Frauen in der Industrie
Reviersteigerin am Erzberg prägt den Wandel

- Julia Vargek-Ipsa ist Reviersteigerin am Erzberg und trägt große Verantwortung.
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Julia Vargek-Ipsa lebt ihren Traumjob als Reviersteigerin am Erzberg. In einer Branche, die nach wie vor von Männern dominiert wird, hat sie sich durchgesetzt – mit Know-how, Rückgrat und einer großen Portion Schlagfertigkeit. Ihre Geschichte zeigt: Wer seinen Weg geht und an sich glaubt, kann Berge versetzen – oder zumindest am Erzberg ordentlich mitmischen.
BEZIRK LEOBEN. Trotz zahlreicher Fortschritte bestehen in vielen peripheren Industrieregionen Europas weiterhin große Herausforderungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Besonders in traditionell männlich geprägten Branchen wie Industrie und Bergbau sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert und mit strukturellen sowie kulturellen Barrieren konfrontiert.

- Die 50-Jährige genießt jeden Tag "draußen am Berg" und würde ihren Weg heute genauso nochmal gehen.
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Der Verein Steirische Eisenstraße ist seit einem Jahr Partner im EU-Projekt WIN (Improving the position of Women in the labour markets of peripheral INdustrial regions). Dieses Projekt setzt genau hier an: Es will Frauen in diesen Regionen stärken, Zugänge zu qualifizierten Berufen verbessern und langfristig für mehr Gleichstellung sorgen. Dies geschieht in Zusammenarbeit von sieben ausgewählten europäischen Regionen aus Tschechien, Österreich, Ungarn, Slowenien, Bulgarien, Serbien und Bosnien-Herzegowina.
Die Überalterung der Erwerbsbevölkerung und der Bevölkerungsrückgang stellen den Industriestandort Leoben/Eisenstraße vor Herausforderungen am Arbeitsmarkt. Frauen haben daher sehr gute Job- und Karrierechancen in Industrie, Bergbau und Technik – von der Produktion bis ins Management.
„Mit diesem Projekt wollen wir positive Veränderungen vor Ort in Gang setzen und die vielfältigen Möglichkeiten demonstrieren, die Frauen in den verschiedenen Bereichen von Industrie, Technik und Forschung in der Region vorfinden“, so Mario Abl, Obmann des Vereins Steirische Eisenstraße. Im Rahmen dieser Serie werden zehn Frauen als „Role models“ vor den Vorhang gebeten, die erfolgreich eine Karriere in diesen Arbeitsbereichen beschritten haben.
Am Berg das Sagen
Keine Sekunde hat sie je eine ihrer Entscheidungen bereut, erzählt Julia Vargek-Ipsa überzeugt. Ihren Arbeitsplatz als Reviersteigerin am Erzberg beschreibt sie als den schönsten der Welt. Denn ohne sie läuft am Berg gar nichts. Als Produktionsleiterin organisiert sie die Abläufe und ist für die Schichteinteilung, aber vor allem auch für die Sicherheit der Mitarbeiter zuständig. Auch bei den großen Veranstaltungen wie Erzbergrodeo, Adventure Days oder Promibüßen gibt sie den Ton am Erzberg an.
Die VA Erzberg GmbH betreibt den Erzberg, den größten Erztagebau Mitteleuropas. Sie ist ein bedeutender Rohstoffproduzent, der jährlich rund 3 Millionen Tonnen Erz abbaut. Der Erzberg ist nicht nur der größte Erztagebau in Mitteleuropa, sondern auch die bedeutendste Erzlagerstätte der Alpen. Außerdem ist er ein beliebter Ausflugsort, mit verschiedenen Aktivitäten wie Haulyfahrten oder dem Schaubergwerk und auch bekannt für das Erzbergrodeo.

