Es geht Richtung Nachhaltigkeit
Alexandra Stingl-Enge über aktuelle Bautrends
Von Energieeffizienz über Begrünung und Ressourcenschonung: Alexandra Stingl-Enge von Stingl-Enge Architekten ZT in Trofaiach sprach mit MeinBezirk.at über aktuelle Bautrends und das zunehmende Bewusstsein der Branche für Nachhaltigkeit.
BEZIRK LEOBEN. Blickt man sich in der Landschaft um, so lassen sich unterschiedliche Häuserformen und -designs erkennen – vom großen Mehrgenerationenhaus über das kleine Einfamilienhaus mit Satteldach bis hin zum modernen Bau mit Flachdach. Wir haben bei Alexandra Stingl-Enge vom Architekturbüro Stingl-Enge in Trofaiach nachgefragt, welche Bautrends sich aktuell aus ihrer Sicht erkennen lassen. Die Antwort darauf fiel relativ klar aus: Abgesehen davon, dass die Teuerungen und geänderten Kreditvergaberichtlinien unweigerlich einen Rückgang der allgemeinen Bautätigkeit zur Folge hatten, gehe der Trend klar in Richtung Nachhaltigkeit.
"Es gibt immer mehr Bewusstsein dafür, dass man nachhaltige Baustoffe, wie zum Beispiel Holz verwendet – gerade auch im privaten Bau und gerade in der Steiermark beziehungsweise bei uns in der Region, wo es einfach sehr viel Holz gibt."
Alexandra Stingl-Enge, Stingl-Enge Architekten ZT
Gekoppelt an Förderungen vom Land und Bund habe auch das Thema energieeffizientes Bauen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Neben dem Einsatz von erneuerbaren Energien gehe es darum, den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren und Häuser gut zu dämmen, um mögliche Wärmeverluste zu vermeiden. Ein großes Thema sei auch die Begrünung, insbesondere von Dächern, aber auch von Fassaden. "In vielen Orten wird eine solche sogar schon vorgeschrieben", berichtet Stingl-Enge und ergänzt, dass dies in Städten ein größeres Thema sei als in ländlichen Gebieten, wo es ohnehin viel Grün gebe. Gerade im urbanen Raum mit hohem Versiegelungsgrad würde sich das Grün positiv auf das Stadtklima auswirken, erläutert die Expertin.
"Nutzen, was da ist"
Nachhaltigkeit habe laut Stingl-Enge aber noch eine weitere Facette: "Eine ganz wichtige Überlegung ist, wo situiert man sich überhaupt? Aus meiner Sicht als Planerin geht es da stark um Ressourcenschonung." In anderen Worten: "Nutzen, was da ist, bevor neue Grünflächen versiegelt werden", bringt die Ziviltechnikerin die Thematik auf den Punkt. Viele Häuser und Gebäude stünden leer oder würden nur von einer Person bewohnt. Mit leichten Adaptierungen und Renovierungsarbeiten ließen sich viele davon wieder nutzbar machen. Auch dem Konzept des Mehrgenerationenwohnens kann Stingl-Enge etwas abgewinnen. Bestehende Beispiele würden zeigen, dass durch das Zusammenleben von Jung und Alt teils neue, spannende Synergien entstehen.
Ausbauten von Dachgeschossen seien eine weitere, gute Möglichkeit, Ressourcen zu schonen und die Versiegelung von wertvollen Grünflächen zu vermeiden. "Die Infrastruktur ist in solchen Fällen schon da, das ist natürlich einen Vorteil", betont Stingl-Enge.
Digitalisierung und Recycling
Zu guter Letzt sei auch im Bausektor die Digitalisierung zu spüren. 3D-Simulationen seien heutzutage selbstverständlich. "Zudem gewinnt das zirkuläre Bauen an Bedeutung – wenn auch eher bei größeren Vorhaben", erläutert die Ziviltechnikerin. "Die Tendenz geht in die Richtung, dass Baustoffe wiederverwendet werden, wenn ein Gebäude abgerissen wird", so Stingl-Enge. Hier gebe es bereits erste Plattformen, auf denen alte Baustoffe gehandelt würden, berichtet die Expertin.
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