KLAR!-Exkursion in St. Stefan
Klimawandel setzt unsere Wälder unter Druck

Die ausgebildete Borkenkäfer-Spürhundeführerin Sandra Cresnar, Christina Sefciuc mit ihrem Hund Moni und Bernd Cresnar (v.l.) freuten sich, den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmern eine Borkenkäfersuche vorzuführen.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • Die ausgebildete Borkenkäfer-Spürhundeführerin Sandra Cresnar, Christina Sefciuc mit ihrem Hund Moni und Bernd Cresnar (v.l.) freuten sich, den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmern eine Borkenkäfersuche vorzuführen.
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Rasch wachsende und sich ausbreitende Pflanzenarten, Pilze, die gesunde Bäume befallen, Windwurf und Co.: Der Klimawandel ist in den obersteirischen Wäldern angekommen. Wie ein klimafitter Wald aussehen könnte und was ein Hund mit Borkenkäfern zu tun hat, das wurde auf Einladung von KLAR! Murraum Leoben-Manager Simon Plösch in St. Stefan ob Leoben diskutiert. 

ST. STEFAN OB LEOBEN. Was machen eine Gruppe von Menschen und ein Hund an einem sonnigen Nachmittag im Festwald der Gemeinde St. Stefan ob Leoben? Richtig – sie gehen spazieren. Und diskutieren ganz nebenbei über wichtige Fragen der Gegenwart, wie etwa "Ist der Klimawandel auch im steirischen Wald angekommen?", "Welche Zeichen gibt es?" oder "Gibt es Schuldige und welche Wege führen hin zu einem klimafitten Wald?".

Organisiert wurde die Waldexkursion von Simon Plösch, Manager der Klimawandelanpassungsregion kurz KLAR! Murraum Leoben – jener Modellregion, an der neben St. Stefan auch noch Leoben, Trofaiach, Niklasdorf, Proleb und St. Michael zusammengeschlossen haben, um sich möglichst frühzeitig an die Folgen des Klimawandels anzupassen. 

Von invasiven Pflanzen und Pilzen

Wer selbst schon einmal aufmerksam durch den Wald spaziert ist, dem mögen sie vielleicht schon aufgefallen sein: Pflanzen, die sich immer weiter ausbreiten, die es aber noch gar nicht lange bei uns gibt. Im Festwald von St. Stefan bleibt die Gruppe an einer Stelle des Waldes stehen. Waldpädagogin Judith Nestler weist auf eine Pflanze hin, die eigentlich nicht zu übersehen ist: Der Japanische Staudenknöterich, der mit seinen großen Blättern und einer beachtlicher Höhe eine große Fläche einnimmt.

Der japanische Staudenknöterich sei ein Beispiel für eine invasive Pflanzenart, die sich in unserer Region ausbreite – und dieser könne leicht einige Meter hoch werden, erläutert Waldpädagogin Judith Nestler im Gespräch mit Bernd Cresnar.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Der japanische Staudenknöterich sei ein Beispiel für eine invasive Pflanzenart, die sich in unserer Region ausbreite – und dieser könne leicht einige Meter hoch werden, erläutert Waldpädagogin Judith Nestler im Gespräch mit Bernd Cresnar.
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Er zählt zu den sogenannten "Neophyten". "Das sind invasive, starkwüchsige Pflanzen, die oft an schwer zugänglichen Stellen wachsen und sich rasch ausbreiten", erläutert die Waldpädagogin. Die Pflanze an sich sei "nicht das Thema", aber sie nehme anderen Pflanzen den Platz weg, erklärt Nestler. Damit einher gehe, dass Tiere und Insekten die "neue" Pflanze nicht kennen und andere Nahrungsquellen bevorzugen.

"Das ist wie bei uns Menschen. Heuschrecken liefern auch Proteine. Sie zu essen erfordert aber Überwindung."
Judith Nestler, Waldpädagogin

Ähnlich wie bei den Pflanzen gebe es auch invasive Tier- und Pilzarten, die teils ungewollt importiert wurden oder sich langsam in unsere Richtung ausbreiteten. Als Beispiel nennt Dagmar Karisch-Gierer von der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl den asiatischen Laubholzbockkäfer, der mit Verpackungs- und Schnittholz eingeschleppt wurde. Der kleine Käfer befällt verschiedene heimische Laubholzarten, auch gesunde Bäume, und kann sie binnen weniger Jahre zum Absterben bringen. Ähnlich verhält es sich auch mit jener Pilzart, die für das sogenannte Eschentriebsterben verantwortlich ist. Der Pilz breitet sich aus und schwächt den Baum so weit, dass dieser im schlimmsten Fall umkippen kann. 

