Bauern gehen für faire Preise auf die Straße

Den Bauernvertretern (v.l. Karl Kaufmann, Robert Hafellner, Andreas Steinegger, Andreas Kühberger) vergeht das Lachen, wenn sie über die Preise sprechen, die ihnen der Handel für ihre Produkte bietet.
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LEOBEN, TROFAIACH. Stirbt der Bauer, stirbt das (Kultur-)Land. Klingt drastisch, doch im Grunde ist es niemand sonst als die Landwirte, die Felder bestellen, Wälder in Schuss halten und die Alm erst zur Alm machen - ohne deren Einsatz würde sich die Steiermark, ja ganz Österreich mit einem deutlich anderen Gesicht zeigen. 300.000 Bauern gab es in den 1980er Jahren noch bundesweit, 160.000 sind es heute noch. Warum? Weil es immer schwerer wird in einem härter werdenden, globalisierten Markt für den Einzelnen zu bestehen.

Dumping-Preis für Milch

"Es ist leider so, dass sich der Handel, der eigentlich immer unser Partner war, immer mehr aus dieser Partnerschaft herausentwickelt hat", so Robert Hafellner, Bauernbundobmann des Bezirkes Leoben. "Alleine in der Steiermark sperren pro Monat 70 landwirtschaftliche Betriebe zu, weil unser Anteil am Produktpreis immer weiter sinkt." In Zahlen: Bekam der Milchproduzent vor einem halben Jahr noch 38 Cent pro Litr Milch, so sind's heute nur mehr 30. Und das bei Produktionskosten zwischen 28 und 34 Cent pro Liter - dass diese Rechnung nicht aufgehen kann, liegt mehr oder weniger auf der Hand.
Ein anderes Beispiel ist die Schweinezucht, wie Andreas Steinegger vom Bauernbund erklärt: "Der durchschnittliche Schweinezuchtbetrieb in der Steiermark hat um die 90 Schweine, bei höher produzierenden Betrieben finden sich bis zu 1200 Tiere im Stall. Das ist eine Übermacht, mit der wir nicht mithalten können." Früher bewirtschaftete man im Schnitt 24 Hektar Land pro Hof, heute sind es 45 und trotzdem gehe es sich nicht aus, erfolgreich zu reüssieren, so Steinegger weiter.

Qualität top, Entlohnung fl...

So ganz das Treiben des Handels nachvollziehen kann auch Andreas Kühberger, Bezirksparteiobmann der ÖVP, nicht. Kühberger: "Der Handel wirbt einerseits mit den hochwertigen Produkten der heimischen Bauern, andererseits ist er aber nicht bereit, uns angemessene Preise für eben diese zu zahlen. Das zwingt Familienbetriebe in die Knie. Wie kann man den Kunden mit einerseits mit hoher Qualität locken, andererseits aber alles zu Dumpingpreisen verschleudern?"

Bauern leiden unter Embargo

Besonders hart getroffen wurden die heimischen Erzeuger außerdem vom EU-Embargo gegen Russland sowie vom Zusammenbruch des chinesischen Marktes. Seit es mit China wirtschaftlich bergab ging haben sich auch die Exporte der Landwirte um 45 Prozent verringert. Im Extremfall könnte alleine dies das Aus für eine Reihe von weiteren agraischen Betrieben in Österreich bedeuten. Ebenso zwingen Hygiene- und Produktionsstandards viele Bauern in die Knie. Diese sind in Österreich extrem hoch angesetzt während in anderen Ländern deutlich niedrigere gelten - so wundert es wenig, wenn Milch und Fleisch aus dem Ausland am Markt um einiges billiger gehandelt werden als die selben Erzeugnisse aus der Alpenrepublik.

Den Landwirten reicht's!

Den Bauern reicht's, daher rufen sie am Samstag, den 12. September auch zur steiermarkweiten Großdemo an. "Die Veranstaltung für den Bezirk Leoben beginnt um 9.30 Uhr am Hauptplatz in Trofaiach. Wir fordern, dass der Handel uns wieder gerechte Entlohnung für unsere Produkte zahlt, daher gehen wir auf die Straße!", so Landesrat Karl Kaufmann. Rund 100 Bauern aus dem Bezirk werden dazu erwartet - eingeladen ist aber natürlich jeder, der unsere Landwirte bei ihrem Kampf gegen die Giganten des Handels unterstützen möchte. Wer möchte kann danach auch noch mit dem Bus nach Graz mitfahren, wo um 14.00 Uhr am Hauptplatz die Hauptveranstaltung des Tages stattfindet.
Man wolle nicht, dass der Kunde im Geschäft mehr für die Produkte zahlt, so die Bauernvertreter geschlossen, aber man fordere faire Preise, um dem Bauernsterben ein Ende zu setzen.
"Alle denken immer, dass es den Bauern sowieso so gut geht, weil wir ja auch Förderungen bekommen. Aber ich frage mich, wenn es uns wirklich so gut ginge, warum hören dann immer mehr Bauern auf und kein einziger fängt neu in diesem Beruf an?", so Hafellner abschließend.
Simon Pirouc

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