- Auch bei den großen Veranstaltungen wie Erzbergrodeo, Adventure Days oder Promibüßen gibt sie den Ton am Erzberg an.
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Schon immer habe sie sich für Technik interessiert: „Eigentlich wollte ich ja Mechanikerin werden, nachdem Krankenschwester nicht so meins war," schmunzelt die 50-Jährige. Aber dann entschied sie sich für ein Studium. Nachdem es sie immer hinaus gezogen hat, wie sie sagt, hatte sie die Idee von der Kunststofftechnik schnell verworfen und entschied sich für das Bergbaustudium an der Montanuniversität. „Ich hab mir damals gesagt, ich versuche es ein Jahr und sehe mir an, ob es mir gefällt. Letztlich ist es dann aber auch dabei geblieben."
Zufälliges Wiedersehen brachte Wende
Nach dem Studium hat es Vargek-Ipsa vorerst ins Ausland verschlagen. Nach weiteren Stationen in Salzburg und Kitzbühel führte der Weg dann allerdings zurück zum Erzberg. Denn schon während des Studiums absolvierte sie hier ein Praktikum. Ein zufälliges Wiedersehen mit einem der Geschäftsführer bei einer Tagung Jahre später sorgte dafür, dass die Dinge ihren Lauf nahmen. „Er meinte, es wäre ein Posten frei, der interessant für mich wäre und ich solle mich bewerben.“ Zu diesem Zeitpunkt wollte sich die gebürtige Burgenländerin, die des Jobs wegen nach Leoben übersiedelte, ohnehin beruflich verändern.

- Als Produktionsleiterin ist Julia Vargek-Ipsa für die Schichteinteilung, vor allem auch für die Sicherheit der Mitarbeiter zuständig und sie organisiert die Abläufe.
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Seit 2018 ist die gebürtige Burgenländerin, die des Jobs wegen nach Leoben übersiedelte, nun als Reviersteigerin am Erzberg im Einsatz. Die Leidenschaft für ihren Job fasst sie mit drei Worten zusammen: „Ich bin angekommen.“ Mit Hürden hatte sie in ihrer beruflichen Laufbahn nie zu kämpfen, aber dennoch musste sie sich in der männlichen Arbeitswelt behaupten. "Als Frau muss man immer doppelt so viel können und den anderen beweisen, dass man was kann. Aber sobald das klar ist, ist die Akzeptanz groß."
Mit Schlagfertigkeit und Leidenschaft
Ausgestattet mit der notwendigen Portion Schlagfertigkeit – denn die braucht es unbedingt, meint sie augenzwinkernd – ist sie ihren Weg gegangen. Ihre größten Unterstützer waren ihre Eltern: „Sie haben immer gesagt, ich soll das tun, von dem ich überzeugt bin, und sie werden mich dabei unterstützen. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich bin.“ Sie selbst hat sich bewusst gegen eine Familiengründung entschieden. „Bei mir hatte immer das Studium und der Job Vorrang. Ich liebe meinen Job.“
Draußen am Erzberg genießt sie jede Minute. Aber dennoch gönnt sie sich auch Auszeiten – wenn auch spärlich gesät. „Dann genieße ich die Ruhe, am liebsten bei einem guten Buch oder unterwegs am Rad.“ Vor drei Jahren hat sie begonnen, Saxophon zu spielen. Seit kurzem hat sie einen eigenen Garten und macht sich hier ans Werk, wobei ihr Kater „Felix“ ihr gerne Gesellschaft leistet.

- Die Burgenländerin gönnt sich zwischendurch auch Auszeiten - mit einem guten Buch oder einer ausgiebigen Radtour.
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Was die 50-Jährige jungen Mädchen mit auf den Weg geben möchte? „Traut euch und geht immer euren Weg!“ Viele würden mit den üblichen Klischees und Vorurteilen kämpfen. Sie trauen sich nicht, „typisch männliche Berufe“ zu ergreifen. Vargek-Ipsa kann sich jedeoch nichts Schlimmeres vorstellen, als täglich eine Arbeit zu verrichten, die keine Freude bereitet. „Man sollte nie eine verpasste Gelegenheit bereuen!“
Dieser Beitrag wurde in Kooperation mit dem Verein Steirische Eisenstraße, mit Unterstützung durch die Europäische Union erstellt.
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