Ein Pilz sei es, der für das Eschentriebsterben verantwortlich sei, erläuterte Dagmar Karisch-Gierer im Rahmen der Waldexkursion.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Wetter macht Bäume angreifbarer

Was das alles mit dem Klimawandel zu tun habe, fragt Bernd Cresnar, der als Moderator durch die Exkursion führt, die Expertinnen. Das Wetter werde von Jahr zu Jahr extremer, meint Judith Nestler, Extremwetterereignisse würden häufiger auftreten. Diese Ansicht teilt auch Dagmar Karisch-Gierer.

"Es ist nicht generell trockener geworden, aber das Problem ist, dass Niederschläge ungleichmäßig verteilt sind. Entweder es ist lange durchgehend trocken oder es regnet so große Mengen, die aber nicht gespeichert werden können. "
Dagmar Karisch-Gierer, forstlichen Ausbildungsstätte Pichl

Lange Trockenperioden wiederum würden Bäume schwächen und sie anfälliger für Pilze, Käfer und Co. machen. Komme dann noch ein starker Wind oder Sturm hinzu, könne man mit schweren Schäden durch Windwurf rechnen. Die Herausforderung beginne schon mit der Arbeit des Aufarbeitens. Danach gehe es ans Aufforsten der Kahlflächen. Hier sollten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer unter anderem danach entscheiden, welche Holzarten "klimafit" sind. "Der heutige Holzpreis ist dabei am wenigsten entscheidend", betont Karisch-Gierer. Die Ausrichtung des Waldes, die Situation der Wasserversorgung sowie Klimaprognosen sollten beachtet werden. Generell gelte die Devise, je mehr Baumarten, desto geringer das Risiko

Jedes Fleckchen Erde zählt

"Sind wir dem Klimawandel also schutzlos ausgeliefert?", fragte Bernd Cresnar, der als Moderator durch die Exkursion führte, zum Abschluss. "Nein, zum Glück nicht", lautete die klare Antwort von Karisch-Gierer. Unsere Wälder klimafit zu machen, sei eine Möglichkeit, hier entgegenzusteuern. Schon die Kleinsten aufzuklären und mit der Natur in Berührung zu bringen sei ebenso wirkungsvoll. Schlussendlich könne jede und jeder Einzelne könne etwas für die Natur und unser Klima tun: Judith Nestler rät dazu, "ein Fleckchen Erde und sei es nur der Balkon" so zu gestalten, dass Lebewesen wie Insekten dort leben können.

Hund Moni gibt durch das Anspringen des Baumes zu erkennen, dass dieser von Borkenkäfern befallen ist beziehungsweise zu Vorführzwecken mit dem Duftstoff versehen wurde.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Hund Moni gibt durch das Anspringen des Baumes zu erkennen, dass dieser von Borkenkäfern befallen ist beziehungsweise zu Vorführzwecken mit dem Duftstoff versehen wurde.
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Borkenkäferspürhunde:

  • Der Borkenkäfer stellt eine weitere Gefahr für unsere heimischen Wälder dar. In der KLAR! Murraum Leoben hat man hierzu Borkenkäferspürhunde-Teams ausgebildet.

  • Die feinen Spürnasen der Vierbeiner können von Borkenkäfern befallene Bäume bereits erkennen, bevor wir Menschen die Auswirkungen sehen, erläutert Projektleiterin Sandra Cresnar. Es gelte, "schneller zu sein als der Käfer", um Schadholz frühzeitig entfernen zu können und eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

  • Wie gut die Borkenkäferspürhunde-Teams arbeiten, das beweist Christina Sefciuc mit ihrem Hund Moni. Sie haben die Ausbildung im Rahmen des KLAR!-Projekts gemacht und es bereits bis zur B-Zertifizierung geschafft.

  • Moni ist auf den Geruch des Borkenkäfers geschult, und weiß, wonach sie suchen muss. Innerhalb weniger Minuten hat sie alle mit dem Duftstoff markierten Bäume ausfindig gemacht und springt mit ihren Vorderpfoten auf den Baumstamm – so teilt sie ihrem Frauchen mit, dass hier der Borkenkäfer am Werk ist.

  • Zur Info: 

    • Das Projekt "KLAR! Murraum Leoben" wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms "KLAR!-Klimawandel-Anpassungsmodellregionen" umgesetzt.
    • Die nächste KLAR!-Veranstaltung findet am 6. Juli statt. Weitere Informationen dazu findest du im Beitrag Workshop: Hitzeinselkarte KLAR! Murraum Leoben

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