jutta Unterberger. Eine Besonderheit sei auch, dass der Betrachter von Ikonen „hinausschaut“ und nicht ins Bild hinein, wie bei westlichen Heiligenbildern üblich.

Weihnachts-Wanderikone

Ein ganz besonderes ihrer Werke ist die Weihnachtsikone, auf der das Weihnachtsevangelium dargestellt ist. „Ich hatte die Idee einer Wanderikone, an der ich zwei Jahre gearbeitet habe. Nun wandert das Bild jedes Jahr zu Weihnachten zu Freunden oder jemandem aus der Familie. Ich bemerke, dass auch Menschen mit nicht so christlicher Einstellung Freude an Ikonen haben“, so Jutta Unterberger, die das Malen des Ausdruckes in den Gesichtern als größte Herausforderung betrachtet. „Wenn ich male, empfinde ich anfangs große Ehrfurcht und Zweifel. Dann vertiefe ich mich, werde ruhig und spüre ein geborgenes, fast meditatives Gefühl. Und ich bin fassungslos, wenn ich eine Ikone fertiggestellt habe.“ Den Abschluss dieser wochenlangen Arbeit bilde die Weihe durch einen Priester. „Die Ikone vorne beim Altar stehen zu sehen, ist ein wunderschönes Gefühl“, betont Jutta Unterberger.

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