Trofaiacher Stimmungsbilder
Uwe Kroneis: "Jeder soll aus der Krise etwas für seine persönliche Zukunft mitnehmen"

Uwe Kroneis, Stadtamtsdirektor in Trofaiach | Foto: KK/Trofaiacher Stimmungsbilder
  • Uwe Kroneis, Stadtamtsdirektor in Trofaiach
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Mit den "Trofaiacher Stimmungsbildern" zeigt Jacqueline Juri, wie sich der Alltag der Menschen in Trofaiach in der aktuellen Zeit verändert. Dazu führt sie wöchentliche Telefoninterviews durch.

Uwe Kroneis ist seit zwölf Jahren Stadtamtsdirektor in Trofaiach. Er ist verantwortlich für den laufenden Betrieb sowie für die Mitarbeiterführung und dafür, dass alles hinter den Kulissen gut abläuft. Der Bürgermeister vertritt sozusagen die Gemeinde nach außen, der Stadtamtsdirektor ist für die Organisation nach innen verantwortlich.
In Zeiten wie diesen fühlt Kroneis sich ein wenig als Krisenmanager, der gemeinsam mit dem Bürgermeister und den Mitarbeitern im Rathaus sowie den Außenstellen den Betrieb aufrecht zu erhalten versucht. Es sind sehr viele organisatorische Maßnahmen notwendig und umzusetzen. Das Arbeitspensum ist mehr geworden. Der Stadtamtsdirektor wartet noch auf die Zeit, in der es vielleicht ein wenig lockerer wird. Wo jetzt andre Menschen sagen, es sei ihnen zu ruhig oder es ist ihnen schon langweilig, das hat Kroneis bis jetzt noch nicht erlebt.

Fällt Ihnen zu dieser Situation, in der wir uns nun seit geraumer Zeit befinden, ein Zitat, eine Geschichte, ein Bild beispielweise aus einer Zeitung, ein Satz, oder vielleicht eine Textzeile von einem Lied ein, das Ihre Gefühlslage oder Ihre Gedanken gut beschreiben könnte?

UWE KRONEIS: Der Satz: Es wird alles seinen Sinn haben, der beschäftigt mich eigentlich, weil ich mir denke, irgendwie hat so ein abruptes Ende einmal kommen müssen. Ich habe mich schon längere Zeit mit Krisen und Krisenmanagement beschäftigt und war eher im Glauben, dass es zu einem Blackout kommen wird, also zum völligen Einbruch der Stromversorgung. Ich war vielmehr auf so eine Situation vorbereitet, dass es nun ein Virus ist, der uns so aus der Bahn wirft, mit dem habe ich eigentlich nicht gerechnet. Aber wie gesagt, ich denke mir, es wird seinen Sinn haben. Ich bin auch davon überzeugt, dass das nicht die letzte Krise ist, die wir gemeinsam erleben werden und hoffentlich gemeinsam meistern werden. Man sagt ja, dass ein Blackout kommen wird, sicher kommen wird. Die Frage ist nur, wann es soweit sein wird.
Ich denke mir, dass man sich grundsätzlich nicht intensiv auf eine solche Ausnahmesituation vorbereiten kann, aber man kann sich geistig im Vorfeld damit auseinandersetzten. Damit man weiß, welche Schritte dann gegangen werden müssen. Wobei es für uns alle irgendwie ein "learning by doing" ist, von der Regierung herunter bis zu uns in der Gemeinde. Man merkt, dass auch Dinge von der Ereignissen überholt werden und in der Woche darauf anders zu organisieren sind, als noch vor ein paar Tagen. Ich meine, es liegt in der Natur der Sache, dass man da hineinwächst und Schritt für Schritt setzt, und nicht den großen Berg vor sich sieht, sondern eben die vielen kleinen Hügel, die man gemeinsam beschreiten muss.
Bei mir ist es auch ein wenig die Aufgabe meine Mitarbeiter entsprechend zu motivieren, dass sie eben Dinge, die von der Regierung gefordert werden, umsetzten. Hier nehme ich als Beispiel die Schließung der Kindergärten. Es ist natürlich nicht so einfach für eine Kindergartenpädagogin nur mit zwei bis drei Kindern ihren Dienst zu machen, während die anderen Kinder zu Hause bleiben müssen. Daran sollte man nicht verzweifeln, sondern wir müssen trotzdem motiviert versuchen, die Geschäfte zu erledigen.

Hat sich der Umgang mit der für Sie zur Verfügung stehenden Zeit, in irgendeiner Form, sei es nun im privaten Bereich, als auch auf beruflicher Ebene, verändert? Bezogenen auf die Qualität der Zeit in Ihrem Alltag?
UWE KRONEIS: Die Qualität der Zeit hat sich massiv verändert, weil eben seit dem 13. März der Terminkalender ausgeräumt worden ist.  Wir haben an und für sich bei uns in der Stadtgemeinde ein sehr strukturiertes Besprechungssystem eingeführt und alle persönlichen Zusammenkünfte sind jetzt abgesagt. Wir kommunizieren nun vermehrt per E-Mail, telefonisch oder mit Videokonferenz. Der persönliche Austausch und das Miteinander ist letztlich das, was mir am meisten abgeht. Ich bin eher so der persönliche Kommunikator. Ich schätze es in einer Runde zu sitzen und diverse Themen anzusprechen und die Meinungen aller abzuholen. Dies ist jetzt nicht oder nur sehr schwer möglich. Dafür habe ich jetzt Zeit gewonnen, weil diese Termine wegfallen. Aber es ist nun unsere Aufgabe, die Vorgaben die laufend von der Regierung kommen, umzusetzen. Wie schon zuvor erwähnt, braucht man dazu viel Zeit.
Privat ist es auch so, dass es keine Treffen mit Freunden oder der Familie gibt, die Mutter ist leider alleine zu Hause und kann man nicht treffen. So bleibt natürlich mehr Zeit für die Beziehung, die Partnerschaft und auch Zeit dafür, speziell bei diesem schönen Wetter, Sport zu betreiben. Dazu kann ich jetzt die Nachmittage oder auch Abende nutzen, wo es früher häufig Sitzungen oder Besprechungen gab. Somit bleibt ein bisschen mehr Zeitressource.

Was wollen Sie mir in der dritten Woche erzählen?
UWE KRONEIS:
Relevant ist für mich, dass wir diese Vorgaben der Bundesregierung strikt einhalten sollen. Ich halte nichts von den ganzen Diskussionen, in denen das laufend angezweifelt wird. Es gibt immer Wissenschafter, die das so oder so sehen, für mich ist das wie: drei Juristen fünf Meinungen. Ich finde, es gibt jetzt diese Vorgaben und ich schätze, wir sind auf einem guten Weg in Österreich, wie die aktuellen Zahlen beweisen. Diese ewigen Zweifler und Nörgler, die meinen, ob das nun wirklich notwendig ist oder kann man die Vorgaben schon aufweichen und kann ich mich zu Ostern mit drei, fünf oder sieben Personen treffen – NEIN! Wir versuchen alleine zu bleiben, wir versuchen Abstand zu halten, wir versuchen mit jenen Menschen Zeit zu verbringen, mit denen wir in einem gemeinsamen Haushalt leben. Alles andere geht jetzt halt nicht! Ich denke mir, da sollte man jetzt strikt auf Linie bleiben, damit letztendlich unser Durchhalten und unser Zusammenhalten trotz Abstand, leichter oder schneller dazu führt, die Ausnahmesituation zu beenden.

Sie haben die Möglichkeit Ihren Mitmenschen eine Frage zu stellen, welche wäre das?
UWE KRONEIS:
Diese Frage stelle ich mir selbst sehr oft: Was lernen wir aus dieser Situation? Man liest derzeit überall, wir werden dann alle viel behutsamer miteinander umgehen, viel achtsamer sein, wir werden unsere Zeit mehr zu schätzen wissen, ebenso den Umgang mit den Mitmenschen, den persönlichen Kontakt, und, und, und...
Da bin ich mir nicht so sicher. Ich bezweifle das ein bisschen. Denn, so glaube ich, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Wenn dann zwei, drei oder vier Wochen ins Land gezogen sind und wir das alles Gott sei Dank überstanden haben, dann sind wir wahrscheinlich leider schnell wieder im alten Fahrwasser. Ich würde mir wünschen, dass wir was daraus lernen. Bitte lernen wir was daraus! Jeder für sich soll aus diesen drei, vier, fünf oder sechs Wochen, egal wie lange es dauern wird, etwas mitnehmen, für seine persönliche Zukunft aber auch für unsere Allgemeinheit, unserem Miteinander.

Interview: Jacqueline Juri

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